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Analyse

plus-iconExpertenstimmen zum Israel-Iran-Konflikt

Fällt das Iran-Regime, schwindet Chinas Einfluss dort – 400-Milliarden-Deal futsch?

Mit großer Sorge blickt Peking auf die Lage im Nahen Osten. Was, wenn das befreundete Mullah-Regime fällt? Es geht um Geopolitik im großen Stil.

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Am 16. Juni 2025 erfolgte ein israelischer Angriff auf ein Gebäude des iranischen Staatssenders.

Foto: Stringer/Getty Images

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Lesedauer: 5 Min.

In Kürze:

Iranisches Öl geht billig nach China.
Einfluss: China hat einen großen Einfluss auf den Iran durch Handel.
Waffen: Der Iran benötigt chinesische Waffen und produziert Drohnen für Russland.
Chinas große Sorge beim Zusammenbruch des Regimes sind der Indopazifik und die USA.

 
Am Freitag, 13. Juni, begann Israel mit Verweis auf eine angeblich bevorstehende Gefahr einer iranischen Atombombe mit einem überraschenden Großangriff auf militärische Ziele, Atomanlagen sowie hochrangige Militärführer und Atomwissenschaftler des Iran. Der Iran antwortete mit Raketen und Drohnen. Seither befinden sich beide Länder im Krieg.
Im Hintergrund des Israel-Iran-Konflikts beobachtet im fernen Peking das KPCh-Regime die Entwicklung im Nahen Osten wahrscheinlich mit Sorge. Wie könnte sich der Krieg auf Chinas Geostrategie auswirken?

Über 90 Prozent des iranischen Öls gehen nach China

Laut Kpler, einem Anbieter internationaler Handelsdaten, gehen derzeit mehr als 90 Prozent der iranischen Ölexporte nach China, das mittlerweile zum größten Ölimporteur der Welt geworden ist.
Trotz internationaler Sanktionen kaufen viele kleinere chinesische Raffinerien iranisches Öl zu einem enorm günstigen Preis. Da dies in chinesischer Währung geschieht, kann der Iran wiederum nur in China einkaufen gehen, was seine wirtschaftliche Abhängigkeit von Peking weiter verschärft.

Ein Treffen zwischen dem iranischen Außenminister Javad Zarif (l.) und dem chinesischen Außenminister Wang Yi (r.) in Peking am 31. Dezember 2019.

Foto: Noel Celis / Pool/AFP via Getty Images

Nach Einschätzung von Su Tzu-yun, Direktor für Verteidigungsstrategie am taiwanischen Institute for National Defense and Security Research, kontrolliere China den Iran bereits seit Langem, hauptsächlich durch Handel. Zur Stärkung der „diplomatischen Zusammenarbeit“ investiere Peking in iranische Infrastruktur und verkaufe dem Regime Waffen, erklärte er gegenüber Epoch Times am 18. Juni.
Am selben Tag sprach Epoch Times mit Zheng Qinmo, Direktor für internationale Beziehungen an der Tamkang University in Taiwan: „China investiert massiv in den Iran, und der Iran schuldet China viel Geld“, so Zheng, der erklärte, dass die Hälfte der iranischen Ölexporte nach China für die Rückzahlung von Schulden seien „und die andere Hälfte wird zu einem sehr niedrigen Preis verkauft“.

400-Milliarden-Dollar-Kooperationsabkommen

2021 schlossen die beiden Länder im Rahmen von Chinas Neuer Seidenstraße ein Kooperationsabkommen für 25 Jahre ab. Das Megageschäft ziele laut Zheng darauf ab, „den Iran als Basis für die Expansion im Nahen Osten zu nutzen und ihn zu einem Bollwerk für die herrschende Kommunistische Partei Chinas zu machen, um den Westen einzudämmen“.
Bei einem Zusammenbruch des Regimes in Teheran könnten Chinas Infrastrukturinvestitionen im Iran verloren gehen, so Zheng, der weiter sagte, dass der 400-Milliarden-Dollar-Vertrag dann nur noch „Altpapier“ sei.
Für China habe sich die Situation bereits geändert, so Zheng: „Derzeit dominieren die Vereinigten Staaten die Lage im gesamten Nahen Osten.“

Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping spricht während der Eröffnungszeremonie des dritten Seidenstraßen-Forums in der Großen Halle des Volkes in Peking am 18. Oktober 2023.

Foto: Pedro Pardo/AFP via Getty Images

Iranisches Öl, chinesische Waffen und Drohnen für Russland

Christopher Balding, Senior Fellow bei dem britischen Thinktank Henry Jackson Society, lebte mehr als ein Jahrzehnt in Vietnam und China, bis er in die USA übersiedelte. Früher war Balding Professor an der Fulbright University Vietnam und der HSBC Business School der Peking University Graduate School.
In einem Gastkommentar für die Epoch Times verwies der Experte darauf, dass bereits bei verschiedenen iranischen „Kunden“ chinesische Waffen entdeckt worden seien – wie bei Hamas, Hisbollah und Houthis. Zudem sei der Iran für seine Drohnenproduktion auf chinesische Komponenten angewiesen, womit er bislang die enorme russische Nachfrage bedient habe, so Balding.
Ein Ausfall der iranischen Produktionskapazitäten könnte demnach erhebliche Auswirkungen auf den Krieg zwischen Russland und der Ukraine haben, insbesondere auf die russischen Drohnenkapazitäten.

Chinas große Sorge: Die USA im Indopazifik

Wie Balding noch erklärte, „wäre jede Veränderung des Sicherheitsstatus Irans für Peking äußerst beunruhigend“ – und würde es „den USA ermöglichen, mehr Verteidigungsressourcen für den Indopazifik bereitzustellen“.
Ähnliches meinte auch Su, der taiwanische Verteidigungsexperte: „Nachdem die Trump-Regierung und Israel den Einfluss Chinas und Russlands im Nahen Osten vollständig beseitigt haben, könnten die Vereinigten Staaten eine Wende einleiten und sich der Bedrohung durch die KPCh im Indopazifik stellen.“
Steffen Munter – Journalist und Autor. Er schreibt mit gesundem Menschenverstand über deutsche und internationale Politik, China und gesellschaftliche Entwicklungen.

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