Erinnerungen an den amerikanischen Komponisten Alan Shulman

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Foto: Jay Shulman
Von 27. Mai 2010

Alan Shulman (1915-2002) war ein Künstler, der einen führenden Platz unter Amerikas größten Komponisten verdient.

Mein Vater, Oscar Shumsky, mein Onkel William Carboni und Alan Shulmann waren allesamt Streichmusiker im berühmten NBC Symphony Orchestra unter Arturo Toscanini, und sie waren enge Freunde. Die Geschichten die ich damals als Heranwachsender von ihnen hörte, waren legendär.

Mein Vater hatte ein unglaubliches Gehör und kannte alle Quartette auswendig. Nur noch ein anderer Streicher konnte die Harmonien eines jeden ihm gegebenen Stückes auf seinem Instrument spielen: Alan Shulman. Er war ein großer Cellist und sein Gehör war phänomenal. Die Musiker aus New York erstarrten in Ehrfurcht vor dieser seltenen Gabe.

Es gibt nicht viele klassisch ausgebildete Musiker, die sich wie Alan Shulman sowohl der Virtuosität auf ihrem Instrument als auch des Fleißes und des Ideenreichtums zum Komponieren rühmen können.

Wie selten ist diese Fähigkeit? Geschichten über solche große Leistungen sind rar, und werden  nur über die Größten der Großen erzählt. Es heißt, dass Mozart, wenn er einen Part verlegt hatte, ihn aus dem Gedächtnis niederschreiben konnte. Fritz Kreisler sprang einmal aus dem Publikum auf, um den zehn Jahre alten Oscar Shumsky beim Spiel seiner Werke aus dem Stegreif  zu begleiten.

Bei dieser Aufführung sollten mein Vater und der Philanthrop Ernest Schelling ein Stück von Kreisler spielen. Da bemerkte Schelling Kreisler im Publikum. Er sagte: „Fritz, ich bin sicher du kannst unseren jungen Burschen hier besser begleiten als ich.“ Kreisler ging ans Klavier und spielte ohne andere musikalische Unterstützung die Begleitung für meinen jungen Vater an der Geige.

Der zehn Jahre alte Shumsky verehrte Kreisler.  Als er die andersartige Begleitung Kreislers hörte, war er verwirrt. Mein Vater erzählte: „Fritz spielte alles aus dem Gedächtnis.“ Es klang zwar ähnlich der niedergeschriebenen Begleitung, die er aber auf der Stelle in neuen Harmonien improvisierte. Darin zeigte Kreisler seinen kreativen Geist und sein Talent.

Alan Shulman hatte ebenso diese Qualitäten. Alans Cello Lehrer war der legendäre Felix Salmond, der alle amerikanischen Größen wie Leonard Rose (der Lehrer von Yo Yo Ma und Lynn Harrel), Frank Miller (Toscaninis erster Cellist und Lehrer von Leonard Rose), Alan Shulman und viele andere großartige Musiker unterrichtete.

Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Musiker der Renaissance und unterrichtete die, die für Funk und Fernsehen komponierten. Frank Sinatra erkannte schnell das Genie Schulmans und wollte ihn für seine Tourneen haben und als Hilfe, seine Arrangements zusammen zu bringen.

Ich bin sicher, dass  Paul Hindemith, einer der Größen des zwanzigsten Jahrhunderts, einen bleibenden Einfluss auf ihn ausübte. Alan studierte zusammen mit Hindemith auf der Juillard School Komposition. Hindemith, ein höchst individueller Komponist, flößte Schulman die Disziplin und die Aufrichtigkeit ein, die es in diesem Handwerk braucht.

Beide machten sich um ihr auserwähltes Instrument verdient. Hindemith, ein Geigenvirtuose komponierte eine unglaubliche Fülle an Musikstücken und schrieb zusätzlich eine Menge Geigen-Literatur für ein Instrument mit einem relativ kleinen Repertoire. Alan Shulman war gleichermaßen ein großer Cellist und komponierte viele wundervolle Stücke für Streicher.

Beide waren der Inbegriff für praktisch veranlagte Musiker. Hindemith schrieb und spielte Musik zu jedem Anlass. Eines seiner größten Stücke wurde während einer Zugfahrt, wortwörtlich über Nacht, geschrieben. „Trauermusik“ kommt einem da in den Sinn, das für Geige und Streichorchester geschrieben wurde. Alan war ihm sehr ähnlich.

Alan forderte von sich bei jeder ihm angetragenen musikalischen Aufgabe höchste Qualität. Dasselbe erwartete er von seinen Kindern, die auch zu exzellenten Musikern wurden. Als Meister der Kammermusik bildete Schulmann sein eigenes Familienstreichquartett. Das Stuyvesant Streichquartett mit Sylvan Schulman, seinem Bruder, Harry Glickman, beide Geige, Louis Kievman, Geige, und Alan am Cello. Es war eines der besten Streichquartette jener Tage.

Perfektion und sein Bestes geben zu dem musikalischen Ziel, das er anstrebte, das war die ultimative Reise für Alan Schulman. Dennoch war Alan vor allem ein stets bescheidener „praktisch veranlagter“ Musiker.

Das ruft einem ein Zitat eines anderen praktisch veranlagten Musikers ins Gedächtnis. Ich meine J.S. Bach, den wohl größten Komponisten aller Zeiten: „Ich habe mein ganzes Leben sehr hart gearbeitet, und mit der Arbeit, die ich investiert habe, hätte das jeder erreichen können. Es war alles zur Ehre Gottes.“

Ich denke oft über dieses Zitat nach und wünsche mir, ich könnte es auch so sehen, dass jeder das, was Bach gelang, hätte erreichen können. Und schon könnte ich mir ganz leicht vorstellen, wie Alan Shumans Bescheidenheit die allgemeine Arroganz überwindet.

Weitere Informationen zu Alan Shulman finden Sie hier: www.capital.net/com/ggjj/shulman

Originalartikel auf Englisch: Alan Shulman-A Musical Phenomemon

Foto: Jay Shulman


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