Heute im Osloer Rathaus
Friedensnobelpreisträgerin kommt doch nach Oslo
Es kommt selten vor, dass bei der Verleihung des Friedensnobelpreises die wichtigste Person im Raum fehlt. Der Venezolanerin María Corina Machado drohen schwere Repressionen durch ihre Regierung. Sie selbst ist seit Anfang 2025 untergetaucht und lebt versteckt.

María Corina Machado ist die diesjährige Friedensnobelpreisträgerin. (Archivbild)
Foto: Jesus Vargas/dpa
Die diesjährige Friedensnobelpreisträgerin Maria Corina Machado aus Venezuela kommt doch nach Oslo.
Sie werde es zwar nicht rechtzeitig zur heutigen Zeremonie oder anderen Veranstaltungen schaffen, aber im Laufe des Tages in Oslo eintreffen, sagte der Direktor des norwegischen Nobelinstituts, Kristian Berg Harpviken, dem Rundfunksender NRK. Man werde sie feiern, wenn sie kommt. Machados Tochter Ana Corina Sosa wird den Preis im Namen ihrer Mutter entgegennehmen.
Zuvor sagte Harpviken, dass sie nicht kommen werde: Die 58-Jährige sei nicht in Norwegen und werde auch nicht bei der Preiszeremonie auf der Bühne stehen, sagte er dem Rundfunksender NRK. Wo sich Machado aufhalte, wisse er nicht.
Einsatz für die Demokratie in Venezuela
Das norwegische Nobelkomitee hatte im Oktober verkündet, dass die an einem geheimen Ort innerhalb Venezuelas lebende Machado in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird. Das Komitee sprach ihr den renommierten Preis „für ihren unermüdlichen Einsatz für die demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes und für ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von Diktatur zur Demokratie“ zu.
Die 58-Jährige widmete die Auszeichnung daraufhin „dem leidenden Volk Venezuelas“ sowie US-Präsident Donald Trump für seine Unterstützung der venezolanischen Opposition. Venezuelas autoritärer Präsident Nicolás Maduro bezeichnete sie im Anschluss indirekt als „dämonische Hexe“ – ihren Namen nimmt er für gewöhnlich nicht in den Mund.
Machado gilt als einende Kraft der Opposition in Venezuela und als entschiedene Widersacherin des seit 2013 autoritär regierenden Maduro. Sie hatte sich 2023 um die Präsidentschaftskandidatur in ihrem Land bemüht, wurde jedoch wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten von der Wahl im darauffolgenden Jahr ausgeschlossen. Kritiker werfen Maduro systematische Wahlmanipulation vor.
Hohes persönliches Risiko
Machado ist vor geraumer Zeit aus Sorge um ihre Sicherheit innerhalb ihres Landes abgetaucht. Das Nobelkomitee war bislang davon ausgegangen, dass sie für die Preiszeremonie nach Oslo kommen könnte. Sie selbst hatte beteuert, alles daranzusetzen, um für die größte Ehrung ihres Lebens in die norwegische Hauptstadt reisen zu können.
Die venezolanische Staatsanwaltschaft hatte damit gedroht, Machado aufgrund verschiedener Ermittlungen gegen sie als flüchtig zu betrachten, sollte sie das Land verlassen. Ihr würde damit möglicherweise die Festnahme, ein Einreiseverbot oder Schlimmeres drohen, wenn sie aus Oslo nach Venezuela zurückkehren würde.
„Mir sind alle erdenklichen Verbrechen vorgeworfen worden, bis hin zu Terrorismus“, sagte Machado jüngst in einem NRK-Interview. „Das Regime ist sehr deutlich geworden. Maduro hat gesagt, dass sie mich töten werden, wenn sie mich erwischen.“
Verhinderte Nobelpreisträger absolute Ausnahme
Es kommt bei den seit 1901 vergebenen Nobelpreisen selten vor, dass Preisträger ihre Auszeichnungen nicht persönlich in Empfang nehmen können. Fünf Friedensnobelpreisträgern war dies in der Preisgeschichte verwehrt geblieben, weil sie zum Zeitpunkt ihrer Auszeichnung in ihren Heimatländern inhaftiert waren.
Zu ihnen zählten der deutsche Journalist Carl von Ossietzky 1935, die myanmarische Politikerin Aung San Suu Kyi 1991, der chinesische Menschenrechtler Liu Xiaobo 2010 sowie zuletzt der belarussische Anwalt Ales Bjaljazki 2022 und die iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi 2023.
Der vietnamesische Politiker Le Duc Tho war 1973 der bislang einzige Friedensnobelpreisträger, der den ihm zugesprochenen Preis aus freien Stücken ablehnte. Er war damals gemeinsam mit US-Außenminister Henry Kissinger ausgezeichnet worden und begründete die Zurückweisung des Preises damit, dass in Vietnam immer noch kein Frieden herrsche.
Der Friedensnobelpreis wird traditionell am 10. Dezember feierlich im Osloer Rathaus überreicht – die Zeremonie findet heute um 13:00 Uhr statt.
Am selben Tag, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896), werden später alle anderen Nobelpreise in den weiteren Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Wirtschaftswissenschaften in Stockholm überreicht.
Dotiert sind die Preise in diesem Jahr mit jeweils elf Millionen schwedischen Kronen (rund einer Million Euro) pro Kategorie. (dpa/red)
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