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Hälfte der Betroffenen noch ohne Strom

Linksextremisten bekennen sich zu Anschlag auf Berliner Stromnetz

Nach einem mutmaßlich linksextremistischen Brandanschlag auf das Berliner Stromnetz sind noch immer tausende Haushalte ohne Strom. Ein Bekennerschreiben auf „indymedia“ ruft zu weiteren Anschlägen auf kritische Infrastruktur auf. Politik und Sicherheitsbehörden reagieren mit scharfer Verurteilung und erhöhter Wachsamkeit.

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Die Polizei ermittelt zu einem Brandanschlag auf Strommasten in Berlin.

Foto: Jens Kalaene/dpa

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Lesedauer: 6 Min.


In Kürze:

  • Tausende Haushalte und Betriebe in Berlin nach Brandanschlag ohne Strom.
  • Linksextremistisches Bekennerschreiben auf „indymedia“ veröffentlicht.
  • Bürgermeister Wegner: Täter gefährden bewusst Menschenleben.
  • BKA hatte bereits Ende August vor Gefahren für kritische Infrastruktur gewarnt.

Nach dem mutmaßlichen Brandanschlag auf das Versorgungsnetz im Südosten von Berlin sind auch am Mittwoch, 10. September, noch mehrere tausend Haushalte und Unternehmen ohne Strom. Etwa für die Hälfte der rund 45.000 betroffenen Kunden konnte am Dienstag die Stromversorgung wiederhergestellt werden.
Am frühen Dienstagmorgen hatten bislang Unbekannte zwei Starkstrommasten in Berlin-Johannisthal in Brand gesetzt. Sie verwendeten dabei bisherigen Erkenntnissen zufolge einen Brandbeschleuniger. Wie der RBB berichtete, befanden sich die Masten am Königsheideweg. Das Feuer wurde erstmals gegen 3:30 Uhr bemerkt, die Feuerwehr brauchte eine Stunde, um den Brand zu löschen.

Bekennerschreiben zu Anschlag mit Aufruf zu weiteren Sabotageakten

In einem Bekennerschreiben auf der als linksextremistisch eingestuften Seite „indymedia“ haben sich „Einige Anarchist:innen“ zu der Tat bekannt. In dem Text heißt es, der Anschlag richte sich gegen „Firmen und Forschungsinstitute aus den Bereichen IT, Robotik, Bio- & Nanotech, Raumfahrt, KI, Sicherheits- und Rüstungsindustrie“.
Die Urheber des Schreibens richten sich gegen eine Militarisierung und die „faschistische Fratze“, die sich hinter dem „neoliberalen Versprechen von Wohlstand“ zeige. Der Sabotageakt soll „auch ein Aufruf zur Ausweitung von offensivem Handeln im Allgemeinen, speziell aber von dieser Aktionsform sein“. Damit rufen die Verantwortlichen zu weiteren Anschlägen auf, da diese „zu einer effektiven Systemunterbrechung“ führen.
Bis dato gibt es keinen Gruppennamen für die Verantwortlichen.

Zehn Schulen bleiben am Mittwoch geschlossen

Betroffen von dem Anschlag waren dem Netzbetreiber „Stromnetz Berlin“ zufolge Endabnehmer in Berliner Stadtteilen wie Adlershof, Köpenick, Altglienicke oder Grünau, aber auch im Landkreis Dahme-Spreewald. Aber auch eine zweistellige Anzahl an Schulen, sieben Pflegeheime und mehrere Feuerwachen waren betroffen. Laut Medienberichten sind auch Notfallnummern über Stunden hinweg ausgefallen. Am Mittwoch blieben noch zehn Schulen infolge des Stromausfalls geschlossen.
Einige Bewohner von Pflegeheimen, in denen der Strom für Beatmungsgeräte fehlte, mussten in Krankenhäuser gebracht werden. Diese konnten ihren Betrieb mithilfe von Notstromaggregaten aufrechterhalten. Betroffen waren aber auch kleine Gewerbetreibende, Händler, Ärzte oder Restaurants.
Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner sprach von einem Anschlag, der sich gezielt gegen die Bevölkerung gerichtet habe. Die Täter hätten bewusst Menschenleben und die Sicherheit der Stadt gefährdet. Man werde Maßnahmen verschärfen, um die kritische Infrastruktur zu schützen. Wegner gab allerdings zu bedenken, dass es „hundertprozentige Sicherheit“ nicht geben könne.

Anschlag „nicht nur gegen Infrastruktur, sondern auch gegen Menschenleben“

Innensenatorin Iris Spranger verurteilte den Anschlag „aufs Schärfste“ und nannte ihn „respektlos gegenüber Menschenleben“. Geschäftsführer Roland Sillmann von der Wista Management GmbH, die den Technologiepark in Adlershof betreibt, äußerte, es sei zu früh, um den finanziellen Schaden betroffener Unternehmen zu beziffern. Anschläge wie dieser, so Sillmann, „richten sich nicht nur gegen die Infrastruktur, sondern auch gegen Menschen, denn sie gefährden Menschenleben“.
Bereits Ende August hatte das Bundeskriminalamt (BKA) sogenannte Sensibilisierungsschreiben ausgesandt. Diese richteten sich vor allem an Unternehmen der Rüstungsindustrie sowie an deren Zulieferer und Partner. Die Rede war darin von einer „abstrakten Gefährdungslage“ und möglichen Sachbeschädigungen oder Brandstiftungen, die vorwiegend von autonomen Linksextremisten ausgehen könnten.
In den vergangenen Jahren war es vermehrt zu extremistisch motivierten Anschlägen auf Einrichtungen der Infrastruktur gekommen. Diese hätten sich unter anderem gegen Stromleitungen oder Bahnstrecken gerichtet. Im Mai 2021 gab es jedoch auch einen Anschlag auf eine Baustelle in München, der ebenfalls die Stromversorgung umliegender Wohn- und Geschäftshäuser unterbrach. Dieser soll dem Elektronikkonzern Rohde & Schwarz gegolten haben – einem Zulieferer der Bundeswehr.

Schäden schnell im Bereich einer zweistelligen Millionenhöhe

Zu den folgenschwereren Anschlägen der jüngeren Zeit gehörte auch jener auf einen frei stehenden Strommast bei Erkner, Landkreis Oder-Spree, im März 2024. Zu diesem bekannte sich eine sogenannte Vulkangruppe. Das Ziel der Verantwortlichen war es, das Tesla-Werk in Grünheide zu schädigen. Es entstand jedoch nicht nur an diesem ein Schaden durch Produktionsausfall, auch zehntausende Bewohner, mehrere Unternehmen und Supermärkte mit ihren Warenlagern waren betroffen.
In München und Umgebung machten erst im Vorjahr Meldungen über eine Brandserie an Einrichtungen der kritischen Infrastruktur die Runde. Dabei soll es zu mehr als 30 Brandstiftungen an Autos, Handymasten, Baumaschinen, aber auch Bahnstrecken innerhalb von nur wenigen Monaten gekommen sein. Der Schaden wurde auf etwa 20 Millionen Euro geschätzt, die Polizei geht von politischem Extremismus als Hintergrund aus.
In den meisten Fällen von physischen Anschlägen auf Einrichtungen der kritischen Infrastruktur haben sich Linksextremisten zu diesen bekannt. Demgegenüber werden hinter Cyberangriffen häufig ausländische Akteure vermutet. Die Anzahl der linksextremistisch motivierten Straftaten stieg bundesweit im Jahr 2024 um 37,9 Prozent auf 5.857 Delikte. Dazu zählten insbesondere Sachbeschädigungen, Sabotage und Brandanschläge auf Infrastruktur.

Anschläge auf Bahn oder Stromversorgung gehen meist von Linksextremisten aus

Dass Rechtsextremisten inklusive sogenannter Reichsbürger oder Islamisten Anschläge auf Einrichtungen der kritischen Infrastruktur verüben, ist vergleichsweise selten der Fall. In solchen Fällen geht es um symbolträchtige Ziele wie etwa Impfzentren während der Corona-Pandemie.
Linksextremistische Anschläge auf Bahnstrecken oder Einrichtungen der Stromversorgung stehen im Kontext zu einem größeren Spektrum an Themen – von Atomtransporten über die Rüstung bis hin zum Klimaschutz.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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