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Schnarchen raubt nicht nur den Schlaf – sondern auch die Gesundheit

Die einen stört es kaum, die anderen hält es wach: Schnarchen. Warum es mehr als eine schlechte Angewohnheit ist, erklärt Gastautor und Heilpraktiker René Gräber in seiner wöchentlichen Kolumne bei Epoch Times.

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Schätzungen zufolge schnarchen mehr als 60  Prozent der über 50-jährigen Männer.

Foto: monkeybusinessimages/iStock

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Lesedauer: 11 Min.

Sie kommen verquollen in die Praxis. Müde. Unkonzentriert. Genervt. Manche schleppen ein Atemgerät mit sich herum, andere erzählen, dass der Partner ins Gästezimmer gezogen ist. Und dann höre ich oft den Satz: „Ich schnarche halt. Ist ja nichts Dramatisches, oder?“
Doch. Ist es. Schnarchen ist nicht einfach ein Geräusch. Es ist ein Alarmsignal.

Millionen tun es – und viele ahnen nicht, wie gefährlich es ist

Schätzungen zufolge schnarchen über 60 Prozent der Männer über 50 und etwa 40 Prozent der Frauen nach den Wechseljahren – Tendenz steigend. Dabei ist Schnarchen nicht gleich Schnarchen: Es gibt das primäre Schnarchen, bei dem keine Atemaussetzer auftreten.
Und es gibt die sogenannte obstruktive Schlafapnoe (OSA), bei der der Atem während des Schlafs immer wieder kurz aussetzt – teilweise über 100-mal pro Nacht. Letzteres kann massive gesundheitliche Folgen haben: Herzinfarkt, Schlaganfall, metabolisches Syndrom und Depressionen treten bei unbehandelter OSA deutlich häufiger auf.
Rund 4,5 Millionen Menschen in Deutschland tragen ein Atemtherapiegerät, meist eine sogenannte CPAP-Maske. Sie hält die Atemwege offen – und ist, wenn sie richtig angepasst wird, nachweislich lebensverlängernd. Sie kann die Schlafqualität, Konzentration und Leistungsfähigkeit spürbar verbessern. Das verdient Anerkennung.
Aber: Viele Patienten kommen damit nicht zurecht. Die Geräte stören den Schlaf, drücken auf die Psyche. Studien zeigen, dass nur jeder Zweite die Maske regelmäßig nutzt. Die anderen leiden weiter – unter chronischer Erschöpfung, Kopfschmerzen, Gewichtszunahme, Bluthochdruck. Und keiner denkt an das nächtliche Rasseln im Hals als mögliche Ursache.

Was beim Schnarchen im Körper passiert

Medizinisch betrachtet ist Schnarchen eine Atemflussstörung. Die Muskeln im Rachen entspannen sich im Schlaf, die Zunge sinkt zurück, die Atemwege verengen sich. Die einströmende Luft bringt das Gewebe zum Vibrieren – das typische Geräusch entsteht.
Problematisch wird es, wenn die Luft zeitweise nicht mehr durchkommt – dann sprechen wir von Apnoe. Der Körper reagiert mit Alarm: Stresshormone werden ausgeschüttet, der Blutdruck steigt, das Herz wird belastet.
Was viele nicht wissen: Die Tiefschlaf- und Traumschlafphasen werden verkürzt, die Regeneration bleibt auf der Strecke. Auch die Gehirnwellenmuster verändern sich – ein Grund, warum sich viele Schnarcher morgens fühlen, als hätten sie kaum geschlafen.

Schnarchen raubt vielen Menschen unbewusst den Schlaf.

Foto: megaflopp/iStock

Warum schnarchen wir eigentlich?

Die häufigste Antwort lautet: „Weil man übergewichtig ist.“ Das stimmt – aber es ist nur ein Teil der Wahrheit. In der Praxis sehe ich auch normal gewichtige, sportliche Menschen mit Schnarchproblemen. Naturheilkundlich denken wir in Funktionen und Regulationsstörungen. Und da zeigen sich interessante Zusammenhänge:
  • Zungenschwäche: Eine erschlaffte Zunge fällt leichter zurück – oft ein Zeichen für Mikronährstoffmängel wie Magnesium, Zink oder Silizium.
  • Schleimhautreizungen: Chronisch gereizte Schleimhäute durch Histaminüberschuss, stille Entzündungen oder alte Viruslast führen zu Ödemen – der Rachen wird enger.
  • Leberstress: Wer regelmäßig zwischen zwei und vier Uhr wach wird – und dabei oft schnarcht –, sollte an die Leber denken. Sie arbeitet auf Hochtouren – und sorgt für Schleimproduktion im Nasen-Rachen-Raum.
  • Stiller Reflux: Aufsteigende Magensäure oder Gallendämpfe reizen die oberen Atemwege – ohne dass Sodbrennen spürbar ist.
  • Zahn- und Kieferfehlstellungen: Gerade bei zurückliegendem Unterkiefer (Retrognathie) rutscht der Zungengrund leichter in den Rachenraum.
Dazu kommen äußere Faktoren: trockene Heizungsluft, Rückenlage beim Schlafen, Alkohol am Abend. Alles bekannte Einflüsse – aber selten wird gefragt, warum manche so empfindlich darauf reagieren.

Was hilft – und wie man wirklich etwas verändern kann

Die eine Lösung für alle gibt es nicht. Deshalb helfen viele Geräte nicht langfristig. Aber naturheilkundlich können wir gezielt ansetzen – individuell, alltagstauglich und mit einem klaren Blick auf die Ursachen:

Leber entlasten

Die Leber ist nachts besonders aktiv – in erster Linie zwischen zwei und vier Uhr. Wer zu dieser Zeit schnarchend wach wird, sollte genauer hinsehen. Bitterstoffe wie Löwenzahn oder Artischocke können die Leber entlasten. Empfehlenswert ist eine Löwenzahn-Tinktur: dreimal täglich 25 Tropfen – über mindestens sechs Wochen.
Wichtig ist, spätestens drei Stunden vor dem Schlafen nichts mehr essen, auch keinen Alkohol trinken. Und: Zucker, Süßes und Weißmehlprodukte sollten vom Speiseplan gestrichen werden. Die Kombination aus Bitterstoffen, warmem Abendessen und einem klaren Essrhythmus bringt für viele eine spürbare Erleichterung.

Zungentraining

Tägliche Übungen zur Stärkung der Zungen- und Rachenmuskulatur – beispielsweise myofunktionelle Therapie – halten die Atemwege frei. Doch viele benötigen hier Anleitung. Versierte Osteopathen oder Logopäden mit Erfahrung in funktionellen Kiefer- und Atemstörungen sind oft die besseren Ansprechpartner. Sie zeigen gezielte Übungen – besonders, wenn der Unterkiefer zurückliegt. Wer täglich übt, kann nach drei bis vier Wochen erste Erfolge erwarten.
Überbiss als Ursache für Schnarchen

Eine Kieferfehlstellungen etwa durch einen zurückliegenden Unterkiefer kann zum Schnarchen führen.

Foto: Koushik Chatterjee/iStock

Nasenspülungen

Tägliche Spülungen mit Emser Salz (isotonisch) beruhigen gereizte Schleimhäute und lassen sie abschwellen. Ideal: ein- bis zweimal täglich, auf jeden Fall abends vor dem Schlafengehen. Erste Besserung zeigt sich meist nach fünf bis sieben Tagen – vor allem, wenn zusätzlich Reizstoffe wie Rauch, Parfum, Alkohol und Histamin gemieden werden.

„Schleimhautpflege“ von innen

Hochwertige Omega-3-Fettsäuren aus Algenöl oder Fischöl helfen, stille Entzündungen zu regulieren – nicht nur in den Atemwegen. Auch Quercetin wirkt antientzündlich und antihistaminisch. Und: Bitte ausreichend stilles Wasser trinken – mindestens zwei Liter täglich. Erste Effekte sind nach drei bis vier Wochen zu erwarten.

Atemtherapie

Konsequente Atemtherapie wird oft unterschätzt. Doch gerade beim Schnarchen kann sie helfen. Besonders bewährt: die Buteyko-Methode oder Atemarbeit nach Middendorf. Ideal ist die Anleitung durch spezialisierte Atemtherapeuten oder erfahrene Yogalehrer. Geübt wird täglich fünf bis zehn Minuten – erste Erfolge sind nach zwei bis drei Wochen möglich. Adressen finden sich über Berufsverbände oder naturheilkundliche Praxen.

Mund zu, Nase auf

Die Nasenatmung ist essenziell – besonders nachts. „Mouth Taping“, also das Zukleben des Mundes mit speziellem Pflaster, kann helfen, wird aber nicht von allen toleriert. Wichtig: Diese Methode ist nur für Menschen mit freier Nasenatmung geeignet und darf bei Verdacht auf Schlafapnoe nicht ohne vorherige Diagnostik angewendet werden – es besteht Erstickungsgefahr.
Eine Alternative sind nasale Atempflaster, wie sie im Sport verwendet werden. Sie weiten die Nasenflügel sanft und verbessern den Luftstrom. In Kombination mit Nasenspülung und Schleimhautpflege oft ein wirksamer Einstieg – ganz ohne Pflaster auf dem Mund.

Mundpflaster sind umstritten, denn falsch angewendet droht Erstickungsgefahr.

Foto: Sevda Ercan/iStock

Wichtig: Wer regelmäßig schnarcht – besonders bei Tagesmüdigkeit, Konzentrationsproblemen oder nächtlichem Luftschnappen – sollte eine Schlafdiagnostik durchführen lassen. Ein ambulantes Screening oder eine Polysomnographie im Schlaflabor bringt Klarheit. Naturheilkundliche Maßnahmen können gezielt ergänzt werden, sind bei gesicherter Schlafapnoe jedoch keine alleinige Therapie.

Fazit: Schritt für Schritt – und dranbleiben

Schnarchen ist kein Charakterfehler und kein unausweichliches Schicksal. Es ist ein Hinweis darauf, dass Ihr Körper Unterstützung benötigt – und die kann ganz unterschiedlich aussehen. Die vielen naturheilkundlichen Ansätze, die Sie in diesem Artikel finden, sind keine starren Regeln, sondern ein Werkzeugkasten. Schauen Sie, was Sie besonders anspricht. Vielleicht ist es die Leberpflege, die Nasenspülung oder das Atemtraining. Fangen Sie an beliebiger Stelle an – und beobachten Sie, was sich verändert.
Nicht jeder reagiert sofort. Manchmal braucht es etwas Geduld. Manchmal auch gezielte Unterstützung – etwa durch einen Therapeuten, der Sie begleitet und individuell berät. Und wenn ein Verfahren nicht direkt wirkt: Bleiben Sie mutig. Probieren Sie das Nächste. Kombinieren Sie verschiedene Ansätze. Eine bewusste Ernährung, weniger Zucker und Alkohol am Abend, regelmäßige Atemübungen – all das tut fast jedem gut, ganz unabhängig vom Schnarchen.
Sprechen Sie auch mit Ihrem Arzt. Berichten Sie, was Sie bereits tun und was Ihnen hilft. Gute Ärzte beziehen naturheilkundliche Maßnahmen mit ein und können diese sinnvoll ergänzen.
Der Weg zu erholsamem Schlaf ist selten ein Sprint. Aber mit jedem Schritt, den Sie gehen, kommen Sie näher an das Ziel: mehr Energie, mehr Ruhe und ein Körper, der nachts wirklich zur Regeneration findet.

Über den Autor

René Gräber studierte Pädagogik und Sportwissenschaften. Aufgewachsen in einer Ärztefamilie, kam er früh mit der Medizin in Kontakt – vor, unter und hinter dem Arzttisch. Bereits in seinen Zwanzigern war seine Krankenakte „so dick wie die mancher 70-Jährigen“.
Sein eigenes Leid führte ihn jenseits der klassischen Medizin schließlich zur Naturheilkunde. Die erfolgreiche Selbstbehandlung legte den Grundstein für seine seit 1998 bestehende Praxis mit den Schwerpunkten Naturheilkunde und Alternativmedizin.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker. Für Informationen zur Dosierung, Anwendung und unerwünschten Effekten von Heilpflanzen wird eine Beratung in der Apotheke empfohlen.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.

René Gräber studierte Pädagogik und Sportwissenschaften. Aufgewachsen in einer Ärztefamilie, kam er früh mit der Medizin in Kontakt – vor, unter und hinter dem Arzttisch. Bereits in seinen Zwanzigern war seine Krankenakte „so dick wie die mancher 70-Jährigen“. Sein eigenes Leid führte ihn jenseits der klassischen Medizin schließlich zur Naturheilkunde. Die erfolgreiche Selbstbehandlung legte den Grundstein für seine seit 1998 bestehende Praxis mit den Schwerpunkten Naturheilkunde und Alternativmedizin.

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