Von Algebra bis Zucker – arabische Wörter im Deutschen

Das Arabische war die lingua franca der islamischen Kultur im Mittelalter - und viele Wörter wurden in das Deutsche übernommen: Vom Admiral zur Havarie, über Razzia, Sofa, Tarif, Rabatt und Safran ... doch unsere arabische Ziffern haben ihren Ursprung eigentlich in Indien.
Titelbild
Einer der Haupthöfe der Alhambra, der Palast des Sultans in Südspanien.Foto: iStock
Von 17. November 2018

Admiral und Arsenal, Giraffe und Havarie, Kabel und Laute, Magazin und Matratze, Sofa und Tarif, Rabatt und Safran, Ziffer und Zucker – das sind nur einige Beispiele für mehrere hundert Wörter, die aus dem Arabischen ins Deutsche gelangt sind.

Das Arabische war die lingua franca der islamischen Kultur des Mittelalters, die aus zahlreichen Quellen gespeist wurde. Indische Elemente flossen ebenso ein wie das Wissen der antiken Griechen, persische und babylonische Beiträge ebenso wie altägyptische. Diese Einflüsse inspirierten eine reiche wissenschaftliche und kulturelle Aktivität, beispielsweise im Haus der Weisheit, das seit dem 9. Jahrhundert in Bagdad florierte.

Trotz Gegnerschaft zwischen islamischer und christlicher Welt gab es lebhaften kulturellen Austausch und intensive Handelsbeziehungen, gelangten zahlreiche Kenntnisse aus dem Orient ins christliche Abendland und mit ihnen arabische Worte.

Arabische Ziffern haben ihren Ursprung in Indien …

Unsere ‚arabischen’ Ziffern, die ihren Ursprung eigentlich in Indien haben, gehören dazu ebenso wie die Algebra oder der Algorithmus, der nach dem persischen Mathematiker Muhammad ibn Musa al-Chwarizmi, der im 9. Jahrhundert wirkte, benannt ist. Arabische Planetennamen wie Aldebaran oder Algol kamen über orientalische [nicht alles waren Araber] Astronomen zu uns.

Noch mehr arabische Worte wurden heimisch in Sprachen der Länder, die intensiveren Kontakt zur arabisch-islamischen Kultur hatten.

In Spanien etwa dauerte die ‚arabische’ Epoche von 711 bis 1492, als der letzte islamische Staat auf iberischem Boden, das Emirat von Granada, unterging. Das Arabische war damals so präsent, dass Columbus auf seine erste Entdeckungsreise [die dann mehr zufällig zur Entdeckung Amerikas führte], einen Arabisch-Dolmetscher mitnahm. Im modernen Spanisch etwa sind die azafata [Stewardess] oder die aduana [Zoll] arabischen Ursprungs.

Auch viele geographische Bezeichnungen auf der iberischen Halbinsel haben ihre Wurzeln im Arabischen: ‚Algarve’ bedeutet ‚der Westen’ und Guadalquivir – der Name des größten Flusses Andalusiens – heißt ‚das große [Fluss-]tal’.

Viele Städte tragen auch im modernen Spanien noch arabische Ortsnamen – wie Algeciras oder Almeria – ohne dass dies ihren heutigen Bewohnern bewusst ist. Auch wir in Deutschland denken, wenn wir von einer Razzia gegen arabische Clans hören, kaum noch daran, dass auch das Wort ‚Razzia’ arabischen Ursprungs ist.

 

Dr. Alfred Schlicht ist Orientalist und arbeitete viele Jahre im Nahen Osten. Zu seinen Werken gehören u.a. „Die Araber und Europa. 2000 Jahre gemeinsamer Geschichte“ (Kohlhammer 2008) und „Geschichte der arabischen Welt“ (Reclam 2013). Sein neuestes Buch „Gehört der Islam zu Deutschland?“ erschien 2017 in Zürich (Orell&Fuessli)



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