Chinesische Wirtschaft leidet am Rückgang des Investitionswachstums

Chinas Anlageinvestitionen verringerten sich im August weiter, auf die niedrigste Wachstumsrate seit Beginn der offiziellen Aufzeichnungen. Außerdem muss sich das Land auf die Einführung zusätzlicher Zölle durch Präsident Donald Trump vorbereiten.
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Fallende Aktien in Hongkong: Am Markt wurde dies mit dem sich zuspitzenden Handelsstreit zwischen den USA und China begründet.Foto: Kin Cheung/dpa
Von 17. September 2018

Die Anlageinvestitionen in China, mit denen die Ausgaben für Haushalte, Fabriken, Infrastruktur und andere Anlagen bezeichnet werden, verzeichneten im August 2018 die geringsten Steigerungsraten seitdem sie erfasst werden. Das chinesische Wirtschaftswachstum stagniert aufgrund der spürbaren Auswirkungen der US-Zölle auf das allgemeine Geschäftsklima.

Die Daten kommen zu einem kritischen Zeitpunkt und strapazieren die Nerven der Pekinger Entscheidungsträger zusätzlich, da Trump weitere Zölle auf chinesische Exporte vorbereitet.

Chinas nationales Statistikbüro berichtete am 14. September, dass das Wachstum der Anlageinvestitionen in den ersten acht Monaten des Jahres 2018 nur um 5,3 Prozent gestiegen ist, der schwächste Wert seit mindestens 1995, so die Financial Times, und die geringste Wachstumsrate seit Beginn der offiziellen Aufzeichnungen.

Die Infrastrukturausgaben, die staatliche Investitionen in Straßen, Eisenbahnen und andere öffentliche Projekte stiegen um 4,2 Prozent. Mit 8,7 Prozent fielen die Steigerungen der privaten Sachinvestitionen höher aus, aber auch das lag unter dem Vorjahreswert.

„Chinas Daten vom August bestätigen, dass sich die Wirtschaft auf einem Weg der verlangsamten Investitionssteigerungen befindet. Diese verlangsamte Konjunktur verliert schneller an Fahrt, als es sich die politischen Entscheidungsträger wünschen“, sagte Katrina Ell, eine Ökonomin bei Moody’s Analytics in Sydney, gegenüber Bloomberg.

Stimulierende Maßnahmen

Nachdem das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal, nach offiziellen Zahlen, enttäuschend ausfiel, hatte man über den Sommer eine Reihe von Maßnahmen zur Wiederbelebung der Wirtschaft angekündigt. Umso enttäuschender war es, dass sich die vorgenommenen Infrastrukturinvestitionen in den ländlichen und westlichen Regionen Chinas nicht im erhofften Ausmaß positiv in den Augustdaten widerspiegelten.

Zusätzlich besorgniserregend ist, dass die abgeschwächten Investitionsdaten zustande kamen, obwohl sich die Auswirkungen des US-Handelskrieges noch nicht in den offiziellen Wirtschaftsmessungen widerspiegeln.

Auf der positiven Seite entwickelten sich die Industrieproduktion und der Einzelhandelsumsatz im August positiv, wenn auch nur leicht. Die Einzelhandelsumsätze stiegen gegenüber dem Vorjahr um 9 Prozent, und die Industrieproduktion stieg im Jahresvergleich um 6,1 Prozent. Beide Werte lagen auch leicht über den Juli-Werten. Aber die Zahlen der Industrieproduktion könnten trügerisch sein. Die Exporte sind ein Hauptmotor der Industrieproduktion und die Produktionssteigerungen reflektieren derzeit die Anstrengungen der Unternehmen, den erwarteten höheren Zöllen der USA auf ihre Güter noch zuvorzukommen.

Stotternde Wirtschaft

„Das chinesische Wirtschaftswachstum verlangsamt sich immer noch“, sagte Lu Ting, Chefvolkswirt von Nomura International Ltd. in Hongkong, gegenüber Bloomberg News.

„Die Verlangsamung könnte sich in den nächsten Monaten noch verstärken. Wir erwarten, dass eine Eskalation der Handelsspannungen zwischen den USA und China und die Auswirkungen des Ausfalls einiger Schwellenländer als Abnehmer, das chinesische Exportwachstum belasten werden.“

Die Funktionäre der Kommunistischen Partei Chinas stehen unter enormem Druck. Chinas stotternde Wirtschaft gibt Peking nur wenig an die Hand, um es bei den wichtigen neuen Handelsgesprächen zwischen China und den Vereinigten Staaten ausspielen zu können.

Trump plant Berichten zufolge, die Erhebung von weitere 200 Milliarden Dollar an Zöllen gegen China voranzutreiben. Er schrieb am 13. September: „Unsere Märkte wachsen, ihre brechen zusammen.“

Die Verlangsamung könnte sich in den nächsten Monaten noch verstärken.

– Nomura International

Mit einem Rückgang von 20 Prozent seit Jahresbeginn gehört der Shanghai Composite Index – der Benchmark-Aktienindex Chinas – zu den am schlechtesten abschneidenden weltweit. Der technologielastige Shenzhen Composite Index wurde mit einem Rückgang von 27,4 Prozent seit dem 1. Januar noch schlechter notiert.

Der U.S. S&P 500 Index dagegen stieg 2018 um fast 8 Prozent, der technologieintensive Nasdaq Composite um rund 15 Prozent. Beide gehören 2018 zu den leistungsstärksten Märkten der Welt.

Ein halbes Jahr der sich ausweitenden Spannungen im Handel und deren Auswirkungen haben Chinas Aktienmarkt schon in die gleiche Liga gebracht, mit denen andere Schwellenländer wie die Türkei und Argentinien aus anderen Gründen kämpfen.

Peking hat noch einige Optionen, darunter die Intensivierung der Konjunkturmaßnahmen und die Stärkung der Kreditvergabe. Aber eine weitere Ausweitung der Verschuldung wäre gegen das erklärte Ziel Pekings, den Verschuldungsgrad zu reduzieren, gerichtet.

China könnte den Kurs mit „defensiven Lockerungsbemühungen beibehalten, die einen Schub für die bilanzierten Kredite der Banken, eine schnellere Ausgabe von lokalen Staatsanleihen und Projektgenehmigungen und mehr Flexibilität bei der Straffung der Schattenbank beinhalten“, schrieben Morgan Stanley-Analysten in einer Notiz am 14. September.

„Sollten die USA einen 25-prozentigen Zoll auf die vorgesehene Liste von weiteren chinesischen Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar erheben, würden wir erwarten, dass die politischen Entscheidungsträger in Peking mehr fiskalische und monetäre Maßnahmen ergreifen. Beispielweise Steuersenkungen und eine stärkere Belebung der allgemeinen Kreditvergabe.“

Das Original erschien in The Epoch Times (USA) (deutsche Bearbeitung von al)

Originalartikel: Chinese Economy Suffers Biggest Investment Slowdown on Record



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