Ex-AfD-Chefin bei Autor Marc Friedrich
Frauke Petry kündigt „Anti-Partei“ an: AfD sei „sozialistische Partei wie jede andere“
Die frühere AfD-Chefin Frauke Petry will mit ihrem Projekt „Team Freiheit“ ein neues Kapitel in der deutschen Politik aufschlagen. In einem Interview mit dem Ökonomen Marc Friedrich kündigte sie ein Modell an, das Parteistrukturen von innen aufbrechen soll – mit klarer Abgrenzung von klassischen „Parteisoldaten“.

Petry scheiterte nach ihrem AfD-Abgang mit der Blauen Partei – und will nun wieder einen Neuanfang wagen. (Archivbild)
Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
In Kürze:
- Frauke Petry stellt mit dem „Team Freiheit“ eine „Anti-Partei“ vor
- Mitglieder sollen frei zwischen Kandidatur oder reiner Mitgliedschaft wählen
- Ziel: Staatsquote binnen fünf Jahren halbieren – Orientierung an Javier Milei
- Erster Wahlantritt 2026, Fokus auf Landtagswahlen
Die frühere AfD-Bundessprecherin Frauke Petry hat angekündigt, im von ihr mitgegründeten „Team Freiheit“ Mitgliedschaft und Mandat trennen zu wollen. Am Samstag, 6. September, hat der Ökonom und Buchautor Marc Friedrich ein Interview mit der früheren Bundestagsabgeordneten veröffentlicht. Darin stellt diese ihr Konzept einer „Anti-Partei“ vor, die das Ende Mai ins Leben gerufene Projekt eigenen Angaben zufolge sein will.
Petry will Abschied vom „Modell Parteisoldat“
In dem Gespräch, das bereits am Tag der geplatzten Wahl der Bundesverfassungsrichter im Bundestag geführt wurde, erklärte Petry, sie wolle protektionistischen Netzwerken den Kampf ansagen. Diese würden innerhalb der bestehenden Parteien den Ton angeben und dafür sorgen, dass zwar berechenbare und loyale, aber reformunfähige Politiker Karriere machten.
In der Partei, mit der Petry künftig die politische Landschaft neu ausrichten möchte, sollen Mitwirkende entscheiden, ob sie Mitglieder oder Kandidaten sein wollen. Das Parteiengesetz lasse dies zu. Auf kommunaler Ebene funktioniere dies bereits bei Wählervereinigungen oder parteilosen Bürgermeistern.
Indem man die Mitglieder entscheiden lasse, ob diese sich selbst parlamentarisch einbringen wollten oder lieber Personalauswahl machten, sage man dem „Parteisoldaten“ den Kampf an:
„Weil die Leute, die jahrelang oder jahrzehntelang gebuckelt haben, ihr soziales Leben voll auf die Partei ausgerichtet haben. Natürlich lassen die sich das Recht nicht nehmen, zu kandidieren.“
Deutschland bewegt sich „schnurstracks in Richtung autoritärer Staat“
Die 50-Jährige, die 2017 am Tag nach der Bundestagswahl ihren Austritt aus der AfD erklärt hatte, hat im Mai ihr neues Projekt angekündigt. Dieses solle die „Leerstelle eines anti-etatistischen, freiheitlichen Angebots“ in der deutschen politischen Landschaft füllen. Als erklärtes Vorbild bezeichnet Petry dabei den argentinischen Staatspräsidenten Javier Milei.
Die Staatsquote, so Petry zu ihren Zielen, müsste „binnen fünf Jahren von knapp 50 auf 25 Prozent gesenkt werden“. Deutschland laufe, so betonte die Politikerin im Gespräch mit Friedrich, „schnurstracks in Richtung autoritärer Staat“. Deshalb müsse man „im Prinzip eine Anti-Partei in das System bringen, die es von innen aufbricht“.
Bis dato existiert das „Team Freiheit“ als Verein. Die Partei, die zu Wahlen antreten will, werde noch entstehen. Darüber, wie diese konkret aussehen werde, erklärte Petry:
„Ich sage immer nur, sie wird nicht Partei heißen und das Wort Freiheit wird auf jeden Fall vorkommen.“
Bis dato hauptsächlich ein Social-Media-Phänomen
Derzeit ist das „Team Freiheit“ vor allem ein Phänomen in den sozialen Medien – unter anderem auf X, wo es immerhin von Zeit zu Zeit in den Trendcharts auftaucht. Neben Frauke Petry ist ihr Ehemann, der frühere AfD-Landesvorsitzende Marcus Pretzell, der bislang prominenteste Protagonist der Vereinigung.
Auf der Liste der Personen, die sich bereits jetzt öffentlich zu dem Projekt bekennen, befinden sich allerdings auch eine Reihe von Unternehmern. Dazu laden die Initiatoren auch regelmäßig zu regionalen Stammtischen.
Bereits 2026 will Petry mit ihrer Formation zu ersten Landtagswahlen antreten. In sozialen Medien sorgt das vor allem unter AfD-Anhängern für Argwohn. Dort mutmaßt man, die frühere Vorsitzende wolle ihre alte Partei vor allem in Sachsen-Anhalt schwächen. Dort hatte jüngst eine Umfrage die AfD mit ihrem Spitzenkandidaten Ulrich Siegmund bei 39 Prozent gesehen.
AfD für Petry „sozialistische Partei wie jede andere“
Petry hingegen erklärt, ihre Ambitionen hätten mit der AfD nichts zu tun. Es sei bereits ein Grundmissverständnis gewesen, dass diese nicht gesehen hätte, welche Unterschiede es zwischen freiheitlich und konservativ gebe:
„Aber ich kann selten beides zusammen sein, denn die Konservativen haben immer noch den Staat in ihrem Hinterkopf als denjenigen, der sie beschützen muss. Libertäre, Liberale, Freiheitliche wissen, dass der Staat nicht ihr Freund ist. Das ist ein unauflöslicher Konflikt aus meiner Sicht.“
Schon früh hätten mehrere tausend Freiheitliche die Partei verlassen, mittlerweile sei die AfD eine „sozialistische“ Partei wie alle anderen. Nach ihrem Austritt aus der Partei hatte Petry bereits die „Blaue Partei“ ins Leben gerufen. Diese blieb erfolglos und wurde zum Ende des Jahres 2019 aufgelöst. Die Anfang der 2010er-Jahre gegründete „Partei der Vernunft“, die sich als explizit libertär bezeichnete, konnte ebenfalls nirgendwo überregional Akzente setzen.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
Aktuelle Artikel des Autors
5. Dezember 2025
Schulstreik gegen neuen Wehrdienst: Proteste in über 50 Städten
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.












