Pressespiegel zur Wahl: Macron bleibt demütig, Le Pen will noch nicht aufgeben

Der liberale Emmanuel Macron gewinnt erneut die Präsidentschaftswahl in Frankreich. Als strahlender Sieg über die Nationalistin Marine Le Pen, die in diesem Jahr ein deutlich besseres Ergebnis als vor fünf Jahren einfahren konnte, ist dies allerdings nicht zu verstehen. Le Pen erkennt ihre Niederlage an, wird nach eigenen Worten aber nicht so schnell aufgeben.
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Marine Le Pen – vor zwei Wochen gab es ein Treffen zwischen Le Pen und Weidel.Foto: Thomas Samson/AFP via Getty Images
Epoch Times25. April 2022

In den Stunden nach der Wahl zeigt sich bei vielen eher Erleichterung als Verzauberung. Laut „Spiegel“ sei es eine Wahl, bei der in Sekunde eins nach Verkündung des Ergebnisses (58,5 Prozent für Macron, 41,5 für Le Pen) die Arbeit beginnt. Macron muss nun dieses Land einen, das fünf Jahre nach seinem Sieg im Mai 2017 seltsam zerrissen da steht. Es sei aufgeteilt in drei politische Blöcke, von denen neben der Regierungspartei im Zentrum zwei am jeweils linken und rechten Rand liegen.

Spiegel: Eine Partei der Nicht- und Protestwähler

28 Prozent der Franzosen, fast ein Drittel, können sich mit dem politischen Programm zwischen Marine Le Pen und Emmanuel Macron nicht identifizieren und seien deshalb nicht zur Wahl gegangen. Neun Prozent der Wähler gaben ein „vote blanc“ ab, einen bewusst ungültig gemachten Stimmzettel. Seit einigen Jahren gelte der „vote blanc“ als herausfordernde Protestwahl. 28 Prozent Enthaltungen plus neun Prozent Protestwähler ergeben zusammen 37 Prozent. Rein zahlenmäßig und verglichen mit den Ergebnissen des ersten Wahlgangs, wäre das Frankreichs stärkste Partei: Menschen, die nicht mehr an den Sinn des demokratischen Wettbewerbs glauben. Eine Partei der Nicht- und Protestwähler.
Summa summarum gibt es ziemlich viele Menschen, die Macron nicht gut finden. Noch in der Nacht kam es in Frankreich zu Demonstrationen und gewalttätigen Ausschreitungen.

Welt: Le Pen will sich den „Eliten und Europa“ nicht unterwerfen

Marine Le Pen erkannte in einer ersten Reaktion zwar grundsätzlich ihre Niederlage an, warf Medien, Öffentlichkeit, politischen Gegnern und Macron aber eine „brutale und gewalttätige“ Schmutzkampagne gegen sie vor, schrieb die „Welt“. Besonders dankte die Nationalistin den Franzosen auf dem Land und in der Provinz, von denen sie die Mehrheit der Stimmen erhalten habe, denn fast 42 Prozent der Stimmen sei für sie ein großer Gewinn. Auch in den sozial schwachen Überseegebieten liege sie in Führung.

Aufgeben komme für sie nicht infrage: „Wir sind entschlossen wie nie, die Franzosen zu verteidigen. Wir sind tausendmal begraben worden, aber ich habe Hoffnung und werde weitermachen“, so Le Pen. Macron warf sie vor, Frankreich nun weitere fünf Jahre zu zerstören. Sie und ihre Anhänger, „denen die Nation am Herzen klebt“, würden sich „den Eliten und Europa“ nicht unterwerfen. „Ich werde die Franzosen niemals im Stich lassen“, betonte sie.

NTV: Macron schwört Franzosen auf „fordernde“ Zeiten ein

NTV schreibt: „Nach seiner Wiederwahl als Frankreichs Präsident zeigt sich Macron am Abend vor dem Eiffelturm nicht nur in Jubelpose. Vielmehr verweist er auf die zahlreichen Herausforderungen, vor denen Frankreich und Europa stünden und schwört auf Jahre ein, in denen die Franzosen ‚sich selbst fordern‘ müssten.

„Für die Geschicke Frankreichs wird es nun entscheidend sein, ob Macron bei den im Juni anstehenden Parlamentswahlen ebenfalls auf eine Mehrheit kommt. Geschieht dies nicht, müsste er einen Regierungschef aus dem Mehrheitslager benennen. Seine Macht wäre dann deutlich geschwächt und das Treffen politischer Entscheidungen würde entscheidend schwieriger. “

Tagesspiegel: Erleichterung bei Politikern in Brüssel und Berlin, Macron gibt sich demütig

Warum konnte Macron sich durchsetzen? Laut dem „Tagesspiegel“ sei Macrons Sieg vor allem als Niederlage Le Pens zu verstehen.

„Etliche Parteien riefen nach der ersten Wahlrunde dazu auf, eine Mauer gegen Rechts zu bauen und eine Präsidentin Le Pen, die trotz betont gemäßigteren Auftretens weiterhin extrem rechte Positionen vertritt, durch eine Stimme für Macron zu verhindern.“

„Dennoch sind viele Franzosen mit Macrons erster Amtszeit unzufrieden und empfinden seinen Politikstil als arrogant. Nach seinem Sieg gab sich Macron demütig: ‚Ich weiß, dass viele unserer Mitbürger heute für mich gestimmt haben, um die Ideen der Rechtsextremen zu verhindern und nicht, um die meinen zu unterstützen.‘“

„Was bedeutet das Wahlergebnis für Deutschland und die EU? In Brüssel und Berlin ist die Erleichterung groß, Glückwünsche von deutschen Spitzenpolitikern und EU-Größen kamen schon am Sonntagabend.“

„Denn Macron verspricht eine weiterhin enge Kooperation. Und er zeigt sich offen, die Europäische Union weiter zu vertiefen.“

„Le Pen hätte als Präsidentin ein Kontrastprogramm gefahren. Die europaskeptische Nationalistin strebte danach, den Einfluss der EU in Frankreich entscheidend einzudämmen, und hätte in Brüssel etliche Vorhaben aus Eigeninteressen ausbremsen können.“

„Nicht zuletzt ihre Nähe zu Kremlchef Wladimir Putin schürte Sorgen, die feste Pro-Ukraine-Front des Westens könnte unter Le Pen bröckeln.
Marine Le Pen trat vor ihre Anhänger und gestand ihre Niederlage ein. Das Ergebnis sei dennoch ein ,strahlender Sieg‘ für ihre politische Bewegung, sagt Le Pen.“

„Sie will ihr Augenmerk nun auf die französischen Parlamentswahlen im Juni richten. Das Spiel sei noch nicht vorbei, sagt Le Pen zu ihren Anhängern. Heute Abend beginne die große Schlacht um die Parlamentswahlen. Ihre Partei Rassemblement National sei offen für alle, die sich gegen Emmanuel Macron verbünden wollten.“

Tichys Einblick: Le Pen freudig – Zemmour betrübt

„Kurz nach 20 Uhr sprach Le Pen vor ihren Anhängern von einem „strahlenden Sieg“ für ihre Bewegung, den auch dieser zweite Platz bedeute. Er sende das Signal an die Regierenden der EU, dass das französische Volk ein tiefes Misstrauen gegen sie hege, ein Misstrauen, das man nicht mehr ignorieren könne. […]“

„Unter dem Jubel ihrer Unterstützer verkündete Le Pen, dass sie ihr politisches Engagement fortsetzen werde. Ihr nächstes Ziel werden die Parlamentswahlen in diesem Juni sein.“

Éric Zemmour, der Vorsitzende der Partei Reconquête, sagte in einem Statement, heute Abend haben „die, die Frankreich leidenschaftlich lieben“, verloren. Es sei ein Abend der Enttäuschung und der Traurigkeit – doch anscheinend auch der Verwunderung über die Wiederwahl dieses Präsidenten: „Seine Person war das Objekt einer massiven Ablehnung unserer Landsleute.“ Er fügte allerdings auch an, dass der Name „Le Pen“ damit schon zum achten Mal besiegt worden sei. (il)



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