In Kürze:
- 2024 sind mehr als 300.000 Menschen auf Internetbetrüger hereingefallen.
- Eine genaue Kontrolle der Anbieter ist dringend geboten.
- Es gibt Tools, mit denen man die Seriosität von Onlineshops überprüfen kann.
Das Angebot wirkte verlockend: schicke Hemden im flotten Design für 39,95 statt 79,95 Euro und Lederschuhe für 59,95 statt 129,95 Euro. In einer Anzeige in den sozialen Medien hieß es: „Alles muss raus!“ Auf der Website des Herrenmodeversandes mit angeblichem Sitz in Berlin stand zudem, dass man angesichts der starken internationalen Konkurrenz nicht mehr mithalten könne und daher leider Insolvenz anmelden müsse.
Käufer H. (Name der Redaktion bekannt) fand das traurig, wollte sich das Schnäppchen jedoch nicht entgehen lassen und bestellte drei Hemden sowie ein Paar Schuhe – insgesamt für rund 180 Euro nach Abzug eines weiteren Rabatts.
Erste Zweifel nach Verzögerung
H. kannte sich mit den Fallen beim Onlinekauf aus und überprüfte das Impressum. Es war vorhanden und machte zunächst einen seriösen Eindruck. Er gab die Bestellung auf und bezahlte über einen Onlinebezahldienst, der Käuferschutz bietet. Alles schien reibungslos zu laufen und H. freute sich auf die Lieferung, die innerhalb weniger Tage eintreffen sollte.
Doch dann geschah erstmals nichts. Auf seine Nachfrage nach knapp einer Woche erhielt er die Antwort, dass es derzeit aufgrund der großen Bestellmenge zu Verzögerungen kommen könne. Auch die Post sei möglicherweise schuld, weil sie nicht schnell genug ausliefere.
Das klang zunächst plausibel, machte H. aber dennoch skeptisch. Die E-Mail war allgemein gehalten, es gab keine persönliche Anrede, und der (angebliche) Absender unterschrieb den Namen in Kleinbuchstaben. „Nun gut“, dachte H., „in Zeiten, in denen solche Texte wahrscheinlich von Künstlicher Intelligenz verfasst werden, muss man vielleicht Abstriche machen.“
Katastrophale Lieferung aus China
Nach knapp vier Wochen traf die Lieferung endlich ein und der Absender ließ Schlimmes erahnen. Die Sendung kam von einer Adresse in China. Die Hemden und Schuhe befanden sich in einer winzigen Verpackung, deren Gesamtgewicht kaum 500 Gramm betrug. H. packte aus und legte alles sofort wieder beiseite.
Die Qualität war katastrophal. Die Hemden fühlten sich wie Plastik an, die Farben waren billig gedruckt und verwaschen und die sogenannten Lederschuhe bestanden aus leichtem Kunststoff und wogen nicht einmal 250 Gramm.
Die meisten Straftaten kommen aus dem Ausland
Um es kurz zu machen: Der Versender zeigte Bedauern und bot an, die Ware zurückzusenden. Allerdings sollte zunächst eine Qualitätskontrolle vor Ort entscheiden, ob die Reklamation berechtigt sei. Angesichts der Kosten für die Rücksendung und des ungewissen Ausgangs verzichtete H. darauf.
Stattdessen eröffnete er einen Fall beim Onlinebezahldienst, dessen kompliziertes und langwieriges Verfahren ihn fast zur Verzweiflung brachte. Letztlich gab er auf und verbuchte den Verlust von 180 Euro als bittere Erfahrung. Er wusste auch von anderen Menschen, die auf ähnliche Weise mehr Geld verloren hatten – also Augen zu und abhaken.
Zwischenzeitlich schaute sich H. den Internetauftritt des Versandhandels erneut an und bemerkte beim zweiten Blick, dass dort „Impressium“ statt „Impressum“ stand. Hätte er das gleich beim ersten Mal gesehen, hätte er die Bestellung niemals aufgegeben.
Vorweihnachtszeit: Hochsaison für Fake-Shops
H.s Erfahrungen fügen sich in die Statistik von Hunderttausenden Menschen ein, die jährlich betrügerischen Internetgeschäften zum Opfer fallen. Im Jahr 2024 waren offiziell über 333.000 Personen betroffen. Davon entfielen 131.391 Fälle auf in Deutschland verübte Cybercrimeaktivitäten, während 201.877 Taten von Kriminellen aus dem Ausland ausgingen.
Gerade in der
Vorweihnachtszeit boomt der Handel in gefälschten Onlineshops, warnt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Um das Risiko zu verringern, bietet sie den kostenlosen
Fakeshop-Finder an, ein Tool zur Überprüfung von Websites. Dieses durchsucht inzwischen auch Werbedatenbanken von Facebook und Instagram. Zusätzlich helfen Kundenbewertungen und Erfahrungsberichte im Netz, sich vor Betrug zu schützen. Oft warnen Foren vor unseriösen Verkaufsmaschen.
An Aktionstagen wie Cyber Monday oder Black Friday locken besonders niedrige Preise. Gewinnspiele, zeitlich limitierte Angebote und Rabattaktionen erhöhen die Verlockung. Dennoch sollten Käufer etwas Zeit investieren, um böse Überraschungen beim Weihnachtseinkauf zu vermeiden. Der Verbraucherzentrale Bundesverband stellt dazu eine
Checkliste bereit, die die wichtigsten Prüfungen für Anbieter zusammenfasst.
Am besten den Kauf per Rechnung bezahlen
Ein zentraler Aspekt beim Onlinekauf sind die Zahlungsmodalitäten. Laut Verbraucherzentrale ist die Zahlung per Rechnung am sichersten. Wer nur Vorauskasse, Direktüberweisung oder Nachnahme nutzt, hat es im Betrugsfall deutlich schwerer, sein Geld zurückzubekommen. Gleiches gilt für Zahlungen per Kreditkarte oder Kryptowährung.
Eine weitere Betrugsmasche ist Phishing. Betrüger versuchen, über gefälschte E-Mails, Websites, SMS oder Anrufe an persönliche Daten wie Passwörter, Kreditkartennummern oder Zugangsdaten zu gelangen.
Die Verbraucherzentrale bietet mit dem
Phishing-Radar eine regelmäßige Aktualisierung bekannter Betrugsmaschen. Wer eine verdächtige E-Mail erhält, sollte den Absender genau prüfen. Oft sind die Adressen kryptisch und bestehen aus einer langen Kombination von Buchstaben und Zahlen. Wird Druck ausgeübt, sofort zu handeln, etwa wegen einer „letzten Chance“ auf ein Schnäppchen, ist Vorsicht geboten. Im Zweifel sollte die E-Mail gelöscht werden, ohne darauf zu reagieren.
Warnung vor Fake-Nachrichten
Die
Polizei warnt vor einer weiteren Betrugsmasche über WhatsApp. Dabei erhalten Empfänger Nachrichten mit Texten wie „Hallo, Mama, ich bin es. Ich habe eine neue Nummer, weil mein Handy kaputtgegangen ist. Bitte speichere die Nummer ab.“ Alternativ beginnt der Satz mit „Hallo, Papa“.
Schnell fordern die Absender die Opfer auf, Geld auf ein fremdes Konto zu überweisen, da das Onlinebanking angeblich wegen des neuen Handys nicht funktioniere. Sie versprechen, dass das Geld schnell zurückgezahlt wird. Die Polizei warnt jedoch: Wer auf diese Aufforderung reagiert, sieht sein Geld definitiv nicht wieder.
So schützen Sie sich
Die Polizei rät:
- Absender solcher Nachrichten sofort blockieren
- Prüfen, ob die „Tochter“ oder der „Sohn“ tatsächlich eine neue Nummer hat
- Den Vorfall stets zur Anzeige bringen, damit Zusammenhänge erkannt und Tatserien aufgeklärt werden können