Schwacher Ladesäulenausbau in den USA – Deutschland mit Rekordkurs

Nordamerika und Europa wollen die Elektromobilität und deren Infrastruktur vorantreiben. Während der Ausbau der Ladestationen in den USA hinkt, sind in der EU – und speziell in Deutschland – Rekordzuwächse zu beobachten. Gibt die EU zu viel Tempo?
Ausbau von Ladestationen: Schleppend in den USA, rasant in Europa
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos scheint in den USA nur langsam anzurollen.Foto: iStock
Von 14. Dezember 2023

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in den USA kommt nicht so zügig voran wie in der EU. Die derzeitige US-Regierung unter Präsident Joe Biden initiierte hierfür im Jahr 2021 ein Programm über 7,5 Milliarden US-Dollar. Bis heute wurde im Rahmen dessen in den gesamten Vereinigten Staaten jedoch nur eine Ladestation in Betrieb genommen. Diese befindet sich seit Kurzem im Bundesstaat Ohio.

Doch nun soll das Projekt an Fahrt aufnehmen. Mehrere Staaten wie „Vermont, Pennsylvania und Maine haben mit dem Bau neuer Ladestationen begonnen. Weitere solcher Maßnahmen in anderen Staaten werden in Kürze erwartet“. Das teilte Heather Boushey in einer Mitteilung des Weißen Hauses mit. Boushey ist Chefökonomin für das „Investing in America Cabinet“ (In Amerika Investieren Komitee) der Regierung, das sich auf inländische Investitionen und die Umsetzung von Infrastruktur- und Ökostromgesetzen konzentriert.

Mit dem 2021-Programm will das Weiße Haus bis 2030 das Netz öffentlicher Ladestationen im Land auf 1,2 Millionen erweitern. Dies ist Teil der Bemühungen, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen und bis 2030 die Hälfte aller in den USA verkauften Neufahrzeuge elektrisch zu betreiben.

Drastischer Ausbau von Ladestationen anvisiert

Kritisch betrachten die oppositionellen Republikaner im Kongress die langsame Umsetzung des Programms. Der ehemalige Präsident Donald Trump äußerte sich hingegen entschieden gegen die Subventionierung von Elektrofahrzeugen. Sein Argument: Die freie Marktwirtschaft sollte entscheiden, welche Fahrzeuge die Menschen fahren.

Ein Ausbau der Ladeinfrastruktur sei notwendig, um die sogenannte „Reichweitenangst“ der US-Autofahrer zu mindern. Dann steige laut dem National Renewable Energy Laboratory (Nationales Labor für erneuerbare Energien) auch die Nachfrage nach E-Fahrzeugen. In einer Studie ermittelte das Labor, das zum Großteil von öffentlichen Geldern lebt, dass das nationale Ladenetz von rund 3,1 Millionen Anschlüssen im Jahr 2022 auf 28 Millionen Anschlüsse bis 2030 ausgebaut werden muss.

Derzeit gibt es in den USA etwa 60.000 öffentliche Ladestationen mit knapp 160.000 Ladepunkte. Die Einrichtung bestätigt das Ziel der Biden-Regierung von 1,2 Millionen öffentlichen Ladestationen bis 2030 als notwendig, um rund 33 Millionen Elektrofahrzeuge zu versorgen. Einschließlich des 2021-Programms beträgt die Gesamtinvestition in öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur bis 2030 laut Schätzungen 31 bis 55 Milliarden US-Dollar. Mit einer zusätzlichen Berücksichtigung des privaten Netzes an Ladestationen steigt diese Zahl auf 53 bis 127 Milliarden US-Dollar.

Ausbau in der EU deutlich stärker

In der EU hingegen schreitet der Ausbau der E-Ladestationen schneller voran. Gemäß einer Entscheidung des EU-Parlaments sollen bis Ende 2025 entlang der Hauptverkehrsstraßen der Europäischen Union mindestens alle 60 Kilometer öffentliche Ladesäulen zur Verfügung stehen. In Deutschland hat die Bundesregierung geplant, bis 2030 eine Million Ladepunkte zu schaffen, wie der ADAC berichtete. Dafür sieht Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) 6,3 Milliarden Euro an Investitionsvolumen vor.

Nach Angaben des aktuellen E-Mobilitätsmonitors des BDEW gab es zum 1. Oktober in Deutschland 113.112 öffentliche Ladepunkte, berichtete das E-Mobil-Portal „Electrive“. Seit Jahresbeginn entspricht das einem Zuwachs von mehr als 32 Prozent. Somit befindet sich der Ladesäulenausbau in Deutschland auf Rekordkurs. Die Belegung der Ladesäulen bleibt allerdings niedrig. Denn die Zulassungszahlen bei E-Autos sind seit September deutlich eingebrochen.

Ausbau von Ladestationen: Schleppend in den USA, rasant in Europa

Anzahl der öffentlichen E-Ladepunkte in Deutschland von Januar bis Oktober. Foto: Maurice Forgeng/Epoch Times, Daten: BDEW, Electrive

Deutschland, Frankreich und die Niederlande beherbergen laut der „Welt“ über 61 Prozent der in der EU installierten Ladesäulen. Die restlichen 39 Prozent verteilen sich unter den 24 anderen EU-Ländern.

Im Jahr 2022 waren laut der Website „50,2 Online“ in der gesamten EU mehr als 450.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte installiert – ein Plus von 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders stark war der Zuwachs in Spanien. Hier gab es im vergangenen Jahr über 29.500 Ladepunkte – 223 Prozent mehr Ladepunkte als noch 2021. Das südeuropäische Land stieg somit in die Top 5 der Länder Europas auf.

EU-Pflicht erntet Kritik

Die EU-Kommission will den Ausbau der Ladeinfrastruktur zusätzlich beschleunigen, wie das IT-Nachrichtenportal „Golem“ berichtete. Dazu soll die Errichtung von Ladesäulen großflächig zur Pflicht werden. Das betrifft Parkplätze von neuen und zu renovierenden Nichtwohngebäuden. Dort soll künftig jeder fünfte Stellplatz eine Ladesäule haben. Ebenso sollen die Besitzer von Parkplätzen bei Bestandsimmobilien diese nachrüsten: Jeder zehnte Stellplatz soll hier einen Ladepunkt erhalten.

Kritik über diese neue Pflicht kam indes vom Handelsverband Deutschland (HDE). „Die geplanten Zielvorgaben stellen besonders den Einzelhandel mit den umfassenden Parkflächen vor immense Herausforderungen, die geradezu realitätsfern sind.“ So heißt es in einem Schreiben an die Bundesregierung laut „Wirtschaftswoche“.

Die Vorgaben seien auch deswegen nicht umsetzbar, „weil in Deutschland die notwendigen Netzanschlüsse nicht zur Verfügung stehen.“ Hinzu kommt, dass für den geplanten Ausbau der E-Mobilität möglicherweise die Netzkapazität zu gering ist. Schon jetzt schließt die Bundesnetzagentur eine mögliche Stromknappheit nicht aus und verkündete kürzlich, dass die Netzbetreiber bei Überlastung den Strom künftig drosseln dürfen.

(Mit Material von theepochtimes.com)



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