Schwedischer Epidemiologe: Lockdown verschiebt Tote in die Zukunft

Schwedens Sonderweg in der Corona-Krise sorgt für einiges an Diskussionsstoff. Johan Giesecke, ein führender schwedischer Epidemiologe ist der Meinung, dass mit dem Lockdown die Toten nur in die Zukunft verschoben werden.
Von 26. April 2020

Schweden geht in der Corona-Krise einen Sonderweg und erntet dafür sowohl Kritik als auch Bewunderung. Restaurants, Bars, Cafés sind seit Beginn der Pandemie durchgehend geöffnet und auch Fitnessstudios. Bis auf Gymnasien, Berufsschulen und Universitäten haben alle Schulen weiter offen.

Statt das komplette öffentliche Leben lahm zu legen, versucht Schweden die Risikogruppen zu schützen, bis eine Impfung verfügbar ist und Empfehlungen auszusprechen.

Johan Giesecke, ein führender schwedischer Epidemiologe und Berater der schwedischen Regierung und der Weltgesundheitsorganisation sagt zum Vorgehen Schwedens in einem Interview mit dem Magazin „Addendum“: „Wir haben früh entschieden, dass wir nur evidenzbasierte Maßnahmen anwenden sollten“.

„Viele Maßnahmen, die von den Regierungen in Europa ergriffen wurden, haben keine wissenschaftliche Grundlage. Grenzen zu schließen ist zum Beispiel sinnlos und hilft nicht. Menschen kommen durch jede Grenze, mit Grenzschließungen können Sie den Ausbruch nur um zwei oder drei Tage verschieben. Auch die Schließung von Schulen hat sich nie als wirksam erwiesen“, so der Regierungsberater weiter.

„Wir sehen nur die Spitze der Pyramide. Das Virus wird von jenen übertragen, die keine Symptome haben – zwischen 75 und 90 Prozent der Ausbreitung sind unsichtbar, die bemerken wir nicht“, sagt Giesecke weiter. Zudem würden Menschen unter 50 Jahren selten krank. Der Experte geht von einer ähnlichen Sterblichkeitsrate wie bei Influenza aus von etwa 0,1 oder 0,2 Prozent. „Ich denke, dieses Virus ist mit der Influenza vergleichbar, es könnte aber etwas gefährlicher sein.“

Kritik an Schwedens Sonderweg bleibt nicht aus

Als in Deutschland, Österreich oder der Schweiz Kontakt- oder Ausgangssperren verhängt wurden, konnten die Schweden weiter ohne Einschränkungen einkaufen, zum Friseur gehen und Veranstaltungen mit bis 50 Personen besuchen. Die Wirtschaft läuft mit einigen Ausnahmen wie Kino- und Theaterschließungen normal weiter.

Die Frage, die sich stellt, ist Schweden ein Vorbild in Sachen Krisenbewältigung oder geht es mit dem Leben der eigenen Bevölkerung leichtfertig um. Die schwedische Regierung steht doch angesichts der internationalen Kritik sehr unter Druck.

Kritik hagelt es auch von China, dem Epizentrum der Pandemie, das in der Kritik steht, die Krise maßgeblich mitverschuldet zu haben. Chinesische Staatsmedien bezeichneten Schwedens Vorgehen als „Kapitulation“ und Gefahr für andere Länder. Als Konsequenz schloss Schweden alle Konfuzius-Institute im Land und kappte auch andere Beziehungen, nachdem die öffentliche Meinung in Schweden über China immer schlechter wurde.

Aber auch andere Länder machen Schweden Druck. Erst letzte Woche sagte die schwedische Außenministerin Ann Linde: „Es ist ein Mythos, dass das Leben in Schweden so weitergeht wie gewöhnlich“.

Auch in schwedischen Supermärkten wird per Bodenmarkierung um Abstand gebeten, und die Kassierer sind hinter Plexiglas. Menschen über 70 wird empfohlen, zu Hause zu bleiben. Die Schweden halten sich größtenteils an die Empfehlungen der Regierung. Aber es sind eben nur Empfehlungen und keine Verbote oder Einschränkungen.

Vergleich zwischen Österreich und Schweden

„Addendum“ stellt in einem weiteren Bericht einen Vergleich zwischen Österreich und Schweden an, da beide Länder ähnlich groß sind: Am 22. April überholte Schweden Österreich bei der Zahl der gemeldeten Infizierten. Schweden mit 10,2 Millionen Einwohnern zählte zu dem Zeitpunkt über 15.000 COVID-19-Infizierte, Österreich (8,6 Millionen) knapp 14.900.

Obwohl der Unterschied beider Länder nicht sonderlich groß erscheint, zeigt die Wachstumsrate bestätigter Coronavirus-Fälle im internationalen Vergleich, dass die Kurve in Österreich nach den ergriffenen Maßnahmen leicht abflacht, während Schwedens Kurve um 0,4 Prozent leicht ansteigt.

Bei den Todesfällen zeigt sich der Unterschied noch deutlicher. Bislang sind in Schweden 2.021 Todesfälle mit SARS-CoV-2 gezählt worden, während es in Österreich nur 510 sind. Allerdings gehen schwedische Experten davon aus, dass sich die Zahl der Todesfälle in Schweden bald nicht mehr von den Zahlen anderer Länder unterscheiden wird.

Der Berater der schwedischen Regierung Giesecke sagt dazu: „Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied macht, was Staaten tun oder nicht tun“.

„Nein, denn in Österreich werden jetzt wieder mehr Menschen sterben, wenn der Lockdown zu Ende geht. Mit dem Lockdown haben Sie die Toten nur in die Zukunft verschoben. Wir sollten in einem Jahr über die Zahl der Toten sprechen und Österreich und Schweden vergleichen“, so der Experte.

Gesundheitssystem funktioniert in Schweden und Österreich

Was das Gesundheitssystem angeht, haben sowohl Schweden als auch Österreich es geschafft, dieses am Laufen zu halten. In Österreich befanden sich rund 158 Menschen auf Intensivbetten, während es in Schweden 500 waren (Stand 22. April 2020).

Auch, wenn das Gesundheitssystem in vielen Regionen Schwedens relativ normal arbeitet, bestätigte Chefvirologe Anders Tegnell, dass das Gesundheitssystem Stockholm schon unter großem Druck stehe.

Wie der „Telegraph“ berichtete, sei das Gute an der Sache laut Chefvirologen Tegnell, dass die Herdenimmunität in Teilen des Landes – vor allem in der Hauptstadt Stockholm – bereits im Mai erreicht sein könne. Somit hätte Schweden das Schlimmste der Krise nicht in Monaten und Jahren, sondern in wenigen Wochen überstanden, und das mit wahrscheinlich geringeren Folgen für die Wirtschaft.

Im Vergleich ist die österreichische Arbeitslosenquote von Ende Februar zu Ende März von 7,5 auf 12,2 Prozent gestiegen, während die schwedische von 7,6 auf nur 8  Prozent gestiegen ist. Die schwedische Regierung geht von einer Steigerung der Arbeitslosenzahl von neun Prozent für das gesamte Jahr 2020 aus.

Lockerungen sind nur ein „Urlaub“ von Maßnahmen

Der britische Epidemiologe Andrew Tatem bestätigt eine ähnliche These in einem Interview mit Addendum. Er geht davon aus, dass wir künftig weiterhin mit erheblichen Einschränkungen leben müssen: „Es wird in den kommenden Monaten kein normales Leben geben.“

Die Zahl der Infizierten werde nach den Lockerungen wieder steigen und die Maßnahmen wieder strikter werden. Das sei die neue Normalität, von der Bundeskanzler Sebastian Kurz immer spreche. Die Lockerungen seien nichts anderes als ein kurzzeitiger „Urlaub“ von Corona-Maßnahmen.

„Was aktuell gemacht wird, ist tatsächlich nur, die Ausbreitung zu verlangsamen, damit wir es nicht alle gleichzeitig bekommen“, so der Experte weiter. Das ginge so lange, bis eine Impfung gefunden werde. Doch auch hier gehen die meisten Experten davon aus, dass eine Impfung vor 2021 unrealistisch ist.

Es dauerte vier Jahre, bis eine Impfung gegen Mumps gefunden wurde. Das ist der Impfstoff, der bislang am schnellsten entwickelt wurde.

Und spätestens seit der Stellungnahme der WHO am Samstag stellt sich die Frage, inwieweit ein Impfstoff für den Erreger SARS-CoV-2 mit allen seinen Mutationen überhaupt entwickelt werden kann.

In der Stellungnahme schreibt die Organisation, dass es „aktuell keinen Hinweis gibt, dass Menschen, die sich von Covid-19 erholt haben und die Antikörper haben, vor einer zweiten Infektion geschützt sind.“

„Mit ihrer Aussage stellt die WHO sämtliche Corona-Tests und auch die Entwicklung von Impfstoffen in Frage“, sagte Professor Dr. Klaus-Dieter Zastrow, Hygiene-Experte und ehemaliger Leiter der ständigen Impfkommission des Bundesgesundheitsamtes, gegenüber Epoch Times.

Sollte sich letztendlich herausstellen, dass die Maßnahmen die Ausbreitung von COVID-19 und damit auch die Todesfälle nicht verhindern, sondern nur verzögern können, stellt sich die Frage, inwieweit der Lockdown gerechtfertigt ist, und ob die Nachteile für die Wirtschaft und die Einschränkungen der Freiheiten der Bevölkerung nicht schwerer wiegen, als die negativen Auswirkungen durch die Ausbreitung des Erregers selbst.



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