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Myanmar-Beben stürzt Bangkok-Hochhaus

Sowas „noch nie gesehen“: Thai-Regierung untersucht Wolkenkratzereinsturz

Der Einsturz eines riesigen Wolkenkratzers im Bau in Bangkok beschäftigt die thailändische Regierung. Als Auslöser wird das Myanmar-Beben am vergangenen Freitag gesehen. Die Entfernung: mehr als 1.200 Kilometer.

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Ein Rettungshund sucht nach Überlebenden.

Foto: Lauren DeCicca / Getty Images

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Am 28. März, 12:50 Uhr, erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,7 Myanmar und Teile seiner Nachbarländer. Am weitläufigen Rand der Katastrophe kam es zu einem aufsehenerregenden Vorfall in der thailändischen Hauptstadt Bangkok.

Weit weg: Wolkenkratzer eingestürzt – warum?

Dort, in rund 1.300 Kilometer Entfernung zum Epizentrum des Bebens, stürzte ein im Bau befindlicher 33-stöckiger Wolkenkratzer ein. Das 137 Meter hohe Vorzeigeobjekt eines thailändisch-chinesischen Joint Ventures hielt den auch hier wahrnehmbaren Erschütterungen nicht stand. Der Einsturz forderte bislang neun Todesopfer, rund 100 Bauarbeiter werden noch vermisst.
Nach Angaben der US-Epoch-Times erklärte Thailands Premierministerin Paetongtarn Shinawatra auf einer Pressekonferenz, dass die Öffentlichkeit darüber besorgt sei, dass nur dieses eine Gebäude in Bangkok eingestürzt ist, während ähnliche Gebäude in der Nähe intakt geblieben sind.

Thailand-Regierung startet Untersuchung

Sie erklärte, dass die Regierung das Ministerium für öffentliche Arbeiten und Raumplanung damit beauftragt habe, die Ursache für den Einsturz des Hochhauses zu untersuchen. Ebenso werde man an die Verantwortlichen für den Gebäudeentwurf herantreten, um zu klären, wie der Entwurf, bei dem es sich angeblich um eine einzigartige Konstruktion aus „Hohlkern- und Flachdeckenkonstruktion“ handelte, genehmigt werden konnte.
„Ich habe mehrere Aufnahmen des Einsturzes aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen. Nach meiner Erfahrung in der Bauindustrie habe ich noch nie ein derartiges Problem gesehen“, sagte die Premierministerin und kündigte eine gründliche Ermittlung an.
Anutin Charnvirakul, Thailands stellvertretender Premierminister und Innenminister, sprach am Abend nach dem Erdbeben mit Reportern bei einem Besuch vor Ort. Er sagte, dass einige der beim Einsturz beobachteten Dinge höchst ungewöhnlich gewesen seien.
„Ich bin kein Bauingenieur, aber ich habe es mir angesehen. […] Es zeigt, dass der Einsturz nicht von oben kam. Es war ein Riss, ein Riss in den Stützen, die das Gewicht des gesamten Gebäudes tragen. Wir müssen uns ansehen, wie es konstruiert wurde, aber ich glaube, sie haben entsprechende Zugeständnisse gemacht“, sagte der Vizepremier, riet jedoch, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.
Die in Bangkok ansässige Nachrichtenagentur „Khaosod English“ berichtete, dass ein Vorarbeiter 10 Minuten vor dem Einsturz in einem unteren Stockwerk der Baustelle gearbeitet hatte, als er ein Knacken in der Betondecke gehört habe. Er konnte jedoch nicht lokalisieren, aus welchem Stockwerk das Knacken kam.

Gelöschte PR oder noch mehr?

Hinter dem Bauprojekt steht eine Kooperation zwischen dem führenden thailändischen Bauunternehmen Italian-Thai Development Co. (ITD) und der China Railway No. 10 Bureau Group Co. (Thailand), einer Tochter des chinesischen Staatskonzerns China Railway Engineering Corp. (CREC).
ITD steht vor einer Liquiditätskrise durch problematische Projekte, viele davon im kriegszerrütteten Burma. CREC, ein maßgeblicher Teilnehmer an Chinas Belt-and-Road-Projekt (Projekt Neue Seidenstraße), hält laut lokalen Medien 49 Prozent der Anteile an der China Railway No. 10, das Maximale, was ausländische Unternehmen an thailändischen Firmen halten dürfen.
Noch am Nachmittag nach dem Beben verschwand ein PR-Bericht zum Richtfest des Hochhauses vom April 2024 aus dem Internet. In dem gelöschten Artikel wurde der Bauprozess mit großer Detailgenauigkeit beschrieben und die Sorgfalt beim Bau sowie die fortschrittliche und branchenführende Bautechnik gelobt.
Chinesische Internetuser spotteten nach dem Einsturz über die Bauqualität chinesischer Staatsunternehmen und sahen die Löschung des Artikels „mit Lichtgeschwindigkeit“ als Hinweis, dass da wohl etwas vertuscht werden sollte.
Laut der taiwanischen Nachrichtenagentur CNA wurde in chinesischen Medienberichten die Beteiligung der China Railway 10 am Bau des Gebäudes weitgehend vermieden. Ein Bericht des chinesischen Finanzmagazins „Caixin“ mit dieser Information wurde inzwischen entfernt.
Steffen Munter – Journalist und Autor. Er schreibt über deutsche und internationale Politik, China und gesellschaftliche Entwicklungen.

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