Sri Lanka: Ehefrau eines Attentäters tötete sich, ihre zwei Kinder und drei Polizisten

Die Anschläge in Sri Lanka am Ostersonntag haben auf der ganzen Welt Trauer und Entsetzen ausgelöst. Nun wurde zwar die Zahl der Opfer deutlich nach unten korrigiert - die Gefahr neuen Terrors scheint in dem kleinen Land im Indischen Ozean jedoch noch nicht gebannt.
Titelbild
Soldaten führen an einer Straße in Colombo Personenkontrollen durch. Die Behörden befürchten weitere Anschläge. Foto: Eranga Jayawardena/AP/dpa
Epoch Times26. April 2019

Nach den Anschlägen vom Ostersonntag gibt es in Sri Lanka neue Warnungen vor möglichen Angriffen auf Gotteshäuser. Die Polizei teilte auf Twitter mit, dass Islamisten Geheimdienstinformationen zufolge Moscheen der Sufisten angreifen wollten.

Die Zahl der Todesopfer bei den Selbstmordanschlägen auf christliche Kirchen und Luxushotels wurde inzwischen um mehr als 100 nach unten korrigiert.

Radikale Islamisten betrachten Sufisten wegen ihrer Toleranz auch anderen Religionen gegenüber als Feinde

Ziele der Anschlagspläne waren nach Polizeiangaben Moscheen der Sufisten. Der Sufismus ist eine Strömung im Islam mit mystischen Traditionen und Riten. Radikale Islamisten betrachten Sufisten wegen ihrer Toleranz auch anderen Religionen gegenüber als Feinde. Die Sicherheitsvorkehrungen an den Moscheen wurden laut Polizei erhöht.

Auch die US-Botschaft in Sri Lanka warnte vor möglichen weiteren Anschlägen auf Gotteshäuser. Diese sollten von Freitag bis Sonntag gemieden werden, twitterte die Botschaft am Donnerstag unter Berufung auf die sri-lankischen Behörden. „Bleiben Sie weiter wachsam und meiden Sie größere Menschenmengen“, hieß es.

Sri Lankas Minister für muslimische Angelegenheiten, Abdul Haleem, hatte die Muslime des Inselstaates aufgerufen, nicht zu Freitagsgebeten zu gehen – als Geste der Solidarität mit den Christen, deren Kirchen seit den Anschlägen geschlossen bleiben.

Genaue Opferzahl wegen starker Verstümmelung unklar

Nach neuen Zahlen der Behörden wurden bei den Anschlägen vom Ostersonntag deutlich weniger Menschen getötet als bisher angegeben. Das Gesundheitsministerium korrigierte die Zahl der Todesopfer auf nun 253 nach unten – zuvor war von 359 Toten die Rede gewesen. Der Generaldirektor der Gesundheitsdienste, Anil Jayasinghe, teilte am Donnerstagabend mit, die genaue Zahl sei unklar, weil die Körper extrem verstümmelt worden seien. Auch die Zahl der Verletzten korrigierte er von früher 485 auf 149 nach unten.

Nach Angaben des sri-lankischen Außenministeriums vom Donnerstagabend waren 40 Ausländer unter den Todesopfern, 14 wurden demnach noch vermisst. Es war zunächst unklar, ob sich auch diese Zahl noch ändern könnte. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes war auch ein Deutsch-Amerikaner getötet worden.

Waffentraining im Ausland

Die Polizei gab außerdem an, Verhöre von festgenommenen Verdächtigen hätten ergeben, dass die Attentäter im Ausland Waffentraining erhalten hätten. Unter den Festgenommenen seien der zweite Befehlshaber der einheimischen Terrorgruppe sowie der Bombenbauer. Der Anführer der Gruppe sei am Ostersonntag in einem der Hotels gestorben. Zum körperlichen Training hätten die Angreifer Fußball gespielt, hieß es.

Nach Behördenangaben vom Donnerstag befanden sich 76 Verdächtige in Gewahrsam. Die Regierung warnte aber, dass sich noch Verdächtige auf der Flucht befänden. Manche von ihnen seien im Besitz von Sprengstoff. In einem Gespräch mit Medienvertretern sagte Staatspräsident Maithripala Sirisena am Freitag Berichten zufolge, es seien zwischen 130 und 140 Menschen mit Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Sri Lanka.

Zusammenhang zwischen Drogen-Mafia und Anschlägen

Sirisena stellte demnach zudem in Aussicht, wegen der Verbreitung falscher Informationen soziale Medien komplett zu verbieten. Bislang war der Zugang zu einigen sozialen Medien nach den Anschlägen gesperrt worden. Sirisena stellte den Berichten zufolge außerdem einen Zusammenhang zwischen der Drogen-Mafia und den Anschlägen her. Er hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, im Kampf gegen den Drogenhandel die Todesstrafe nach mehr als 40 Jahren wieder zu vollstrecken.

Am Donnerstag veröffentlichte die Polizei Fotos und Namen von sechs Verdächtigen, die in Verbindung mit den Anschlägen gesucht würden, und bat die Bevölkerung um Hinweise. Nachdem Twitter-Nutzer darauf hingewiesen hatten, dass eines der Bilder offenbar eine bekannte muslimische US-Aktivistin sri-lankischer Abstammung zeigte, korrigierte die Polizei am Freitag ihre Angaben: Statt der Frau wurde nun ein Mann ohne Foto gesucht. Bei den Verdächtigen handelte es sich demnach um vier Männer und zwei Frauen.

Ehefrau eines Attentäters tötete unter anderem sich, ihre zwei Kinder und drei Polizisten

Sieben sri-lankische Selbstmordattentäter hatten sich am Ostersonntag nahezu gleichzeitig in drei Kirchen in mehreren Städten und drei Luxushotels in der Hauptstadt Colombo in die Luft gesprengt. Ein weiterer Anschlag auf ein Fünf-Sterne-Hotel scheiterte. Einige Stunden später explodierten zwei weitere Bomben in einem kleinen Hotel und in einem Wohnhaus in Vororten Colombos. Bei der letzten Explosion tötete die Ehefrau eines der anderen Attentäter unter anderem sich, ihre zwei Kinder und drei Polizisten. Es handelte sich um die Schwiegertochter eines reichen Gewürzhändlers. Zwei seiner Söhne waren unter den Attentätern.

Der IS hatte die Selbstmordanschläge für sich reklamiert. Die Echtheit der Nachricht ließ sich nicht unabhängig überprüfen. Als Täter macht Sri Lanka eine einheimische Islamistengruppe verantwortlich, die aber Hilfe aus dem Ausland gehabt haben müsse. Nach Einschätzung der Regierung waren die Anschläge als Vergeltung für den Anschlag auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März gedacht. (dpa)



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