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Großbrand im Hafen dauert an

Schwere Explosion überschattet Atomgespräche im Iran – Regierung spricht von „Fahrlässigkeit“: 65 Todesopfer

Mitten in laufenden Atomverhandlungen mit den USA erschüttert eine Explosion Irans wichtigsten Containerhafen. Spekulationen über brisante Chemikalienlieferungen nehmen zu. Über 45 Menschen kamen ums Leben, mehr als 1.240 wurden verletzt.

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Rettungskräfte arbeiten am 27. April 2025 im Hafen Shahid Rajaee in Bandar Abbas, Iran. Die Such- und Rettungsarbeiten dauern an.

Foto: Rahim/Middle East Images/AFP via Getty Images

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Zwei Tage nach der verheerenden Explosion mit dutzenden Toten im wichtigsten Containerhafen des Iran hat die Regierung das Unglück mit „Fahrlässigkeit“ erklärt. An der Unglücksstelle seien „Mängel“ festgestellt worden, unter anderem bei den Sicherheitsvorkehrungen, sagte Innenminister Eskander Momeni am Montag im iranischen Staatsfernsehen. Indes erhöhte sich die Anzahl der Todesopfer auf 65, wie der Gouverneur der betroffenen Provinz Hormosgan im Südiran mitteilte.
Der oberste geistliche Führer des Landes hatte zuvor eine „gründliche“ Ermittlungen angekündigt. Sicherheitskräfte und Justiz müssten gründlich ermitteln und „jegliche Fahrlässigkeit oder Absicht aufdecken“, forderte Ayatollah Ali Chamenei am Sonntag im Staatsfernsehen. Präsident Massud Peseschkian hat eine lückenlose Aufklärung des Unglücks angeordnet.
Die Zahl der Todesopfer sei inzwischen auf 46 gestiegen. Mehr als tausend Verletzte seien aus den Krankenhäusern entlassen worden. 183 Menschen würden weiterhin stationär behandelt.
Die Explosion ereignete sich am Samstagmittag im Hafen Schahid Radschai nahe der Stadt Bandar Abbas. Teherans Sicherheitsdienste sind in höchster Alarmbereitschaft für mögliche Sabotageakte.

Großbrand ist bislang nicht gelöscht

Im Hafen werden 85 Prozent der iranischen Waren umgeschlagen. Feuerwehrleute arbeiteten am Sonntag weiter daran, den Großbrand der Explosion am 26. April zu löschen. Am Sonntagabend war das Feuer noch nicht gelöscht. Einheiten der iranischen Luftwaffe und Marine wurden als Hilfstruppen eingesetzt.

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Der Vorfall ereignete sich, als der Iran seine dritte Runde der Atomgespräche mit den Vereinigten Staaten im Oman abhielt.

Feuerwehrleute versuchen Brände in und um Schiffscontainer im Hafen Shahid Rajaee in Bandar Abbas, Iran, am 27. April 2025 nach der Explosion einzudämmen.

Foto: Rahim/Middle East Images/AFP via Getty Images

Sämtliche Schulen und Büros im Umkreis von 23 Kilometern sind geschlossen. Die russische Botschaft erklärte, Russland entsende zahlreiche Flugzeuge mit Spezialisten zur Unterstützung der Löscharbeiten.
Mohammed Dschamalian war als Mitglied des parlamentarischen Gesundheitsausschusses am Unglücksort, er sprach von entsetzlichen Szenen. Unter den Verletzten seien 280 schwer verletzt, mehr als 120 mussten notoperiert werden. Die Ärzte gehen von weiteren Toten aus.

Explosionsursache ist unklar

Es wird angenommen, dass Chemikalien die Explosion verursachten, eine offizielle Erklärung der Führung in Teheran gibt es bisher nicht. Ein Zusammenhang mit der iranischen Ölindustrie wird bestritten. Hossein Zafari, Sprecher im Krisenmanagement, vermutete, dass die Explosion durch schlechte Lagerbedingungen von Chemikalien in einigen Containern des Hafens ihre Ursachen hat.
Der Hafen soll in den vergangenen Monaten zwei Lieferungen aus China einer Komponente erhalten haben, die in Raketentreibstoff verwendet wird, wie die „Financial Times“ erstmals im Januar berichtete. Die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf eine Quelle mit Verbindungen zu den iranischen Revolutionsgarden, in dem Hafen sei Natriumperchlorat explodiert.
Ein Sprecher des iranischen Verteidigungsministeriums betonte am Sonntag, in dem Hafen habe es „keinerlei Ladung für militärischen Treibstoff oder militärische Nutzung“ gegeben.
Das iranische Regime erhält seit langem Unterstützung aus China, das dem Iran geholfen hat, Sanktionen durch den Handel mit Infrastrukturinvestitionen für iranisches Öl zu umgehen.
Die beiden chinesischen Sendungen transportierten jeweils etwa 1.000 Tonnen Natriumperchlorat, einen wichtigen Bestandteil von Festbrennstoff für die ballistischen Raketen des Iran. Das besagt ein Bericht, den die Foundation for Defense of Democracies, ein Think Tank mit Sitz in Washington, im Februar veröffentlichte.
Die Raketenvorräte des Iran waren 2024 erschöpft, nachdem der Iran Angriffe auf Israel zur Unterstützung der Hamas gestartet hatte.

Hafeninfrastruktur ist erheblich beschädigt

Die Detonation war so gewaltig, dass die Druckwelle noch in einem Umkreis von 50 Kilometern zu spüren war.

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Sie richtete erhebliche Schäden an der Hafeninfrastruktur an und wird den Im- und Export des Landes beeinträchtigen. Schahid Radschaei ist der größte Containerhafen des Landes und Teil des Haupthafens von Bandar Abbas in der Provinz Hormusgan.

Die Überreste eines Lagerhauses sind am 27. April 2025 nach der Explosion im Hafen Shahid Rajaee in Bandar Abbas, Iran.

Foto: Rahim/Middle East Images/AFP via Getty Images

Dort wird mehr als ein Drittel des iranischen Seehandels abgewickelt. Die staatliche Öl-Umschlaggesellschaft erklärte, Raffinerien oder andere Ölanlagen in Bandar Abbas seien von der Explosion nicht betroffen und arbeiteten normal weiter.
Die Explosion ereignete sich während laufender Atomgespräche zwischen dem Iran und den USA. Eine These eines Sabotageakts durch Israel wurde von den iranischen Behörden bisher nicht vorgebracht.

Gespräche über Atomabkommen dauern an

Die USA und der Iran führen seit Wochen unter Vermittlung des Oman Gespräche über ein neues Atomabkommen. Der Westen wirft dem Iran vor, Atomwaffen herstellen zu wollen. Teheran weist dies zurück und beteuert, sein Atomprogramm diene allein zivilen Zwecken.
Fachleute der USA und dem Iran führen derzeit erste technische Diskussionen über die Zukunft des iranischen Atomprogramms. Diese finden in der omanischen Hauptstadt Maskat statt und folgen auf zwei hochkarätige Treffen zwischen dem US-Gesandten Steve Witkoff und dem iranischen Außenminister Abbas Araghchi. Eine weitere Runde von hochrangigen Gesprächen war vorläufig für den 3. Mai geplant.
Araghchi nannte die Gespräche „sehr ernst und arbeitsorientiert“: „Diesmal waren die Verhandlungen viel ernster als in der Vergangenheit, und wir traten allmählich in tiefere und detailliertere Diskussionen ein.“
Trump soll Israel die Unterstützung für einen Angriff auf die iranischen Atomanlagen verweigert haben.

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Foto: Abedin Taherkenareh/epa/dpa

Ein Schwerpunkt der Verhandlungen wird wahrscheinlich der Teheran Research Reactor sein. Die iranischen Behörden begannen 2010 mit der Anreicherung von Uran, um Treibstoff für den Teheran-Forschungsreaktor bereitzustellen, der dem Iran in den 1960er Jahren von den USA zur Durchführung von Forschungen zur Verfügung gestellt wurde.
Der Reaktor sollte nur 25 Jahre lang betrieben werden, doch Teheran stellte die Anlage mithilfe internationaler Partner auf niedrig angereichertes Uran um. Als der Iran Ende der 2000er Jahre der Zugang zu niedrig angereichertem Uran ausging, traf Teheran die Entscheidung, sein eigenes hoch angereichertes Uran als Brennstoff herzustellen.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu fordert ein vollständiges Ende des iranischen Atomprogramms. Jegliches Abkommen mit Teheran müsse zudem Irans Bewaffnung mit ballistischen Raketen verhindern, sagte Netanjahu am Sonntag in Jerusalem. (afp/dpa/red)
 
 
 
 
 

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