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Irans Atomprogram

Wie weit ist Teheran von atomwaffenfähigem Uran entfernt?

Mehrere iranische Urananreicherungs- und Atomforschungsanlagen wurden durch die israelischen Angriffe bereits schwer beschädigt oder zerstört. Doch wie wahrscheinlich ist es tatsächlich, dass der Iran an einer Atomwaffe baut? Was genau ist bekannt und was ist Vermutung?

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Ein iranischer Arbeiter in der Uranumwandlungsanlage nahe dem iranischen Ort Isfahan.

Foto: Getty Images

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Lesedauer: 3 Min.

Das erklärte Ziel der derzeitigen Angriffe Israels ist die Zerstörung des iranischen Atomprogramms, da Teheran nach Ansicht Israels kurz davorsteht, die Fähigkeit zur Entwicklung einer Atombombe zu erlangen.
Doch was genau ist bestätigt und was ist Vermutung?
Der Iran hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten seine nuklearen Anlagen weit im ganzen Land verstreut. Die Anlagen sind teilweise unterirdisch angelegt, was Satellitenfotos bestätigen.
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA stellte bereits 2022 fest, dass die Islamische Republik in den Atomanlagen in Natans und Fordo Uran bis zu 60 Prozent angereichert hat.
Am 13. Juni erneuerte der Generaldirektors Grossi vor dem UN-Sicherheitsrat zur Lage im Iran diese Einschätzung und gab zudem bekannt, dass in Natans durch die israelischen Angriffe der oberirdische Teil der Pilotanlage zur Brennstoffanreicherung, in dem der Iran Uran produzierte, das auf bis zu 60 Prozent U-235 angereichert war, zerstört wurde.
Allerdings reicht für das Betreiben eines zivilen Atomkraftwerkes eine Anreicherung auf 3 bis 5 Prozent. In der Natur hat das für den Atomwaffenbau interessante spaltbare Uran einen Reinheitsgrad von unter 1 Prozent.
Jegliches Uran, das auf über 20 Prozent angereichert ist, gilt als hochangereichertes Uran. Für eine Atombombe wird ein auf rund 90 Prozent angereichertes Uran benötigt.
Eine Anreicherung von 60 Prozent auf 90 Prozent sei nur noch ein „Katzensprung“, so Georg Steinhauser, Professor für Angewandte Radiochemie an der TU Wien, in einem Interview mit der ARD.
Laut der IAEA habe sich die iranische Produktion an nahezu waffentauglichem Uran während der Atomverhandlungen mit den USA seit April stark erhöht. Entsprechend einem Bericht der Behörde mit Sitz in Wien von Ende Mai verfügt das Mullah-Regime nun über fast 409 Kilogramm von auf 60 Prozent angereichertem Uran.
Das bedeutet gegenüber dem letzten Quartalsbericht der IAEA vom Februar einen Mengenanstieg um rund 49 Prozent. Laut Experten würden etwa 42 Kilogramm von auf 90 Prozent angereichertem Uran für den Bau einer Atomwaffe ausreichen.
Aber es braucht zusätzliche Technologie zur Zündung und Steuerung sowie Wissen, Erfahrung und experimentelle Tests zum Bau einer funktionstüchtigen Atomwaffe.
Durch die engen Verbindungen des Mullah-Regimes zu den Atommächten China und Russland ist nicht auszuschließen, dass der Iran Zugang zu diesem Wissen und der notwendigen Technologie finden könnte.
Mehrere iranische Urananreicherungs- und Atomforschungsanlagen wurden in den vergangenen Tagen durch die israelischen Angriffe schwer beschädigt oder zerstört.
Nun rückt die tief unter einem Felsmassiv liegende unterirdische Urananreicherungsanlage in Fordo in den Fokus des israelischen Militärs.
Der Iran hat stets bestritten, nach Atomwaffen zu streben.
Als Hauptstadtreporter ist Erik Rusch regelmäßig in der Bundespressekonferenz und überall „Vor Ort“, wo kritische Fragen zu aktuellen Themen in den Bereichen Gesellschaft und Politik zu stellen sind.

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