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Eröffnet werden sollte schon 2019

Bahn verschiebt Start von Stuttgart 21 erneut

Erst vor wenigen Monaten verkündete die Bahn, dass Stuttgart 21 Ende 2026 nur teilweise in Betrieb gehen soll. Nun ist klar: Auch das wird nicht klappen.

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Stuttgart 21 wird doch nicht wie geplant Ende 2026 fertig. (Archivbild)

Foto: Bernd Weißbrod/dpa

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Lesedauer: 7 Min.

Die Fertigstellung des Bauprojekts Stuttgart 21 verzögert sich weiter. Wie die dpa aus Kreisen der Projektpartner und des Bahn-Aufsichtsrates erfuhr, soll der Tiefbahnhof nicht mehr wie geplant im Dezember 2026 eröffnen.
Bahn-Chefin Evelyn Palla habe die Eröffnung des Großprojekts Stuttgart 21 wegen technischer Probleme verschoben, berichtete der „Spiegel“ unter Berufung auf Konzernkreise. Das habe Palla dem Aufsichtsrat und den Projektpartnern mitgeteilt. Einen neuen Termin für die Eröffnung nannte sie demnach bislang nicht.
Analysen der DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH sowie des Beratungsunternehmens PWC hätten im Sommer ergeben, dass es mit dem geplanten Eröffnungsdatum erhebliche Risiken gäbe. Nach einer weiteren Überprüfung habe Palla jetzt die Reißleine gezogen.
Laut „Spiegel“ gebe es Probleme mit der Zulassung und Freigabe von Technik des japanischen Konzerns Hitachi, einem zentralen Projektpartner beim Digitalen Knoten.

Terminrisiken und „Riesen-Blamage“

Die Deutsche Bahn erklärte, dass der Konzern den Aufsichtsrat bereits im September darüber informiert habe, dass für das Inbetriebnahmekonzept „weiterhin Terminrisiken bestehen“; im Oktober sei auch der Lenkungskreis, in dem sich regelmäßig die an der Finanzierung des Stuttgarter Tiefbahnhofs beteiligten Partner treffen, informiert worden.
Die Terminrisiken hätten sich „in einer so bisher nicht vorhersehbaren Dimension erhärtet und werden nun mit dem Aufsichtsrat bewertet“, erklärte die Bahn weiter. Der dortigen Diskussion solle nun nicht vorgegriffen werden. Im Sinne einer „maximalen Transparenz“ werde der Konzern aber „sofort“ informieren, „wenn sich neue Entwicklungen ergeben“.
Der Chef des Fahrgastverbands Pro Bahn, Detlef Neuß, sagte der „Rheinischen Post“: „Das ist ein Riesen-Blamage. Die Verschiebung schadet erneut dem Image der Bahn.“ Weil der Tiefbahnhof nicht wie geplant im Dezember 2026 zumindest teilweise öffne, „wird das wieder jede Menge Geld kosten, das woanders bei der Bahn fehlen wird“, fuhr Neuß fort.

Sperrungen sorgen für Verzögerungen

Im Juli hatte die Bahn noch angekündigt, Stuttgart 21 im Dezember 2026 zumindest teilweise in Betrieb nehmen zu wollen.
Der Fernverkehr und ein Teil des Regionalverkehrs sollten ab dann in den neuen Tiefbahnhof fahren, ein Teil des Regionalverkehrs dagegen bis Juli 2027 weiter im alten oberirdischen Kopfbahnhof enden, wie die Deutsche Bahn damals mitteilte.
Als Grund für die schrittweise Inbetriebnahme nannte das Unternehmen die Entzerrung von Sperrungen, die wegen der Arbeiten für den Anschluss der neuen Infrastruktur an die bestehenden Strecken nötig sind.
Deutlich teurer als zu Beginn geplant: Das Bahnprojekt Stuttgart 21. (Archivbild)

Deutlich teurer als zu Beginn geplant: Das Bahnprojekt Stuttgart 21. (Archivbild)

Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Damit könne man die Beeinträchtigungen für die Fahrgäste so gering wie möglich halten, sagte DB-Infrastrukturvorstand Berthold Huber im Juli. Zuvor war geplant gewesen, den Tiefbahnhof im Dezember 2026 vollständig in Betrieb zu nehmen und den Betrieb im alten Kopfbahnhof einzustellen.

Arbeiten komplizierter als gedacht

Im Rahmen von Stuttgart 21 wird der Bahnknoten in Stuttgart zugleich als erster bundesweit komplett digitalisiert.
Züge des Fern- und Regionalverkehrs sowie S-Bahnen sollen dann mit dem digitalen Zugsicherungssystem ETCS fahren – und zwar nur damit. Klassische Lichtsignale werden im Stuttgarter Bahnknoten nicht mehr verbaut.
Die Arbeiten gestalten sich komplizierter als gedacht, in der Präsentation für die jüngste Sitzung des Lenkungskreises hieß es, die Arbeiten seien weiterhin angespannt. Die umfangreichen Arbeiten für die Digitalisierung führte die Bahn auch als Grund für die vorletzte Verschiebung der Inbetriebnahme auf Dezember 2026 an.

Inbetriebnahme bereits mehrfach verschoben

Gebaut wird an dem Projekt bereits seit 2010. Die Inbetriebnahme war bereits mehrfach verschoben worden, zuletzt auf Dezember 2026. Bei Abschluss der Finanzierungsvereinbarung im Jahr 2009 war man von einer Eröffnung 2019 ausgegangen.
Die Gründe für die mehrmaligen Verschiebungen sind laut Bahn unterschiedlich: Klagen gegen das Projekt und geänderte Auflagen etwa beim Brandschutz.
Weitere Faktoren für die Verzögerungen seien der „geologisch anspruchsvolle Untergrund im Stuttgarter Stadtgebiet“ oder aufwendige Genehmigungsverfahren durch geänderte Gesetze beim Artenschutz.
Das Projekt Stuttgart 21 steht nicht nur für den Bau des neuen Hauptbahnhofs in der Landeshauptstadt, sondern für die komplette Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart. Gebaut werden neue Bahnhöfe – etwa ein neuer Fernbahnhof am Flughafen –, Dutzende Kilometer Schienenwege und Tunnelröhren, Durchlässe sowie Brücken.
Das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm schließt neben Stuttgart 21 auch den Neubau der bereits 2022 eröffneten Schnellfahrstrecke Wendlingen-Ulm ein. Herzstück von Stuttgart 21 ist der neue unterirdische Hauptbahnhof, der im Gegensatz zum bisherigen Kopfbahnhof ein Durchgangsbahnhof sein wird.

Bauarbeiter montieren am 13. September 2024 eine Treppe im neuen Haupbahnhof.

Foto: Thomas Kienzle/AFP via Getty Images

Kosten steigen von Jahr zu Jahr

Auch die Kosten für das Projekt haben sich über die Jahre steil nach oben entwickelt. In einem Finanzierungsvertrag aus dem Jahr 2009 ist nur die Verteilung von Kosten bis zu einer Höhe von gut 4,5 Milliarden Euro geregelt.
Die Baustelle des milliardenschweren Bahnprojekts Stuttgart 21.

Die Baustelle des milliardenschweren Bahnprojekts Stuttgart 21.

Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Bis vor Kurzem bezifferte die Bahn die derzeitigen Kosten auf rund 11 Milliarden Euro, eingeplant ist zudem ein Puffer von 500 Millionen Euro. Dieser ist inzwischen schon fast aufgebraucht: In der Mai-Sitzung des Lenkungskreises informierte die Bahn die Projektpartner darüber, dass sich die Kosten inzwischen auf rund 11,3 Milliarden Euro summierten.
Im August hatte der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg entschieden, dass die Bahn die milliardenschweren Mehrkosten alleine tragen muss.
Das oberste Verwaltungsgericht des Landes lehnte einen Antrag auf Zulassung der Berufung der Bahn gegen ein entsprechendes Urteil des Verwaltungsgerichts Stuttgart ab. Die bundeseigene Bahn kündigte Ende Oktober an, nicht weiter gegen das Urteil vorzugehen. (dpa/red)

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