„Die nächste Katastrophe“: Haben wir eine Generation Nichtschwimmer?

Während der Corona-Pandemie fielen auch die Schwimmkurse für Kinder aus. Das hat bei etlichen Kindern Lücken verursacht, die nur schwer zu schließen sind. Der DLRG zieht Bilanz - und warnt.
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Kinder bei einem Schwimmkurs. Symbolbild.Foto: RAMON VAN FLYMEN/ANP/AFP via Getty Images
Epoch Times7. Juli 2022

Die Kinder im Schwimmbecken klammern sich an Poolnudeln und Schwimmbrettern fest, während sie versuchen den Anweisungen ihres Schwimmlehrers zu folgen. Im Stadtbad Bayreuth findet ein Anfängerschwimmkurs statt, unter der Anleitung von Manuel Friedrich von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Bayreuth, sollen die Kinder schwimmen lernen. Keine Alltäglichkeit mehr in Deutschland, wo Eltern teils Jahre warten müssen, bevor sie einen Platz im Schwimmkurs für ihre Kinder bekommen können.

„Einen Platz in einer Schwimmgruppe zu bekommen, war schier unmöglich. Wir standen lange auf einer Warteliste“, erzählt Mutter Nora Potze. Auch Hanna Schösler berichtet von ähnlichen Schwierigkeiten beim Versuch für ihren Sohn eine Schwimmgruppe zu finden. „Er geht jetzt erst in die Schule, das heißt also, er war im Kindergartenalter. Zu der Zeit sollte man aber eigentlich schon schwimmen lernen, da man ja mit den Kindern oft schwimmen geht und auch gerne möchte, dass sie dann einigermaßen sicher im Wasser sind“, sagte sie gegenüber Reuters-TV.

Pandemie hat Schwimmkurse verhindert – Gasproblem bald auch?

Die DLRG blickt mit Sorge in die Zukunft. Immer weniger Menschen in Deutschland können sicher schwimmen. Aufgrund der Corona-Pandemie gibt es besonders bei Kindern große Lücken, die sich nur schwer schließen lassen. Bereits vor der Pandemie waren die Wartelisten für Schwimmkurse lang, es gab zu wenig verfügbare Schwimmflächen oder Schwimmlehrer. Corona hatte die Lage dann nochmal weiter verschärft.

„Also es prasselt gerade alles auf uns rein. Jetzt kommt die nächste Katastrophe. Wenn das Gas ausfällt, dann werden die Schwimmbäder wahrscheinlich wieder geschlossen werden“, sagt Manuel Friedrich, der auch Präsident der DLRG Bayern ist. „In ganz Deutschland sind die Wartelisten voll. Es macht überhaupt keinen Sinn mehr, Wartelisten zu führen, weil allein wir in Bayreuth von der DLRG bekommen vierzig Anfragen pro Woche. Das ist so viel, dass es im Moment tatsächlich schwierig ist“, fügt er hinzu.

Die DLRG hatte durch Sonderkurse versucht, die Pandemie-Lücken zu schließen, neben den regulären Kursen gab es in Deutschland im vergangenen Sommer 2.000 zusätzliche Kurse mit ca. 24.000 Teilnehmern. Trotzdem sei das Niveau von vor der Pandemie längst nicht erreicht, erklärte Ute Vogt, Präsidentin der DLRG, in einer Pressemitteilung.

Schwimmenlernen ist „Sicherheitsfrage“

1.655 Menschen hat die DRLG im Jahr 2021 vor dem Ertrinken gerettet. Ein Großteil davon während der Flutkatastrophen in Westdeutschland im Juli. 299 Menschen waren 2021 bei Badeunfällen ertrunken, die meisten von ihnen in Bayern. Die Angst vor Badeunfällen ist auch ein Grund, wieso Eltern wie Nora Potze wollen, dass ihre Kinder schwimmen lernen.

„Damit ich mit ihm ungestört ins Wasser, auch ins Meer kann und nicht Angst haben muss, dass es untergeht. Das ist für mich eine Sicherheitsfrage“, sagt sie. Sie hat Glück gehabt, die DLRG Bayreuth hat einen Sonderschwimmkurs eingerichtet, dort hat sie einen Platz gefunden. Lange werden Kinder aber nicht mehr im Stadtbad Bayreuth schwimmen lernen können.

Das Stadtbad soll möglicherweise geschlossen werden, das anschließende städtische Heizkraftwerk soll erweitert werden. Nach Angaben der DLRG werden jährlich im Durchschnitt 80 Schwimmbäder in Deutschland geschlossen. Das Stadtbad Bayreuth könnte bald eines von ihnen sein und so die prekäre Lage bei den Schwimmkursen noch weiter verschlimmern. (reuters/mf)



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