RKI warnt: „Es gibt immer mehr Fälle als offiziell gemeldet werden“

In Deutschland stelle sich die Verbreitung des Coronavirus als "sehr dynamisch"dar, sagte der Präsident des Robert-Koch-Institutes, Lothar Wieler im Pressebriefing am Freitag. Mit 2.369 laborbestätigten Fällen (Stand Donnerstagabend) gäbe es zehn Prozent mehr Infizierte als am Vortrag.
Von 13. März 2020

Das Coronavirus breitet sich aus. Die Fallzahlen der Infizierten steigen weltweit an. „Wir haben es mit einer Pandemie zu tun“, sagte der Präsident des Robert-Koch-Institutes, Lothar Wieler, während des Pressebriefings am Freitag. 114 Länder seien vom Coronavirus betroffen. Seit Donnerstag seien außerhalb Chinas 7000 Fälle dazugekommen. Bei rund 1300 Infizierten sei der Krankheitsverlauf schwer. Das bedeute, dass die Patienten beatmet werden müssten, erklärte der RKI-Chef.

In Italien gibt es offiziellen Angaben zufolge bislang 12.462 bestätigte Corona-Fälle. Demnach ist die Zahl der Infizierten seit Donnerstag um ein Viertel gestiegen. Zudem gab es in Frankreich und Spanien binnen 24 Stunden einen Anstieg um jeweils etwa 2.200 Fälle. Auch in Deutschland stelle sich die Verbreitung des Virus als „sehr dynamisch“ dar, so Wieler. Mit 2.369 laborbestätigten Fällen (Stand Donnerstagabend) gäbe es zehn Prozent mehr Infizierte als am Vortag. Bislang sind sechs bestätigte Todesfälle bekannt.

Man müsse verstehen, dass die Epidemie sich nicht einfach von „einer Himmelsrichtung zur anderen“ ausbreite, betonte Wieler. Es gäbe vielmehr ein Geschehen, dass“uns über mehrere Wochen begleiten“ werde. Dabei würden punktuell immer wieder Infektionen auftreten. Bislang würde sehr viel Aufwand betrieben, die einzelnen Fälle nachzuprüfen.

Zukünftig werde sich das RKI, so Wieler, auf die offiziellen Meldezahlen beschränken. „Bis spätestens 17 bis 18 Uhr des laufenden Tages werden die aktuellen Zahlen auf der RKI-Homepage veröffentlicht.“ Gleichzeitig weist Wieler darauf hin: „Es gibt immer mehr Fälle als offiziell gemeldet werden“.

Strategie: Infektionen vermeiden

Rund vier von fünf Menschen, die infiziert werden, hätten leichte oder gar keine Symptome. „Viele werden infiziert und merken es gar nicht, bilden aber eine Immunität aus“, so Wieler. Im Alter von Null bis 89 Jahren ziehen sich die Infektionen durch alle Altersschichten. Mit zunehmendem Alter ab 50 Jahren, vor allem ab 60 und bei Vorerkrankungen steige das Risiko einer Infektion. Die Betagten und Menschen mit Vorerkrankungen gelten dabei als am meisten gefährdet.

Um Infektionen zu vermeiden, sollte das Virus eingedämmt werden, betonte der RKI-Chef. Dazu würde für Kontaktpersonen Quarantäne angeordnet. Denn „irgendwann werden wir es in diesem Land nicht mehr schaffen“, sagte Wieler. Die Kapazitäten in den Krankenhäusern müssten dringend erhöht werden. Dabei setze das RKI auf alle Maßnahmen, sodass möglichst wenige schwerkranke und beatmungspflichtige Patienten im Krankenhaus behandelt werden. Dazu gehöre auch die Absage von Operationen. Wieler richtet seinen Appell an alle Krankenhäuser, die sich auf eine höhere Versorgung von Beatmungspatienten einstellen müssten: „Das ist kein Hexenwerk.“ Vielmehr greife hier der Krisenplan, der in den Krankenhäusern bereits vorliege.

Die Verlangsamung der Epidemie soll auch durch die Absage von Veranstaltungen erreicht werden. Jeder müsse darüber nachdenken, wo er oder sie noch hingehen müsse. Das diene dazu, um die Gefährdeten zu schützen. Insoweit sei auch nachbarschaftliche Hilfe gefragt, damit „vieles abgefedert“ werden könne. „Diese Krise, die auf uns zukommt“, könne optimal gemanagt werden, wenn alle dabei mithelfen würden, betonte der RKI-Chef.

Durchseuchung der Bevölkerung

Dass sich 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung anstecken würden, ergäbe sich aus dem 1 x 1 der infektionsepidemologischen Kenntnisse, sagte Wieler auf Nachfrage eines Reporters. Da das Virus für den menschlichen Körper unbekannt sei, gäbe es aktuell keine Immunität.

Wenn es keine Therapie und keinen Impfstoff gibt, könne sich ein Virus verbreiten. Biologisch sei das ein natürlicher Zustand, der sodann ausgeglichen werde. Dabei wüssten viele Menschen gar nichts davon, dass sie infiziert seien, so Wieler weiter. Je mehr Menschen es davon gäbe, umso besser sei dies.

Die Sorge des RKI bestehe derzeit darin, dass das Gesundheitssystem optimiert werden müsse. Man versuche, ein Szenario wie in Italien zu vermeiden. „Es werden derzeit Überlegungen angestellt, auch Studenten bei der Patientenversorgung einzuplanen,“ sagte er.

RKI ordnet keinen Mundschutz für Bürger an

Dass das RKI nach wie vor keinen Mundschutz für die Bevölkerung empfiehlt, darauf zielte die Frage eines Reporters in der anschließenden Befragung ab: Warum nehme man den Menschen die Möglichkeit, sich und andere zu schützen? Es bringe doch nichts, wenn alle sich in den Homeoffice-Bereich begeben und sich sodann beim Einkaufen anstecken würden, während man sich einfach mit einem Mundnasenschutz vor der Tröpfcheninfektion schützen könne. Auch in Taiwan würde jeder Bürger zwei Masken pro Woche bekommen, so der Reporter. Die Pressesprecherin des RKI fiel dem Reporter ins Wort und sagte: „Sie sind jetzt bitte mit Ihrer Frage fertig und Herr Wieler kann darauf antworten.“

„Was das Robert-Koch-Institut empfiehlt, beruht auf wissenschaftlicher Evidenz“, entgegnete Wieler auf den Vorwurf. „Wir empfehlen Dinge, die wissenschaftlich belegt und bewiesen sind.“ Mit einer Empfehlung eines Mundnasenschutzes würde man den Menschen einen Schutz suggerieren, der nur in bestimmten Situationen gegeben sei. Aber es gäbe keine Evidenz dafür, dass ein umfänglicher Schutz gegeben sei. Vielmehr gehe es darum, medizinisches Personal zu schützen oder Infektionen zu verhindern, indem Infizierte einen Mundschutz tragen.

Hygiene-Experte kritisiert RKI-Chef

„Diese Aussage ist grottenschlecht falsch und zugleich eine wissenschaftliche Zumutung. Über die Schutzwirkung des Mund-Nasen-Schutzes gibt es keinen Zweifel“, betonte Experte und Facharzt für Hygiene Professor Dr. Klaus-Dieter Zastrow gegenüber Epoch Times. Auf den Ratgeber-Seiten und den Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (auf der Web-Seite des RKI nachzulesen) werde überall und ständig der Mundnasenschutz gefordert.

„Der Mundnasenschutz ist der einzige wirksame Schutz vor einer Tröpfcheninfektion. Die Aussage ist ein Skandal!“, kommentierte Zastrow die Aussage des RKI-Präsidenten. Auch die weitere Empfehlung von Wieler stieß auf heftige Kritik. Dieser sagte während des Pressebriefings: „Wenn Sie Hände waschen, dann ist Ihre Hand sauber und dann ist da nichts Infektiöses mehr dran.“

„Unglaublich! Nach 7 Wochen immer noch diese Irrlehre. Nur Desinfektion wirkt!“, empörte sich Zastrow gegenüber Epoch Times.

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