Grenell sieht Massendemonstrationen im Iran skeptisch: "Diktatoren haben immer riesige Begräbnisse"
Die Demonstrationen im Iran zum Begräbnis von Qasem Soleimani sieht der US-Botschafter in Deutschland eher skeptisch. Die Menschen "werden gezwungen, auf die Straße zu gehen." Er bekäme eine Flut von E-Mails, in denen Iraner den USA danken, "dass wir diesen Wahnsinnigen ausgeschaltet haben".

In Teheran am 6. Januar 2020: Auf dem Banner ist Qasem Soleimani abgebildet.
Foto: ATTA KENARE/AFP über Getty Images
Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, sieht die Massendemonstrationen im Iran nach dem US-Luftschlag gegen den iranischen Top-Militär Qasem Soleimani skeptisch. „Diktatoren haben immer riesige Begräbnisse“, sagte Grenell in der „Bild“-Sendung „Die richtigen Fragen“. Das sei keine Gesellschaft, in der Menschen in der Lage seien, ihre Meinung zu sagen.
„Sie werden gezwungen, auf die Straße zu gehen.“
Er selbst habe zahlreiche Nachrichten von Iranern erhalten. „Mich erreicht eine Flut an E-Mails von Iranern aus den USA, Europa und aus dem Iran selbst“, so Grenell.
„Sie danken uns, dass wir diesen Wahnsinnigen ausgeschaltet haben, aber sie fürchten sich auch. Die Menschen schreiben mir, dass sie in Sozialen Netzwerken nichts liken können, dass sie nicht ihre Meinung äußern dürfen, weil sonst ihre Familien verfolgt werden.“
Grenell machte deutlich, dass der „Feind der USA“ nicht die Bevölkerung sei. „Es ist nicht das iranische Volk, das den Terrorismus unterstützt, es ist das Regime“, sagte der US-Botschafter in der „Bild“-Sendung.
Nato berät mit Jens Stoltenberg
Die Botschafter der Nato-Länder haben ihre Beratungen über die Lage im Irak nach Eskalation der Spannungen mit dem Iran aufgenommen. Die Vertreter der 29 Nato-Staaten kamen am Montagnachmittag mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zusammen, der das Treffen angesetzt hatte und danach vor die Presse treten will.
Wichtigste Frage ist Diplomaten zufolge die Zukunft der Ausbildungsmission der Militärallianz im Irak, nachdem das irakische Parlament am Wochenende den Abzug der US-geführten Truppen gefordert hat.
Die Spannungen in der Region hatten sich in den vergangenen Tagen verstärkt, nachdem die USA in der Nacht zum Freitag den iranischen General Kassem Soleimani im Irak durch einen gezielten Drohnenangriff getötet hatten. Er war Kommandeur der Al-Kuds-Brigaden, die zu den iranischen Revolutionsgarden gehören und für Auslandseinsätze zuständig sind. Teheran drohte den USA mit Vergeltung.
In der Nato wurde im Vorfeld des Botschafter-Treffens darauf verwiesen, dass die Truppenabzugsforderung des Parlaments nicht bindend sei. Es müsse abgewartet werden, wie die irakische Regierung sich dazu positioniere, hieß es von Diplomaten.
Die Nato bildet seit Anfang 2017 im Irak Sicherheitskräfte aus. Irakische Soldaten werden dabei insbesondere in der Entschärfung von Sprengsätzen, der Instandhaltung und medizinischer Versorgung geschult. Zudem berät die Nato das irakische Verteidigungsministerium und andere Sicherheitsbehörden.
Der Einsatz umfasste zuletzt rund 500 Soldaten, die meisten aus Kanada. Wegen der jüngsten Spannungen hatte die Nato die Ausbildung irakischer Soldaten am Wochenende bereits ausgesetzt. Deutschland beteiligt sich nicht an dem Nato-Einsatz, hat aber eine parallel laufende Ausbildungsmission, die seit Sonntag gleichfalls ruht. (dts/afp)
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