Israels Präsident Rivlin bei Staatsbesuch: „Deutschland ein Leuchtturm der Demokratie“

Titelbild
Bundespräsident Joachim Gauck (r) and Israels Präsident Reuven Rivlin präsentierten in Berlin eine Sonderbriefmarke zum 50. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen.Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP/Getty Images
Epoch Times12. Mai 2015

Anlässlich der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der israelisch-deutschen diplomatischen Beziehungen würdigt Israels Staatspräsident Reuven Rivlin Deutschlands Rolle als führende Demokratie in der internationalen Staatengemeinschaft. In einem Interview mit "Bild" und der israelischen Zeitung "Yedioth Ahronoth" (Dienstag) sagte Rivlin: "Deutschland ist heute ein Leuchtturm der Demokratie in der Welt." Viele Menschen könnten dabei "an dieser wunderbaren Reise aus der dunklen Geschichte in eine bessere Zukunft" teilhaben.

Die heutige starke und enge Freundschaft beruhe darauf, dass Deutschland seine Verantwortung übernommen habe für die Verbrechen der Vergangenheit. Als Student habe er 1965 selbst noch gegen die diplomatische Beziehungen protestiert, erklärte das israelische Staatsoberhaupt. Sein Besuch in Deutschland und die Feierlichkeiten in Berlin sollten dabei eine Inspiration für die Menschen sein, um sich dieses gemeinsamen Weges beider Länder in den vergangenen Jahren bewusst zu werden.

Die Erinnerung an den Holocaust sei dabei trotz allem immer präsent. "Sie werden gewiss keinen Juden in der Welt finden, der beim Thema Deutschland nicht an den Holocaust denkt", sagte Rivlin. Er glaube aber auch, dass es vielen Deutschen "ähnlich" geht, wenn sie an Israel denken. Doch aus der Asche der Vergangenheit hätten Deutsche und Israelis in vielen Bereichen wie Medizin und Wirtschaft eine "wunderbare Partnerschaft erblühen lassen".

Zugleich zeige die veränderte Welt, wie sehr sich der Umgang miteinander verändert habe. "Ich fürchte, uns geht die Fähigkeit verloren, mit unseren Nachbarn Auge in Auge zu sprechen, auf sie einzugehen", betont Rivlin im Interview. Eine globalisierte Weltgesellschaft dürfe nicht auf Kosten der Menschen gehen, "mit denen wir tatsächlich zusammenleben und für die wir verantwortlich sind".

Der Präsident betonte: "Israel hat sich in den letzten Jahrzehnten auf zwei Partner stets verlassen können: auf die USA und auf Deutschland. In den USA gibt es einen klaren Konsens zwischen der Regierung und dem Volk: Wir stehen zu Israel und zu seinem Existenzrecht. Europa ist da vielstimmiger. Aber die USA und Deutschland, als leitende Nation Europas, kämpfen dagegen an, dass der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern angeheizt oder von dritter Seite ausgenutzt wird."

Rivlin zeigte sich zugleich besorgt über die Zunahme antisemitischer Parolen und Übergriffe: "Es gibt weltweit eine Zunahme anti-israelischer und anti-jüdischer Parolen. Vieles davon wird angestachelt durch Extremisten, die Juden hassen, Israel hassen. Und die vor allem die Demokratie und die Freiheit bekämpfen. Dahinter steckt der Hass auf alles Fremde. Die Feindschaft gegen Juden oder Israel ist nur die Spitze des Eisbergs. Das sollte nicht nur in Israel beängstigen. In der gesamten freien Welt – und vor allem Europa angesichts seiner gar nicht so fernen Vergangenheit – sollten die Alarmglocken ertönen."

(dts Nachrichtenagentur)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion