Bald 3.160 Euro statt 1.760 Euro?
Niedriger Ölpreis: Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um Heizöl zu kaufen?
Der Ölpreis ist im leichten Sinkflug. Jetzt bietet sich ein Nachkaufen von neuem Heizöl an. Oder sollten Verbraucher doch noch etwas warten?

Wer mit Heizöl heizt, kann seinen Öltank aktuell deutlich günstiger nachfüllen als noch zu Jahresbeginn.
Foto: Christian Charisius/dpa/dpa
In Deutschland sind noch rund 4,1 Millionen Ölheizungen (Stand: 2023) in Betrieb. Im Vergleich zu Strom und Gas müssen die Besitzer einer Ölheizung Heizöl nachbestellen und in einem Öltank lagern.
Dabei stellen sie sich oftmals die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt fürs Nachtanken, da sich der Heizölpreis regelmäßig verändert. Beim Blick auf den Ölpreis fällt auf, dass dieser jetzt so günstig ist wie lange nicht mehr.
Laut dem Portal „Heizoel24“ kosten 100 Liter des einsatzbereiten Brennstoffes momentan 87,84 Euro (Stand: 02.05.2025). Der Börsenwert fiel deutlich von seinem Höchststand von rund 103 Euro der vergangenen zwölf Monate, den er Mitte Januar erreichte. Das bedeutet eine Reduktion von 13 Prozent. So günstig wie jetzt war Heizöl zuletzt im Juni 2023.
Darum ist der Ölpreis gesunken
Ein entscheidender Faktor, warum der Preis in den vergangenen zwei bis drei Monaten gefallen ist, ist vor allem die Zollpolitik der Vereinigten Staaten. Die von Donald Trump erhobenen, teils hohen Zölle auf Waren aus verschiedenen Ländern, haben den Weltmarkt in Aufruhr versetzt.
An den Börsen sind daraufhin viele Aktienkurse eingebrochen und etliche Handelsflüsse und Warentransporte wurden eingebremst.
Da viele Handelswaren mit Schiffen oder Diesel-Lkws transportiert werden, reduzierte sich die Nachfrage nach verschiedenen Ölprodukten. Eine reduzierte Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot führt zu einer Preissenkung.
Wird der Preis weiter sinken?
Allerdings könnte der Tiefpunkt des Ölpreises noch nicht erreicht sein. Denn die acht Ölexport-Staaten der Gruppe OPEC+ haben sich darauf geeinigt, eine Förderbeschränkung zu beenden, die am 1. April auslief. Das bedeutet für die Staaten, die 2023 beschlossene Kürzung der Tagesproduktion um 2,2 Millionen Barrel (rund 350 Millionen Liter) schrittweise rückgängig zu machen.
Damit drehen diese wichtigen Förderländer den Ölhahn stärker auf. Das soll das Angebot auf dem Weltmarkt erhöhen, was weiter sinkende Preise bewirken kann.
Wie hoch ist die Ersparnis für Verbraucher?
Der jährliche Heizölverbrauch eines Haushalts mit einer Wohnfläche von 120 Quadratmetern liegt bei durchschnittlich 2.040 Litern. Dieser variiert je nach Heizverhalten, Wirkungsgrad der Anlage und Dämmung des Hauses.
Hat ein solcher Haushalt diese 2.040 Liter Mitte Januar dieses Jahres zum Preis von 103 Euro/100 Liter erworben, waren 2.101 Euro fällig. Hätte die Lieferung hingegen am 2. Mai zum Preis von 87,84 Euro/100 Liter stattgefunden, würde die Lieferung nur noch 1.792 Euro kosten. Das bedeutet eine Ersparnis von 13,9 Prozent oder 292 Euro.
Sollte der Heizölpreis noch weiter auf beispielsweise 80 Euro fallen, gäbe es die 2.040 Liter bereits für 1.632 Euro. In diesem Fall beträgt die Ersparnis im Vergleich zu Mitte Januar 22,3 Prozent oder 369 Euro.
Wann genau der Tiefpunkt – und somit der günstigste Kaufzeitpunkt – erreicht ist, ist jedoch nicht exakt vorherzusagen. Wer mit dem Nachfüllen des Öltanks etwas warten kann, könnte dies aufgrund der erwähnten Sachlage noch ein paar Wochen hinauszögern.
Ölpreis beobachten, schnell reagieren
Der Heizölpreis orientiert sich direkt am Rohölpreis. Letzterer notiert momentan bei 61,79 US-Dollar (64,50 Euro) pro Barrel der Sorte Brent. Gleichzeitig signalisieren neueste US-Wirtschaftsdaten das Abrutschen der USA in eine Rezession, was sich wiederum auf den Ölpreis auswirkt.
Mit Blick auf die Kursentwicklung ist daher mit sinkenden Preisen zu rechnen, weshalb es sich mitunter anbietet, mit dem Heizölkauf noch abzuwarten. Schnell reagieren heißt es indes, falls der Ölpreis wieder über 70 US-Dollar/Barrel anziehen sollte, denn dann ist auch mit steigenden Heizölpreisen zu rechnen.
Andernfalls ist es möglich, den Heizölvorrat bei einem zu erwartenden Ölpreis von rund 45 US-Dollar/Barrel zur Hälfte zu füllen. Die zweite Hälfte könne je nach weiterer Entwicklung bei entweder 51 US-Dollar/Barrel oder bei 30 US-Dollar/Barrel erfolgen.
Langfristig droht Verteuerung
Auch wenn der Marktpreis für Erd- und Heizöl in den nächsten Wochen weiter sinken könnte, dürfte Heizen mit Heizöl mittel- und langfristig gesehen wahrscheinlich teurer werden. Das liegt am CO₂-Preis, der für alle fossilen Brennstoffe gilt, die zum Heizen und für den Verkehr zum Einsatz kommen. Dieser ist bereits im Heizölpreis als Steuer enthalten.
Der CO₂-Preis liegt derzeit bei 55 Euro pro Tonne. Dabei wird es aber künftig nicht bleiben. Bereits im kommenden Jahr wird er auf voraussichtlich 65 Euro pro Tonne steigen.
Richtig teuer wird es offenbar ab 2027. Dann tritt das EU-Emissionshandelssystem für Heizen und Verkehr, kurz EU-ETS 2, in Kraft. Demnach wird sich der CO₂-Preis ab 2027 frei auf dem Markt für Emissionszertifikate bilden, indem Emissionszertifikate an die Verkäufer von Brennstoffen versteigert werden.
Statt 1.760 Euro bald 3.160 Euro für Heizöl?
Diese Preisbildung könnte den CO₂-Preis regelrecht durch die Decke schießen lassen. Fachleute rechnen mit einem Anstieg auf 100 bis 300 Euro pro Tonne CO₂. Auch noch höhere Preise sind im Gespräch.
Der CO₂-Preis macht laut dem Portal „Finanztip“ beim Heizöl derzeit rund 17,50 Euro brutto, also inklusive der Mehrwertsteuer von 19 Prozent, pro 100 Liter aus. Bei einem Jahresheizölverbrauch von 2.000 Litern bedeutet das aktuell 350 Euro Kosten allein durch den CO₂-Preis.
Wenn dieser beispielsweise ab 2027 auf 275 Euro pro Tonne CO₂ steigt, bedeutet dies beim Heizöl anstatt 350 Euro dann CO₂-Kosten von rund 1.750 Euro. Das CO₂ im Heizöl wäre dann künftig praktisch genauso teuer wie das eigentliche Öl: 2.000 Liter Heizöl würden statt aktuell knapp 1.760 Euro rund 3.160 Euro kosten, sofern der Ölpreis an sich auf dem derzeitigen Niveau bleibt.
Somit dürfte sich die Aussage vom designierten Bundeskanzler Friedrich Merz schon bald bestätigen. „Es wird teurer“, kündigte er erst vor Kurzem im Politgespräch bei Miosga einen baldigen Preisanstieg beim Heizen an.

Das Fachgebiet von Maurice Forgeng beinhaltet Themen rund um die Energiewende. Er hat sich im Bereich der erneuerbaren Energien und Klima spezialisiert und verfügt über einen Hintergrund im Bereich der Energie- und Gebäudetechnik.
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