Preise für PV-Anlagen und Speicher brechen ein – was steckt dahinter?

Sonnige Zeiten für private Solarbauer: Die Preise sind drastisch gefallen. Auf der anderen Seite ist diese Situation für deutsche Photovoltaikhersteller gefährlich.
Photovoltaik
Preise für Photovoltaikmodule sind im August 2023 schon im fünften Monat in Folge gefallen.Foto: iStock
Von 29. September 2023

Gute Nachrichten für Immobilienbesitzer, die eine Photovoltaik-(PV-)Anlage installieren wollen: Die Preise der wichtigsten Bestandteile sinken momentan rapide. Das betrifft besonders PV-Module und Speichersysteme.

In den letzten zehn Jahren lag der Kostenrückgang von Photovoltaikanlagen bei 87 Prozent, die Speicher vergünstigten sich um 85 Prozent, wie „PV-Magazine“ berichtet.

Preissturz bei Modulen, Batterien und Wechselrichtern

Insbesondere die PV-Module erlebten jüngst einen starken Preissturz. Innerhalb des letzten halben Jahres ging es um 35 Prozent nach unten. Das Watt Peak (Wp, maximale Nennleistung des Moduls) gibt es schon für rund 0,20 Euro. Beispielsweise sind Module mit 410 Wp im Set bereits für unter 100 Euro inklusive Versand erhältlich, berichtet das Portal „Techstage“. Letztes Jahr kosteten diese noch über 200 Euro.

Die Preise für Photovoltaikmodule sind im August 2023 nun schon im fünften Monat in Folge gefallen, berichtet das Portal „Solarserver“. Das geht aus dem Photovoltaikmodulpreisindex hervor. Die günstigsten Module kommen aktuell aus China.

Doch auch solare Speichersysteme sind deutlich günstiger geworden. Bereits jetzt kosten die Batterien nur noch weniger als 100 US-Dollar (gut 95 Euro) je Kilowattstunde. Das ist deutlich weniger, als eine Publikation von vor zwei Jahren für das Jahr 2030 prognostiziert hatte. Der Preisaufschlag für die Batteriespeicherung könnte demnach bis 2030 von aktuell 100 Prozent auf nur noch 28 Prozent weiter sinken.

FM-Solar verlangt etwa für einen großen Niedervolt-Stromspeicher mit LiFePO4-Batterien und einer Speicherkapazität von 10 kWh aktuell 2.550 Euro (Stand: 11. September). Die bisherige unverbindliche Preisempfehlung liegt bei rund 6.000 Euro, was einem Preisnachlass von 57 Prozent entspricht. Ähnlich sieht es bei Hochvolt-Speichersystemen aus. Das Modell HVM 11.0 kostet laut „Techstage“ 5.371 Euro – im Mai waren es noch 9.352 Euro. Seitdem hat sich der Speicher somit um 43 Prozent verbilligt.

Und wie sieht es bei Wechselrichtern aus, die den Gleichstrom der PV-Module in netzkonformen Wechselstrom umwandeln? Auch sie sind deutlich günstiger geworden, wenn auch nicht ganz so stark wie die bereits genannten Komponenten. So können Kunden den Victron Energy Multiplus-II 48/3000 für 795 Euro erwerben. Zu Jahresbeginn verlangte der Hersteller noch über 1.100 Euro für das Gerät – immerhin ein Preisnachlass von 29 Prozent.

Warum sinken die Preise?

Die Kosten der Photovoltaikprodukte gehen seit vielen Jahren stetig zurück, was vor allem an der Lernkurve der Industrie und dem Ausbau der Massenproduktion liegt, wie „WinFuture“ berichtet.

Dass der Preisnachlass bei vielen Produkten aber derzeit so drastisch ist, liegt laut Fachleuten an der Konkurrenz aus China.

Dahinter steckt, dass chinesische Module in den USA nicht mehr verkauft werden können. Das Land schließt mit Zwangsarbeit produzierte Waren vom Verkauf aus – was die chinesische Photovoltaik aus dem Land vertreibt. Seither überschwemmt China damit den europäischen Markt.

Die Hersteller aus Fernost verkaufen die PV-Module teilweise bis zu 50 Prozent unter den Produktionskosten in China. Das zwingt die hiesige Industrie förmlich dazu, ebenfalls ihre Preise zu senken, um einen Einbruch im Absatz zu vermeiden.

Ware unter Einkaufspreisen zum Verkauf

Laut Martin Schachinger, Geschäftsführer von pvXchange, wird sich dieser Trend noch eine Weile halten. „Es bleibt bei fortschreitenden Ermäßigungen der Modulpreise aufgrund der aktuell noch sehr hohen Lagerbestände.“ Zudem verriet Schachinger, dass es „kaum ein Hersteller oder Großhändler“ gebe, der nicht über Verluste im Tagesgeschäft klagt.

„Bei der Lagerbereinigung müssen Rabatte gegeben werden, welche die Handelsmarge mehr als wettmachen. Wer nicht bereit ist, seine Ware unter Produktions- beziehungsweise Einkaufspreis anzubieten, wird auf ihr sitzen bleiben“, so Schachinger. Der Verkaufsdruck bleibe zunächst bestehen, da die bestehenden Lagerbestände wöchentlich an Wert verlieren.

Billigpreise sorgen für Boom

Die Dumpingpreise für die Stromgewinnung aus Sonnenlicht erzeugen eine starke Nachfrage. In den ersten sieben Monaten des Jahres seien in Deutschland bereits rund 593.000 neue Solaranlagen an das Stromnetz angeschlossen worden, berichtete das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR). Diese hätten eine Gesamtmaximalleistung von 7.927 Megawatt. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2022 betrug die hierzulande in Betrieb genommene Maximalleistung 7.460 Megawatt.

Die meiste neue Leistung wurde von Januar bis Ende Juli mit rund 1.980 Megawatt in Bayern installiert. Es folgen Nordrhein-Westfalen (1.340 Megawatt), Baden-Württemberg (1.050 Megawatt), Niedersachsen (740 Megawatt) und Brandenburg (610 Megawatt).

Das IWR beruft sich auf Daten der Bundesnetzagentur. Die Siebenmonatszahlen können sich noch ändern, weil die einmonatige Meldefrist für neue Anlagen noch nicht abgelaufen ist.

Warum Hauseigentümer eine PV-Anlage bauen

Die Zahl der stromproduzierenden Solaranlagen in Deutschland sei bis Ende Juli auf insgesamt rund 3,3 Millionen gestiegen, berichtete das IWR weiter. Die installierte Solarleistung erreiche aktuell knapp 75.500 Megawatt.

IWR-Chef Norbert Allnoch erklärt sich die Entwicklung so, dass die Bürger zunehmend die Energiewende unterstützen wollen. „Das hohe Solarwachstum zeigt anschaulich, dass die Energiewende in Deutschland bei den Menschen angekommen und zu einem Mitmachprojekt geworden ist.“

Ein etwas anderes Ergebnis zeigt jedoch eine Umfrage des Solarmodulherstellers Solarwatt, über die „energiezukunft“ berichtete. Demnach ist mit 68 Prozent die Hauptmotivation der Hauseigentümer, mit dem Bau einer PV-Anlage Energiekosten einsparen zu wollen. Als weiteren Grund nennen die Befragten zu 54 Prozent, eine größere Unabhängigkeit vom Energiemarkt anzustreben. 53 Prozent wollten etwas für die Umwelt tun.

Hier dürfte für viele neben zwischenzeitlich gestiegener Strompreise auch die Strommangellage und die mögliche Gefahr von Stromausfällen eine Rolle spielen. Viele Stromspeicher bieten bereits eine Notstromsteckdose, die daran angeschlossene Verbraucher mit Energie versorgen kann, wenn die Stromversorgung unterbrochen ist. Noch eleganter sind PV-Anlagen, die sich bei einem Stromausfall vom Netz abkoppeln und Ersatzstrom für das ganze Haus zur Verfügung stellen können.

Ausbauziel der Regierung noch nicht erreicht

Laut Bundesverband Solarwirtschaft wurde der Zubau bei der Photovoltaik im ersten Halbjahr besonders stark von Eigenheimbesitzern getragen. Die neu installierte PV-Leistung auf Eigenheimen sei im ersten Halbjahr um 135 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum gestiegen. Der Verband rechnet auch in der zweiten Jahreshälfte mit einer starken PV-Nachfrage.

In den vergangenen Monaten stieg die monatlich installierte Photovoltaikleistung in Deutschland auf durchschnittlich über 1.100 Megawatt an. Um das von der Regierung verabschiedete Ziel von einer Gesamtleistung von 215 Gigawatt (GW) bis zum Jahr 2030 zu erreichen, müsste der monatliche Zubau allerdings über 1.500 Megawatt betragen.

Insgesamt sind in Deutschland Ende Juni 2023 über drei Millionen PV-Anlagen in Betrieb. Mit über 840.000 und einer Kapazität von über 20 GW stehen die meisten davon in Bayern, gefolgt von Baden-Württemberg und NRW.

(Mit Material der Agenturen)



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