Scharia-konforme Bankgeschäfte? – „Islamic Banking“ in Deutschland immer beliebter

Scharia-konforme Banken waren bisher nur in islamischen Ländern verbreitet, doch seit 2015 versucht eine Islam-Bank auch in Deutschland Fuß zu fassen – und ist dabei immer erfolgreicher.
Von 24. Januar 2018

Der Islam erlaubt bei Geldgeschäften keine Zinsen. Spekulieren ist verboten. Auch sind Investitionen in Tabak-, Alkohol, Schweinefleisch- oder Rüstungindustrie nicht erlaubt.

Bisher war Scharia-konformes Banking in Deutschland ein Nischenprodukt – doch es wird immer beliebter. Zumindest wenn es nach der KT Bank AG geht.

Die Bank ist eine Tochter der türkischen Kuveyt Türk Beteiligungsbank in Istanbul. Hauptgesellschafter der Kuveyt Türk sei das Kuwait Finance House, eine der bedeutendsten islamischen Banken der Welt, heißt es auf der Seite der KT Bank AG.

Im Sommer 2015 startete die KT Bank mit einer Zentrale in Frankfurt und zwei Filialen in Mannheim und in Berlin. Im vergangen Jahr wurde auch eine Filiale in Köln in der Passage der DITIB-Zentralmoschee eröffnet – am Tag der Deutschen Einheit und im Rahmen des Tages der offenen Moscheen.

Weitere Geschäftsstellen sollen folgen, denn die Geschäfte laufen gut: „Unter den 1,5 Prozent Muslimen in Nordrhein-Westfalen sind über 20.000 türkischstämmige Unternehmer vertreten, die 130.000 Menschen beschäftigen, hier sehen wir ein großes Potenzial“, sagte Filialleiter Ayhan Cengizer in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. „Focus“-Online berichtete.

„Die Nachfrage seitens der muslimischen Community reißt nicht ab“, erzählte Ferhat Aslanoglu, Unternehmenssprecher der KT Bank AG in Deutschland. Drei Viertel seien Privatkunden, der Rest Verbände, Unternehmen, Institutionen. Für gläubige Mitarbeiter und Kunden würden Gebetsräume bereitstehen. Geschätzte 15 Prozent der Kundschaft seien dem Sprecher zufolge keine Muslime.

Ein Filiale der KT Bank in Berlin. Foto: Sean Gallup/Getty Images

Wie funktioniert „Islamic Banking?

Doch wie genau funktioniert „Islamic Banking“ und wie macht die Bank Gewinn?

Wenn ein Kunde z. B. Geld für ein Haus braucht, kauft die KT Bank dieses für ihn. „Wir verkaufen dem Kunden das Objekt dann mit einem Finanzierungsaufschlag weiter, er bezahlt in Raten“, erläutert Aslanoglu.

Damit aber beim Immobilienkauf nicht zweimal die Grunderwerbsteuer gezahlt werden muss – einmal von der Bank, einmal vom Kunden – bilden beide eine Gesellschaft und kaufen das Haus nach vereinbarten Konditionen gemeinsam.

Die Bank verkauft ihre Gesellschaftsanteile „mit einem vereinbarten Finanzierungsaufschlag und einem für die Ratenzahlung vorher vereinbarten Zeitraum an den Kunden weiter“, wie es in dem islamrechtlichen Gutachten des Ethikrates heißt. Dieses Vorgehen sei von der deutschen Finanzaufsicht BaFin als korrekt eingestuft worden, meinte Aslanoglu.

Experte: Ertrag in KT Bank entspricht Zins bei klassischer Bank

Dieses Geschäftsmodell sei bei vielen gläubigen Muslimen beliebt, die sich nun ein Eigenheim kauften, so Aslanoglu. „Wer sein Geld früher in der Sparsocke hatte, kommt jetzt zu uns“, fügte der Sprecher hinzu.

Das Geld werde in die reale Wirtschaft investiert – damit würden also Objekte, Güter gekauft – und der Kunde partizipiere am Erfolg seiner Einlage in Form einer Gewinn- und Verlustbeteiligung, so Aslanoglu weiter.

Beim Islam-Banking gibt es die Theorie einerseits und die gelebte Praxis andererseits. Konkret werden die Modelle so gebaut, dass sie klassische Einlagengeschäfte nachbilden. Dem Kunden zahlt man einen Ertrag, der dem Zins bei einer klassischen Bank entspricht“, erklärte der Finanzexperte Philipp Wackerbeck das System.

So beispielsweise bei dem „Beteiligungskonto“ der KT Bank. Dabei legt der Kunde sein Geld bei der Bank an, die es „ausschließlich in islamkonforme Bereiche der Realwirtschaft“ investiert. Der daraus erzielte Gewinn wird nach einem vorher vereinbarten Verteilungsschlüssel aufgeteilt.

So seien bei einer Einlagesumme von 20.000 Euro und einer dreijährigen Laufzeit 91 Prozent des mit der Einlage erwirtschafteten Nettogewinns möglich, heißt es auf der Seite der Bank.

Die Einlagen der Kunden seien dabei sicher, schreibt die Bank auf ihrer Seite. Denn die KT Bank AG ist Mitglied der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken – die Einlagen seien bis 100.000 Euro abgesichert.

Auf diese Weise gebe es mit der KT Bank „endlich ein glaubwürdiges Angebot für wertebewusste Menschen im allgemeinen und für Muslime im speziellen“, heißt es in einem Werbevideo der Bank.

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Scharia-Ethikrat, BaFin und Aufsichtsrat in Türkei prüfen KT Bank

Außerdem werde wohl kaum ein Geldhaus so unter die Lupe genommen wie die KT Bank, meinte der Kölner Filialleiter Cengizer dazu. Ein Scharia-Ethikrat prüfe jedes Produkt und jeden Vertrag. Die BaFin kontrolliere, ob alles mit nationalem Recht konform geht. Und der Aufsichtsrat in der Türkei schaue ebenfalls genau hin, so Cengizer.

Die angespannten deutsch-türkischen Beziehungen hätten sich bisher nicht negativ auf das Geschäft ausgewirkt, sagte der Filialleiter. „Im Gegenteil, wir haben zusätzlich Zulauf, auch von arabischstämmigen Kunden.“



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