„Geopolitisches Erdbeben“ nach Trump-Besuch: Saudis wollen Katar isolieren

Ein Paukenschlag: Die arabische Koalition der Golfstaaten hat alle diplomatischen Beziehungen zu ihrem Mitglied Katar abgebrochen. Der Iran sieht darin eine Folge von Trumps Besuch bei den Saudis.
Titelbild
US-Präsident Donald Trump und der saudische König Salman (r) in Riad.Foto: MANDEL NGAN/AFP/Getty Images
Von 5. Juni 2017

Die arabische Koalition der Golfstaaten hat alle diplomatischen Beziehungen zu ihrem Mitglied Katar abgebrochen – gestern abend und völlig überraschend. Katar „finanziert Terrorismus“, unterstützt den Iran und verbreitet „Chaos“, so die Begründung für die plötzlichen Sanktionen.

Das kleine, aber sehr reiche Emirat, wurde isoliert, die Grenzen geschlossen. Auch Ägypten schloss sich der unerwarteten Aktion an, die US-Medien ein „geopolitisches Erdbeben“ nannten.

Der Bruch kam wenige Tage nachdem US-Präsident Trump Saudi-Arabien besuchte und in einer Rede vor muslimischen Führern den Iran als Terror-Unterstützer geißelte. Laut der US-Finanzwebsite Bloomberg wurde mit Katar „eine regionale Finanz-Supermacht für ihre Beziehungen zum Iran und islamistischen Gruppen in der Region“ bestraft.

US-Außenminister Tillerson bot bereits an, die Krise zwischen den beiden US-Verbündeten entspannen zu wollen.

Worin bestehen die Sanktionen?

Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten beschlossen, ihre Luft- und Seefahrt von und nach Katar zu stoppen. Die Saudis schlossen die einzige Landgrenze zur Halbinsel, was das Emirat potenziell von sämtlichen Einfuhren abschneidet.

Die Saudis begründeten: Katar unterstütze „terroristische Gruppen, die darauf abzielen, die Region zu destabilisieren“, darunter die Muslimbruderschaft, den IS und al-Qaida. Katar wurde außerdem beschuldigt, „iranisch unterstützten terroristischen Gruppen“ zu helfen, die in der östlichen Provinz des Königreichs sowie in Bahrain tätig wären. Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate (V.A.E.) gaben den katarischen Diplomaten 48 Stunden Zeit, ihre Länder zu verlassen.

Katars Antwort

Katar nannte die Anschuldigungen „grundlos“. Sie seien Teil eines Plans, „über den Staat eine Vormundschaft zu verhängen“. Man „bedauere“ die „ungerechtfertigte“ Entscheidung der Golfnationen.

Was nach Trumps Abreise geschah

Verstimmungen zwischen den Saudis und Katar hatten sich bereits abgezeichnet: Drei Tage nachdem der US-Präsident Riad besuchte, ging es los:

Trump bezeichnete gemeinsam mit dem Saudi-König Salman den Iran als Hauptsponsor des internationalen Terrors.

Die staatliche Nachrichtenagentur Katars zitierte zunächst ihren Staatschef, Scheich Tamim, der eine aufkommende Anti-Iran-Stimmung kritisierte.

Beamte löschten seine Kommentare daraufhin, schoben sie Hackern in die Schuhe und riefen zur Ruhe auf. Doch zu spät: Medien der Saudis und der V.A.E. griffen Katar verbal an. Die Angriffe intensivierten sich, nachdem Scheich Tamim am Wochenende mit dem iranischen Präsidenten Hassan Rouhani telefonierte – aller saudischen Kritik zum Trotz.

„Katar liegt genau inmitten der Golf-Koalitionsstaaten und hat versucht, eine unabhängige Außenpolitik zu betreiben“, kommentierte ein Nahost-Experte auf Bloomberg: „Die Idee ist, Katar zum Spuren zu bringen.“

Katars geopolitische Bedeutung ist beträchtlich: Der kleine Staat ist nicht nur sehr reich, sondern auch einer der weltgrößten Produzenten von verflüssigtem Erdgas. Pläne Katars, eine Flüssiggas Pipeline über Syrien nach Europa zu bauen, sind dokumentiert und gelten als einer der Gründe des Syrienkriegs. Außerdem beherbergt Katar die Kommandozentrale des US-Militärs im Nahen Osten, „CENTCOM“.

Auch besitzt das Emirat den weltweit größten Staatsfonds mit über 335 Milliarden Dollar Investitionen in Unternehmen von Volkswagen, Rosneft, Barclays, Credit Suisse und Tiffany.

Warum die Aktion?

Bloomberg analysiert: Ermutigt von einer „wärmeren“ Beziehung zu den USA unter Präsident Trump versucht die Saudi-geführte Allianz jetzt jede interne Opposition auszumerzen, die der Bildung einer Einheitsfront gegen den schiitischen Iran entgegen steht.

Die Sanktionen gegen Katar dürften das Energiegeschäft kaum betreffen, jedoch weitreichende Auswirkungen auf Katar haben, so das Medium.

„Es wird Schwierigkeiten für Bevölkerung, Reisende und Geschäftsleute geben. Außerdem bringt es mögliche geopolitische Risiken“, so Tarek Fadlallah, CEO von Nomura Asset Management Nahost, zu Bloomberg Television.

Die Börse von Katar erlebte am Montag ihren größten Tagesverlust seit der Finanzkrise von 2009. Der Index QE All Share brach in der Spitze um 8,4 Prozent ein, berichtet die „Welt“. Auch bei den Anleihen gab es einen Ausverkauf und die Renditen schossen um einen Viertelprozentpunkt in die Höhe.

Nicht das erste Mal

Wie Bloomberg erinnert, ist dies jedoch nicht das erste Mal, dass Katar Ärger mit seinen Nachbarn hat und an den Rand geschoben wird. Mitte der 90er zum Beispiel gründete das Land den Sender Al Jazeera, der von Doha aus arabischen Dissidenten Kritik an autokratischen Regierungen erlaubte – außer an der von Katar natürlich.

Auch spielte die Golf-Nation eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung von Anti-Regime-Bewegungen während des Arabischen Frühlings, was gegen die Interessen der Saudis und  der V.A.E. lief. Katar finanzierte ebenso die Regierung der Muslimbruderschaft in Ägypten, die mittlerweile wieder abgesetzt wurde.

Katar beherbergt auch Mitglieder der Exil-Regierung der palästinensischen Hamas und unterhält Beziehungen zum Iran.

Iran sieht Krise als Folge von Trumps Besuch

Der Iran nannte die aktuelle Krise eine Folge von Trumps Besuch bei den Saudis: Die „Spaltung und das Bröckeln der Einigkeit“ der Golf-Nationen sei „erstes Ergebnis des Schwerttanzes in Riad“, so der iranische Regierungsvertreter Hamid Aboutalebi auf Twitter. [Er spielte damit auf einen zeremoniellen Schwerttanz an, an dem Trump teilgenommen hatte.]

„Die Zeit der Sanktionen ist vorbei, diplomatische Beziehungen abzuschneiden, Grenzen zu schließen und Nationen zu blockieren“ sei kein Ausweg aus der Krise, so der Iraner. Saudi-Arabien, die V.A.E., Ägypten und Bahrain sollten sich für „Demokratie zu Hause und Gespräche in der Region“ entscheiden.

Ein russischer Gesandter in Wien, Wladimir Woronkow, wurde von RIA zitiert, dass diese Spannungen zwischen Katar und den Nahost-Nationen ein Zeichen politischer Destabilisierung der Region seien.

Siehe auch:

Trumps Islam-Rede: „Jagt die Terroristen aus Eurem heiligen Land, jagt sie von dieser Erde“



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion