Internationale Unternehmen in Hongkong unter Druck – China plant Anti-Sanktionsgesetz

Peking erhöht den Druck: Durch ein Gesetz gegen Sanktionen aus dem Ausland geraten nun Firmen und Banken in Hongkong zwischen die Fronten und stehen vor einer grundlegenden Entscheidung. Ist der freie Status der Wirtschaftsmetropole in Gefahr?
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Eine Frau (unten) geht am 16. August 2021 mit einem Regenschirm durch den Victoria Harbour im Stadtteil Kowloon von Hongkong.Foto: ISAAC LAWRENCE / AFP über Getty Images
Epoch Times18. August 2021

Chinas Führung will für Hongkong und Macao Gesetze zur Abwehr ausländischer Sanktionen erlassen. Der Ständige Ausschuss des Volkskongresses diskutierte in Peking jeweils Ergänzungen der Anhänge der Grundgesetze der beiden chinesischen Sonderverwaltungsregionen. Eine Entscheidung wird für Freitag erwartet, wie Hongkonger Medien berichteten.

Das Vorhaben sorgt für Unruhe unter internationalen Unternehmen und Finanzinstitutionen, die befürchten, in den Streitigkeiten Chinas mit der westlichen Welt zwischen die politischen Fronten zu geraten. Auch herrscht Sorge, dass der besondere Status Hongkongs als freie asiatische Wirtschaft- und Finanzmetropole gefährdet werden könnte.

Experten sehen in dem Gesetz ein Instrument zur Abschreckung, um die USA oder Europa von der Verhängung weiterer Sanktionen abzuhalten. Wegen der Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong und des Umgangs mit der muslimischen Minderheit der Uiguren in Xinjiang in Nordwestchina hatten die USA und die EU verschiedene Sanktionen gegen Verantwortliche in Hongkong und in China erlassen.

US-Sanktionen gegen pekingtreue Regierungschefin

Vor einem Jahr verhängten die USA Sanktionen, die unter anderem die Hongkonger Regierungschefin Carrie Lam, den Direktor des Pekinger Verbindungsbüros, Luo Huining, sowie mehrere Minister und den früheren Polizeichef betrafen. Im November beklagte die Regierungschefin, sie habe „stapelweise Bargeld“ zu Hause herumliegen, weil sie wegen der Sanktionen kein Bankkonto mehr führen könne.

Im Juni hatte der Volkskongress ein solches Gesetz gegen ausländische Sanktionen schon für Festlandchina verabschiedet. Es verbietet ausländischen Unternehmen und Individuen, Sanktionen gegen chinesische Unternehmen umzusetzen, und fordert vielmehr Kooperation mit der chinesischen Regierung. Es drohen Strafmaßnahmen für Unternehmen, Manager und Familienmitglieder wie das Einfrieren von Konten, die Rücknahme von Visa und Ausweisung. Betroffene chinesische Firmen können auch ausländische Unternehmen auf Schadenersatz verklagen.

Ausländische Firmen und Banken sehen sich in Zwickmühle

Unklar ist noch, wie schnell das nicht frei gewählte Parlament Hongkongs das Gesetz auf die örtlichen Gegebenheiten anpassen wird. Da der Text sehr vage gehalten ist, hängt am Ende auch viel von der konkreten Umsetzung ab, wie Experten hervorheben. Doch sehen sich ausländische Firmen und Banken damit in einer Zwickmühle.

Nach dem umstrittenen Sicherheitsgesetz aus Peking im Juli 2020, mit dem die Behörden massiv gegen Kritiker in Hongkong vorgehen, und der pekingfreundlichen Wahlrechtsreform, die als unpatriotisch betrachtete Oppositionelle ausschließt, ist es ein weiteres Gesetzesvorhaben, mit dem Peking seinen Einfluss in Hongkong ausweitet.

Die US-Regierung warnte multinationale Unternehmen schon im Juli vor neuen Gefahren in Hongkong. Es war von „operationellen, finanziellen, rechtlichen und rufschädigenden Risiken“ durch das Sicherheitsgesetz und andere legislative Veränderungen die Rede. Chinas Führung und die loyal ergebene Hongkonger Regierung „untergraben das rechtliche und regulatorische Umfeld, das wichtig für Individuen und Unternehmen ist, um frei und mit Rechtssicherheit in Hongkong zu operieren“.

Hongkonger gehen für Freiheitsrechte auf die Straße

Seit der Rückgabe 1997 an China sollte die ehemalige britische Kronkolonie eigentlich mindestens für 50 Jahre autonom verwaltet werden und weitgehende Freiheitsrechte genießen. Nachdem Peking diese Vereinbarung mit Großbritannien durch verschiedene Gesetzesvorhaben durch die Hongkonger Regierung zu untergraben versucht hatte, versammelten sich die Hongkonger zu Hunderttausenden auf den Straßen und protestierten dagegen. Die Gesetzesvorhaben wurden zwar zurückgenommen, jedoch ging Peking über die Hongkonger Regierung mit dem Sicherheitsgesetz dann offen gegen die Hongkonger Bürger, die für ihre freiheitlichen Grundrechte demonstrierten, und die Oppositionspolitiker vor und verstärkte seine Kontrolle über die Sonderverwaltungsregion.

Viele Kritiker stehen nun vor Gericht oder sitzen bereits in Haft. Andere haben Hongkong verlassen. In den zwölf Monaten seit Erlass des Sicherheitsgesetzes ist Hongkongs Bevölkerung bereits um 90.000 Menschen geschrumpft. Oppositionsgruppen oder auch die Gewerkschaft der Lehrer haben sich aus Angst vor Strafverfolgung aufgelöst.

Galt früher der Autonomie-Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“, wird Hongkong heute immer weiter an die kommunistische Volksrepublik angepasst, sodass Kritiker faktisch nur noch „ein System“ sehen. (dpa/er)



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