Corona-Labore fordern Rettungsschirm: Arbeit im Drei-Schicht-System ohne finanzielle Sicherheit

Das Virus ist Alltag der medizinischen Labore geworden - doch gleichzeitig ging die Diagnostik für andere Bereiche wie Diabetes, die Erstellung von großen Blutbildern, Urinproben oder die Krebsvorsorge erheblich zurück. Dadurch wurde die Finanzierung der Akkreditierten Labore unsicher, die Kosten sind nicht mehr gedeckt.
Titelbild
Blutprobe für einen Covid-19-Antikörpertest.Foto: Morris MacMatzen/Getty Images)
Von 21. April 2020

Sinkende Infektionszahlen, steigende Testkapazitäten. Derzeit sind die Labore, was die Anzahl der möglichen Corona-Tests (PCR-Tests) angeht, gut aufgestellt. Darüber informierten die Akkreditierten Labore in der Medizin e.V. (ALM) in ihrer Pressekonferenz am 21. April.

81 Labore der ALM-Mitglieder und 30 ambulante sowie stationäre weitere Labore untersuchen derzeit Proben auf das aus China stammende Virus SARS-CoV-2. Dabei ist die Anzahl der Corona-Tests in der 16. Kalenderwoche nochmals deutlich zurückgegangen. Es wurden im Vergleich zur Vorwoche über 34.000 Tests weniger durchgeführt, die zu 17.692 positiven Ergebnissen führten. Das liegt unter anderem an den Osterfeiertagen.

Übersicht Testkapazitäten ALM, Quelle. Foto: Screenshot

Rückgang der Laboruntersuchungen auf Diabetes und Co

Bei einer durchschnittlichen Testkapazität pro Tag von 109.034 ergibt sich für die Labore eine wöchentliche Menge (Tag x 5,5) von 599.687. Für die 16. Kalenderwoche werden bereits 640.382 Tests in Aussicht gestellt. Um eine solche Größe zu erreichen, haben die Labore sich der Corona-Pandemie angepasst. Das Virus ist Laboralltag.

Hingegen ist die Diagnostik in anderen Bereichen wie beispielsweise Diabetes, Erstellung von großen Blutbildern, HIV-Tests, Urinproben und Darmkrebsvorsorge erheblich zurückgegangen. Insgesamt verzeichnen die Labore einen Rückgang um 50 Prozent und mehr. Bei Patienten mit chronischen Erkrankungen herrscht eine große Unsicherheit, ob sie Ärzte aufsuchen sollen oder nicht.

ALM – Rückgang anderer Diagnostik. Foto: Screenshot

Insoweit hat auch die Kassenärztliche Vereinigung Patienten empfohlen, nur bei medizinisch dringenden Fällen eine Praxis aufzusuchen.

Dabei deckt die SARS-CoV-2-Diagnostik die Umsatzverluste nicht. Ungeachtet dessen müssen die Labore die gleichbleibend hohen Fixkosten weiterhin tragen.

Hinzu kommen noch Investitionen zur Gewährleistung der Corona-Tests und notwendige Schutzmaßnahmen. Dabei arbeitet das Personal in den Laboren aufgrund der Dringlichkeit im Drei-Schicht-System. Aus diesem Grund fordern die Mediziner Sicherheit im Rahmen eines Rettungsschirms, ähnlich dem Hilfspaket für Krankenhäuser.

Umfangreiche Virus- und Antikörper-Tests

„Wir testen breit und wir testen viel“, sagte Dr. Michael Müller, erster Vorsitzender der ALM. Knapp zwei Millionen Tests wurden bereits in Deutschland durchgeführt. Dies ist jedoch nicht gleichbedeutend mit zwei Millionen getesteten Menschen. Denn manchmal werden Tests an den Patienten mehrfach durchgeführt, erklärte Dr. Jan Kramer auf Nachfrage der Epoch Times.

Eine Statistik über die genaue Anzahl der Getesteten gebe es nicht. Rückschlüsse ließen sich jedoch aus den Zahlen der Infizierten schließen, die das Robert-Koch-Institut regelmäßig veröffentlicht.

Von den durchgeführten 33.357 Antikörpertests in der 16. Kalenderwoche waren 1.955 positiv. Insgesamt liegen 3.674 Nachweise zu Antikörpern vor. Mit den Antikörper-Tests, bei denen das Blut untersucht wird, wird zwar eine durchgemachte Infektion angezeigt, aber die Frage der Immunität können die Ärzte dadurch nicht beantworten.

Anhand der PCR-Tests, die auf eine aktuelle Corona-Infektion hinweisen, kann eine gewisse Viruslast ermittelt werden, die Schwere einer Erkrankung jedoch nicht. So werden Viren seltener im Rachenraum zu finden sein,  wenn sie bereits in die Lunge abgewandert sind. Um die Spezifik in Einzelfällen zu betrachten, stehen die Labore daher in engem Austausch mit den Ärzten.

Die Testkapazitäten werden weiterhin maximiert

Da niemand weiß, wie viele Corona-Tests in den kommenden Wochen von den Laboren untersucht werden müssen, werden die Testkapazitäten auch weiterhin maximiert, bestätigte ALM.  Insoweit hoben die Mediziner hervor, dass Lieferanten aus Europa, USA und Asien ihre Produktionen erhöht hätten.

In Südkorea beispielsweise wurde anfangs „extrem viel“ getestet. Dass inzwischen dort nur noch wenige Tausend Corona-Tests pro Woche durchgeführt werden, kommt nun anderen Ländern zugute. Die Testmaterialien werden weitergeleitet.

Keiner wisse genau, wie sich das Infektionsgeschehen weiter entwickelt, sagte der erste ALM-Vorstandsvorsitzende. Aufgrund der nun langsam gelockerten Beschränkungen der Regierung appellierte er: „Ich habe große Hoffnung, dass die Bevölkerung weiß, wie sie sich verhalten muss, um Infektionsketten zu vermeiden.“



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