Vor exakt 300 Jahren wurde der Grundstein für das Schloss Augustusburg in der nordrhein-westfälischen Stadt Brühl gelegt. Bis heute ist die Perle des Rokoko in all ihrer Pracht erhalten – und weit über die Grenzen Deutschlands hinaus berühmt.
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Schloss Augustusburg besitzt eines der prachtvollsten Rokokotreppenhäuser der Welt.
Mitten im schönen Rheinland befindet sich die nah an Köln gelegene kurfürstliche Residenz Brühl. Neben dem Wasserschloss Schallenburg besitzt die nordrhein-westfälische Stadt noch zwei weiterer Prachtbauten: die sogenannten Schlösser Brühl.
Zu dem Ensemble gehört das kleine Jagdschloss Falkenlust, ein üppiger Schlossgarten im französischen Stil und das große Sommerschloss Augustusburg. Letzteres wurde zwischen 1725 und 1768 erbaut und ist eines der frühesten Schlösser Deutschlands im Rokokostil. Zudem ist es eines der wenigen, das heute noch in seiner ursprünglichen Umgebung zu sehen ist.
Luftbild des Schlosses Augustusburg mit seinen Gärten, Ansicht von Süden.
Den Auftrag zum Bau des Schlosses Augustusburg gab der Kurfürst und Kölner Erzbischof Clemens August I. von Bayern (1700–1761) aus dem Haus der Wittelsbacher. Der Neubau sollte als luxuriöser Ersatz für die 1689 von den Franzosen im pfälzischen Erbfolgekrieg zerstörte mittelalterliche Wasserburg dienen. Das nach dem Erzbischof benannte Schloss wurde schließlich auf den Fundamenten der Vorgängerburg errichtet.
Porträt des Kölner Erzbischofs Clemens August I. von Bayern (1700–1761).
In den ersten drei Jahren übernahm Johann Conrad Schlaun (1695–1773), einer der letzten bedeutenden deutschen Barockarchitekten, den Bau. 1728 führte ein anderer Architekt, François de Cuvilliés der Ältere (1695–1768), das Bauvorhaben fort und vollendete das Schloss ganze vier Jahrzehnte später.
Cuvilliés war ein in Frankreich geborener Bildhauer und Stuckateur, der aufgrund seiner Kleinwüchsigkeit als sogenannter Hofzwerg angestellt war. Seine künstlerische Brillanz fiel besonders dem bayrischen Prinzen Maximilian II. (1662–1726) – der auch als Max Emanuel oder als der Blaue Kurfürst bekannt war – ins Auge. Der Prinz zahlte Cuvilliés die Ausbildung zum Architekten in München und Paris. Dort kam Cuvilliés erstmals mit dem Stil des Rokoko in Berührung.
Die Ostfassade des Schlosses Augustusburg mit dem Haupteingang.
Dieser künstlerische Stil des 18. Jahrhunderts zeichnet sich durch drei Merkmale aus: Weiße und pastellfarbene Töne, außergewöhnlich kunstvolle Verzierungen und ausgeprägte, verspielte Rundungen. Noch vor der Fertigstellung des Schlosses Augustusburg stieg Cuvilliés zum bedeutendsten Rokoko-Architekten in Mitteleuropa auf.
Besonders die Fassade und der Haupteingang des Schlosses Augustusburg veranschaulichen die Pracht und Verspieltheit des Rokoko. Abgesehen von seinen geschwungenen Dächern könnte das Schloss mit einem Bauwerk der Klassik verwechselt werden. Die in Weiß und Gelb gehaltenen Wände vermitteln zudem eher Freundlichkeit, statt Imposanz.
Während Cuvilliés’ Rolle bei der äußerlichen Gestaltung des Schlosses zentral und entscheidend war, leistete ein zweiter Architekt einen entscheidenden Beitrag bei der Ausgestaltung der Innenräume. Kein Geringerer als Balthasar Neumann (1687–1753), führender europäischer Baumeister des 18. Jahrhunderts, entwarf das große Treppenhaus von Schloss Augustusburg.
Das Treppenhaus erstrahlt in den klassischen Pastelltönen des Rokoko.
Die aus Marmor, Jaspis und Stuck gefertigte Treppe mit teils vergoldeten, geschwungenen Eisengeländern soll den Betrachter in seinen Bann ziehen. Skulpturen zu beiden Seiten des Aufgangs und an den äußersten Ecken des Raumes verbinden Gestaltung mit Funktion: Ihre eleganten Körper helfen dabei, das Gewicht des Treppenpodests zu tragen und stehen gleichzeitig allegorisch für Weisheit und Gerechtigkeit.
Das pompöse Treppenhaus entwarf Johann Balthasar Neumann.
Heute gilt das Treppenhaus als eines der weltweit prachtvollsten Treppenhäuser im Stil des Rokoko. Zugleich ist dieser Raum, der die Besucher des Fürsten mit seiner schieren Opulenz beeindrucken sollte, der eindrucksvollste Teil des Schlosses.
Die Deckenfresken stammen vom italienischen Maler Carlo Carlone.
Viele der Decken des Schlosses sind mit Fresken des italienischen Malers Carlo Carlone (1686–1775) gestaltet in einer Kombination aus Stuck, Holzschnitzereien und illusionistischer Quadraturmalerei.
Es erweckt bei den Besuchern den Eindruck, als würde sich der Himmel öffnen und Cherubine und Engel auf ihn herabblicken. Ergänzt werden die Fresken häufig durch kunstvoll gearbeitete Stuckikonen und gemalte Porträts, die dem Adel und Gott gewidmet sind.
Die prachtvollen Gemälde in den Zimmern des Schlosses sind dem Adel und Gott gewidmet.
Während im Treppenhaus die Farben Grün und Weiß dominieren, überrascht der Sommerspeisesaal mit einer Kombination aus Blau und Weiß. Seine besondere Gestaltung verbindet fürstlichen Luxus mit häuslicher Ungezwungenheit.
Der Sommerspeisesaal erstrahlt in den Farben Blau und Weiß.
Ein privater, benachbarter Raum ist mit niederländischen Fliesen, einem venezianischen Kronleuchter und einem Marmorkamin ausgestattet und lädt zum Verweilen im Schloss Augustusburg ein.
Passend zum Speisezimmer ist der private Nachbarraum mit Kronleuchter und Kamin gestaltet.