Mordprozess Illerkirchberg beginnt – Bürgermeister: Es wird „ein harter Weg werden“

Vor dem Landgericht Ulm beginnt heute der Prozess wegen Mordes an einer 14-jährigen Schülerin und versuchten Mordes an ihrer Freundin (13) im Dezember 2022 in Illerkirchberg.
Titelbild
Trauerbekundung nach der Tat am Tatort Illerkirchberg.Foto: Screenshot YouTube/Bild
Von 2. Juni 2023

Der heimtückische Angriff auf zwei Schulmädchen in Illerkirchberg bei Ulm am 5. Dezember 2022 schockte ganz Deutschland. Ein 27-jähriger Asylbewerber überraschte die beiden Mädchen gegen 7:25 Uhr auf ihrem morgendlichen Schulweg zur Bushaltestelle vorbei an der Asylunterkunft.

Mit einem Messer stach er auf die beiden Freundinnen ein und flüchtete dann ins nur wenige Meter entfernte Asylheim zurück. Die 14-jährige Ece starb an den Folgen der Attacke kurz darauf im Krankenhaus, ihre 13-jährige Freundin überlebte schwer verletzt. Nun steht der Täter vor dem Landgericht in Ulm. Dem Eritreer werden Mord und versuchter Mord vorgeworfen.

Bürgermeister: Es wird „ein harter Weg werden“

Für den Prozess erwartet Illerkirchbergs Bürgermeister Markus Häußler: „Die ganzen Erinnerungen und Emotionen werden sicher noch einmal hochkommen.“ Das werde für alle Beteiligten und für alle Betroffenen „ein harter Weg werden“, so der Parteilose.

Im Gerichtsfoyer stehen an diesem Freitagvormittag zahlreiche Polizisten und schauen sich die ankommenden Zuschauer des öffentlichen Prozesses genau an. Eine Metalldetektorenschleuse ist aufgebaut: Körperscan. Taschen werden kontrolliert und müssen in Schließfächern deponiert werden. Alle werden genau durchsucht. Um 9 Uhr war Prozessbeginn, wird berichtet.

Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge wollte sich der 27-Jährige an jenem schicksalhaften Morgen eigentlich auf den Weg zum Landratsamt des Alb-Donau-Kreises in Ulm machen. Mit seinem Messer wollte er dort Ausweisdokumente erpressen. Die Schülerinnen hatte er demnach angegriffen, weil er angenommen hatte, dass diese das Messer bei ihm gesehen hätten, erklärte Häußler laut dpa. „Das Unerträgliche daran ist einfach dieses Zufällige: Zur falschen Zeit am falschen Ort.“

Das Urteil wird für Anfang Juli erwartet.

Bedrückte Stimmung im Ort

Auch sechs Monate nach der Tat ist die Gemeinde im Alb-Donau-Kreis noch wie gelähmt. Alles hat sich verändert. „Wir haben knapp zwei Monate fast nichts anderes gemacht, als uns mit den Folgen dieser furchtbaren Tat auseinanderzusetzen“, erklärt Bürgermeister Häußler nach Angaben der dpa. „Wenn man mit den Leuten drüber spricht, geht der Blick meistens mindestens einmal nach unten. Und genau das ist auch die Stimmungslage“, so der Rathauschef. Häußler erinnert sich noch sehr genau: An jenem traurigen Tag Anfang Dezember hatte ihn die Leiterin des Ordnungsamtes im Rathaus informiert. Sie war kurz zuvor von der Polizei angerufen worden. „Ich bin dann direkt an die Einsatzstelle gefahren.“

Der Tatort liegt zwischen einem Spielplatz und der Schule. Viele Menschen seien dort täglich unterwegs, so Häußler. Drei alte Häuser bildeten die Asylunterkunft. 20 Plätze, auch der Täter wohnte dort – und noch ein 25-Jähriger, ebenfalls aus Eritrea. Zu diesem hatte sich der Täter nach der Tat geflüchtet. Dort wurde er auch von der Polizei festgenommen. Am Tag der Beerdigung des Mädchens, am 7. Dezember, sprang der 25-Jährige im fünf Kilometer entfernten Bahnhof in Senden vor einen einfahrenden Güterzug und starb noch vor Ort, wie Radio „Donau 3 FM“ berichtete.

Statt Asylheim eine grüne Wiese

Mittlerweile hat die Gemeinde das Asylheim abreißen lassen. Der Vater des getöteten Mädchens hatte sich dafür auf einer Bürgerversammlung eingesetzt und Zustimmung erhalten. „Ich wollte eigentlich gar nichts sagen“, sagte der Vater mit brüchiger Stimme gegen Ende der Versammlung.

Er und seine Frau hätten einen Wunsch: Das jetzt leer stehende Haus in der dunklen Gasse auf dem Schulweg, die bisherige Asylunterkunft, solle bitte „legal erworben und plattgemacht werden“, berichteten die „Stuttgarter Nachrichten“. „Eine schöne grüne Wiese, wo die Kinder spielen können“, solle dort gepflanzt werden – „auch meine verbleibenden zwei Kinder“. Die Stimme des Vaters bricht zusammen, die Bürger applaudieren zustimmend. So soll es sein.



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