Die Freiheit des Denkens

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„Wie schwer ist es liberal zu sein“, fragt Giuseppe Gracia.Foto: iStock
Von 29. Januar 2023

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Wie einfach oder schwer hat man es heute, wenn man sich für die Freiheit des Denkens oder für die Meinungsfreiheit einsetzen will? Wie schwer ist es, liberal zu sein? Gemäß Wikipedia gehört zum Liberalismus eine politische Haltung, bei der es um größtmögliche Freiheit für den einzelnen Menschen geht.

Es geht um den Schutz der Freiheit und den Rechten des Einzelnen auch vor der staatlichen Regierungsgewalt. Liberalismus ist eine Haltung gegen Kollektivismus und Staatsgläubigkeit. Locker formuliert, im Rahmen der geltenden Gesetze: „Leben und leben lassen“.

Diese Haltung zu propagieren war stets einfacher, als sie wirklich zu leben. Denn das bedeutet in der Praxis fast tägliche Toleranz-Zumutungen. Heutzutage reden zwar viele von Toleranz, aber sie reden auch viel von Safe Space und Hatespeech und erzeugen damit ein Klima, in dem man den Menschen keine unangenehmen, abweichenden Äußerungen mehr zumutet.

Inzwischen ist es sogar schwer geworden, überhaupt als liberal wahrgenommen zu werden, ohne gleich in der linken oder rechten Ecke zu landen. Auch in vielen Medien dominiert die Tendenz, alles in vorgefertigte Denkschubladen zu pressen. Politiker und Gruppen, die nicht links sind, sind eben rechts – und umgekehrt. 

Wer etwa gegenüber der Religionsfreiheit von Muslimen liberal ist, und zwar auch gegenüber jenen, die Kopftuch und Burka befürworten, gilt schnell als links, als Multikulti-Träumer.

Wer in gleicher Weise liberal ist gegenüber der Glaubensfreiheit von konservativen Christen, die vom Mainstream abweichen, der gilt als rechts, wenn nicht gar als reaktionär.

Wer liberal ist in Sachen Wirtschaft und Handel, gilt ebenfalls als rechts. Wer jedoch liberal ist in Sachen Migration und eine offene, plurale Gesellschaft befürwortet, gilt wiederum als links. 

Es ist fast unmöglich, aus diesen Schubladen herauszukommen, gerade für Personen des öffentlichen Lebens. Das tägliche Parteiengezänk, der Wahlkampf-Alarmismus mit selektiven Fakten zum Zweck gegenseitiger Beschuldigungen: das alles verbessert nicht das politische und gesellschaftliche Klima.

Es ist nicht gesund für die Demokratie. Und schon gar nicht für ein frei atmendes, kritisches Denken. Eine geistig wache Gesellschaft braucht aber das freie Denken, ohne Angst vor linken und rechten Fettnäpfchen.

Sonst könnte wahr werden, was im Theaterstück „Die Physiker“ der Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt seinen Helden Möbius sagen lässt: „Nur im Irrenhaus sind wir noch frei. Nur im Irrenhaus dürfen wir noch denken. In der Freiheit sind unsere Gedanken Sprengstoff.“

Giuseppe Gracia (55) ist Schriftsteller und Kommunikationsberater. Sein neues Buch „Die Utopia Methode“ (Fontis Verlag, 2022) beleuchtet die Gefahren utopischer Politik.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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