Raus aus der eigenen Bubble

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„Offen für die täglichen Irritationen, die sich einem bieten und lehrreich sind,“ so Guiseppe Gracia.Foto: iStock
Von 15. Januar 2023

Plattformen wie Instagram, Twitter oder Google können uns dazu verführen, nur noch Informationen und Ausschnitte der Realität wahrzunehmen, die unseren Vorlieben entsprechen. Dann neigen wir dazu, anhand des eigenen Such- und Medienverhaltens nur noch das aus dem digitalen Lärm des Internets herauszufiltern, was unsere Meinung und unsere Weltanschauung bestätigt.

Auf diesem Weg drohen wir zu verlernen, uns von Widersprüchen und Gegenmeinungen irritieren und verunsichern zu lassen. Wir stellen uns nicht mehr der intellektuellen Anstrengung einer pluralen, disharmonischen Wirklichkeit. Stattdessen verbleiben wir lieber in der Nestwärme unserer Echokammer, die zum gedanklichen und emotionalen Safe Space wird.

Dies ist eine reale Gefahr für uns und unsere demokratische Gesellschaft, die vom Wettbewerb der Ideen lebt, von Menschen, die sich diesem Wettbewerb aussetzen und diese Anstrengung auf sich nehmen. Auf der anderen Seite ist es zu einfach, die sozialen Medien für den Rückzug in die eigene Bubble verantwortlich zu machen. Der Hang zur Selbstbestätigung, zur Flucht ins eigene Milieu ist älter als das Internet. Die Menschen haben schon immer den Weg des geringsten Widerstands gesucht.

Wie viele von uns pflegen wirklich Freundschaften, die uns mit fundamentalem Widerspruch konfrontieren, mit dauernden Spannungen in Fragen der Politik, der Moral oder des Glaubens? Oft meiden wir doch ganz im Gegenteil unangenehme, heikle Themen und dimmen die Konversation herunter, um Missstimmungen zu vermeiden.

Um diese Situation zu verbessern, nützt es nichts, das Internet oder die Smartphones zu verfluchen. Stattdessen nehmen wir uns lieber selber an der Nase. Es ist anstrengend, ja, aber man kann trotzdem versuchen, offen zu bleiben und andere Menschen dazu ermutigen, ebenfalls offen zu bleiben.

Offen für die täglichen Irritationen, die sich einem bieten und lehrreich sind. Offen für die anstrengenden Sichtweisen, die auf unerwartete Weise der eigenen Entwicklung dienen. Frei nach der deutschen Schriftstellerin Bettina von Arnim (1785-1859): „Ehre den Widerspruch höher als die Zustimmung!“

Giuseppe Gracia (55) ist Schriftsteller und Kommunikationsberater. Sein neues Buch «Die Utopia Methode» (Fontis Verlag, 2022) beleuchtet die Gefahren utopischer Politik.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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