Auf den Frieden folgt die Flucht – Für viele Eritreer ist Deutschland das Traumziel

Endlich ist der Frieden nach Eritrea gekommen. Die Not aber bleibt - und treibt mehr Menschen in die Flucht denn je. Viele wollen nach Deutschland.
Epoch Times13. Oktober 2018

Endlich ist der Frieden nach Eritrea gekommen. Die Not aber bleibt – und treibt mehr Menschen in die Flucht denn je. Nebyat Zerea hat nicht lange gezögert: Kurz nach der Öffnung der jahrzehntelang geschlossenen Grenze fuhr die Eritreerin mit dem Bus hinüber nach Äthiopien. Es war nur die erste Etappe einer langen Reise: Mit ihren drei Töchtern will Zerea weiter nach Deutschland, wo bereits ihr Mann lebt. „Ich musste diese Chance wahrnehmen und das Land jetzt verlassen“, sagt sie zu AFP.

Auf den ersten Blick scheint es wie ein Paradox: Die ganze Welt staunte, als die afrikanischen Nachbarstaaten Äthiopien und Eritrea kürzlich nach Jahrzehnten der Feindschaft Frieden schlossen – ein Hoffnungsschimmer in einer von Krisen schwer gezeichneten Region. Doch die Menschen fliehen aus Eritrea.

Nebyat Zerea sieht wenig Grund zur Hoffnung: „In Eritrea können wir nicht überleben. Wir haben kein Einkommen.“ Die Öffnung der Grenze bedeutete für sie vor allem eines: die Möglichkeit zur Flucht aus dem lange Zeit völlig isolierten Staat. Ihre erste Station ist die äthiopische Grenzstadt Zalambessa.

So wie Nebyat denken im Moment vielen Eritreer: Die Flüchtlingsankünfte im Nachbarland Äthiopien sind von rund 50 pro Tag auf etwa 390 gestiegen. Äthiopische Behörden haben nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) seit der Öffnung der Grenze im September mehr als 6700 neu ankommende Flüchtlinge gezählt.

Für viele von ihnen ist Deutschland das Traumziel. Das kleine Eritrea lag vergangenes Jahr auf Platz vier der wichtigsten Herkunftsländer von Asylbewerbern in Deutschland. Fast 10.000 von ihnen wurden allein 2017 registriert.

In der Vergangenheit schickten eritreische Truppen Menschen wie Nebyat und ihre Töchter zurück, wenn sie an der Grenze aufgegriffen wurden. Heute nehmen die Soldaten in Zelten an der Grenze lediglich die Namen der Reisenden auf. In der äthiopischen Grenzstadt Zalambassa bereiten die Migranten dann ihre Weiterreise vor.

Der Exodus aus Eritrea ist kein neues Phänomen. Hunderttausende Menschen sind in den vergangenen Jahren aus dem repressiven und heruntergewirtschafteten Land geflohen. Die Normalisierung der Beziehungen zum Nachbarn Äthiopien hatte Hoffnungen genährt, Präsident Issaias Afwerki könnte einige der politischen Strategien aufgeben, die hinter der Massenauswanderung stecken.

Dazu gehört vor allem der faktisch unbegrenzte Wehrdienst, den die Regierung bisher mit einer möglichen Bedrohung durch Äthiopien begründete und den die UNO in der Vergangenheit in Zusammenhang mit „Sklaverei“ gestellt hat. Bisher wurden jedoch keine Änderungen angekündigt, und die Migration hat sich seit dem Friedensschluss nur noch weiter verstärkt.

So wie Nebyat Zerea ist auch der Eritreer Daniel Hadgu nach Äthiopien geflohen. „Eigentlich hatte ich kein Interesse, in ein anderes Land zu gehen, aber am Ende hatte ich keine andere Wahl“, sagt er resigniert. Er will nun versuchen, sich zu seiner Schwester in den Niederlanden durchzuschlagen.

Ein Ende des Exodus ist nicht abzusehen. „Täglich kommen Leute hier vorbei“, berichtet Barbetreiber Taeme Lemlem aus Zalambessa und schaut den Flüchtlingen verwundert hinterher. „Ich frage mich, wo sie hingehen.“ (afp)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion