Boris Johnson macht Putin persönlich für Giftanschlag verantwortlich – Kreml nennt Anschuldigung „unverzeihlich“

Russlands Regierung hat die Anschuldigungen des britischen Außenministers zurückgewiesen, wonach Wladimir Putin in den Giftanschlag in Salisbury verwickelt sei. Jegliche Anspielung auf den Präsidenten sei "unverzeihlich", sagte ein Kremlsprecher.
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MoskauFoto: iStock
Epoch Times17. März 2018

Der britische Außenminister Boris Johnson hat Russland Staatschef Wladimir Putin persönlich für den Giftanschlag von Salisbury verantwortlich gemacht – und damit wütende Reaktionen aus Moskau provoziert.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte am Freitag, jegliche Anspielung auf den Präsidenten in diesem Fall sei „schockierend und unverzeihlich“. Derweil leitete die Londoner Polizei Mordermittlungen zum mysteriösen Tod des russischen Geschäftsmanns Nikolai Gluschkow ein.

Der für häufig wenig diplomatische Äußerungen bekannte Johnson hatte am Freitag eine direkte Verbindung vom Giftanschlag auf den russischen Ex-Agenten Sergej Skripal zu Putin gezogen. „Wir halten es für überaus wahrscheinlich, dass es seine Entscheidung war, einen Nervenkampfstoff in den Straßen Großbritanniens, in den Straßen Europas einzusetzen“, sagte der britische Außenminister. Deswegen stehe London im Konflikt mit „Putins Kreml“ und nicht mit dem russischen Volk.

Peskow wies dies zurück und wiederholte stattdessen, dass „Russland nichts mit dieser Geschichte zu tun hat“. Er sagte zudem, russische Vergeltungsmaßnahmen für die von Großbritannien beschlossenen Sanktionen könnten „jede Minute“ kommen. Ob Moskau noch vor der Präsidentschaftswahl am Sonntag reagieren werde, ließ er offen.

Moskau wegen Giftanschlag unter Druck

Russlands Außenminister Sergej Lawrow bekräftigte, dass sein Land auf die Ausweisung russischer Diplomaten aus Großbritannien ebenfalls mit Ausweisungen reagieren werde. „Natürlich werden wir das machen“, sagte Lawrow im kasachischen Astana.

Russland steht nach dem Giftanschlag auf Skripal und dessen Tochter im britischen Salisbury unter wachsendem internationalen Druck. Deutschland, Großbritannien, Frankreich und die USA machten Moskau am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung für den Vorfall verantwortlich. Der Giftangriff wurde auch auf die Agenda des EU-Gipfels in Brüssel kommende Woche gesetzt, wie es aus EU-Kreisen hieß. Bereits am Montag befassen sich die EU-Außenminister mit dem Fall.

Johnson kündigte in einem Gastbeitrag in der „FAZ“ an, internationalen Fachleuten eine Untersuchung des bei dem Anschlag eingesetzten Nervengifts ermöglichen zu wollen. Polizei und Regierung würden daran arbeiten, der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) „die Möglichkeit zu geben, unsere Analyse von unabhängiger Seite zu überprüfen“, schrieb Johnson.

Merkel verlangt „Aufklärung“

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rief Russland am Freitag erneut auf, sich an der „Aufklärung“ der Giftattacke zu beteiligen. Zugleich wies sie Forderungen nach einem Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland zurück. „Es geht jetzt aber nicht um den Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft, sondern es geht jetzt erst einmal darum, dass Aufklärung geschieht“, sagte Merkel in Berlin.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg appellierte an Moskau, im Umgang mit dem Westen zusammenzuarbeiten. „Wir wollen keinen neuen Kalten Krieg, wir wollen keinen neuen Rüstungswettlauf“, sagte Stoltenberg dem britischen Sender BBC. Moskau müsse aber mit der Nato „kooperieren“ und dafür „grundlegende Normen und Regeln des internationalen Verhaltens respektieren“.

Weiterer toter Russe in London

Für neue Schlagzeilen sorgte auch der mysteriöse Tod des russischen Geschäftsmannes Nikolai Gluschkow in seinem Londoner Haus. Die Londoner Polizei leitete am Freitag Mordermittlungen ein. Die Obduktion habe ergeben, dass der 68-Jährige durch „Druckausübung auf das Genick“ gestorben sei, erklärte die Polizei. Die genauen Todesumstände seien aber noch unklar. Bislang gebe es keine Hinweise auf eine Verbindung zum Giftanschlag auf Skripal.

Der russische Exilant, der in Großbritannien Asyl erhalten hatte, war am Montag tot in seinem Haus in London aufgefunden worden. Gluschkow war ein früherer Geschäftspartner des Unternehmers und Kreml-Kritikers Boris Beresowski, der 2013 unter ungeklärten Umständen nahe London gestorben war.

Auch die russischen Behörden leiteten am Freitag Mordermittlungen zum Fall Gluschkow ein. Eingeleitet wurden zudem Ermittlungen wegen „versuchter Ermordung“ von Skripals Tochter Julia. (afp)



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