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Russische Journalistin zündet sich nach Polizei-Razzia an und verstirbt

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Polizeibeamte patrouillieren während einer strikten Corona-Abriegelung in Russland auf dem verlassenen Roten Platz in der Moskauer Innenstadt.

Foto: JURI KADOBNOW / AFP über Getty Images

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Lesedauer: 3 Min.

Die Chefredakteurin einer unabhängigen russischen Nachrichten-Webseite hat sich nach der Durchsuchung ihrer Wohnung im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen eine Oppositionsgruppe selbst angezündet und ist ihren Verletzungen erlegen. Die Webseite Kosa-Press in der Industriestadt Nischni Nowgorod berichtete am Freitag, dass sich Irina Slawina vor dem Polizeihauptquartier angezündet habe.
Ermittler bestätigten später ihren Tod. Ihr Leichnam weise Verbrennungen auf, es gebe jedoch keine „Anlass“, ihren Tod mit polizeilichen Ermittlungen in Verbindung zu setzen, da sie nur eine Zeugin sei.

Journalistin: Russische Föderation für mein Tod verantwortlich

Wenige Stunden vor ihrem Tod hatte die Journalistin im Online-Dienst Facebook dazu aufgefordert, „die Russische Föderation für meinen Tod verantwortlich zu machen“. Auf einem in sozialen Medien veröffentlichten Video war zu sehen, wie sie sich auf einer Bank sitzend anzündet.
Die Webseite veröffentlicht investigative Reportagen und berichtet über Kritiker von Präsident Wladimir Putin, wie Unterstützer und Freunde Slawinas mitteilten. Dies ist selten in Russland, da regionale Medien oft von den örtlichen Behörden unter Druck gesetzt werden.
Slawina „starb an ihren Verletzungen“, hieß es auf der Webseite, ihr Ehemann habe dies bestätigt. Die Webseite konnte wenig später nicht mehr aufgerufen werden.

Polizei stürmte wegen des Verdachts der Anstiftung zu Protesten ihre Wohnung

Die Journalistin hatte am Donnerstag in sozialen Medien berichtet, dass Polizei und Behördenvertreter am frühen Morgen ihre Wohnung gestürmt hätten. Sie hätten nach Hinweisen für Verbindungen zu der Oppositionsbewegung Open Russia gesucht, die von dem Kreml-Kritiker Michail Chodorkowsky gegründet wurde und von den Behörden wegen des Verdachts der Anstiftung zu Protesten für unerwünscht erklärt worden war.
Demnach konfiszierten die Polizisten ihre Notebooks und Computer sowie Laptops und Handys von ihrem Mann und ihrer Tochter.

Nawalny bezeichnete den Tod Slawinas als „furchtbar“

Kreml-Kritiker Alexej Nawalny bezeichnete den Tod Slawinas als „furchtbar“. Die Vorwürfe gegen sie seien fabriziert worden, erklärte er. „Sie haben sie in den Selbstmord getrieben.“
Die lokale Nachrichtenwebsite NN.ru berichtete, auf einer Straße sei eine Mahnwache im Gedenken an Slawina abgehalten worden. Ein Mann habe ein Plakat mit der Aufschrift „der Staat tötet“ gehalten.
Nawalny war am 20. August auf einem Flug vom sibirischen Tomsk nach Moskau zusammengebrochen. Zwei Tage später wurde er auf Drängen seiner Familie und seiner Unterstützer zur Behandlung in die Berliner Universitätsklinik Charité gebracht; in Deutschland wurde eine Vergiftung mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe festgestellt. Labore in Frankreich und Schweden bestätigten diesen Befund eines Bundeswehrlabors.
Die russische Regierung weist den Verdacht zurück, staatliche russische Stellen könnten Nawalny gezielt vergiftet haben. Der Fall hat für erhebliche Spannungen zwischen Berlin und Moskau gesorgt. (afp)

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