Unmut über britische Psychologen: Zerstört die Wahrheit über den Weihnachtsmann das Urvertrauen?

Seit die britischen Psychologen Christopher Boyle und Kathy McKay vor zwei Jahren eine Studie veröffentlicht hatten, die davor warnte, Kindern die Legende vom Weihnachtsmann nahezubringen, erleben ihre Thesen stetig im Advent eine Neuauflage.
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Weihnachtsmann: Wer die Wahl hat, hat die Qual - in jeder Hinsicht.Foto: istockphoto/evgenyatamanenko
Von 20. Dezember 2018

Bereits vor dem Aufstieg der sozialen Medien häuften sich in vielen Teilen der Bevölkerung Klagen, wonach die Vorweihnachtszeit und auch Weihnachten selbst nicht mehr das sei, was sie in früheren Zeiten gewesen wäre.

Unpassendes Fernsehprogramm, „Weihnachtsclubbings“ in Diskotheken oder die Tatsache, dass Christstollen und Lebkuchen nicht selten schon im September in den Läden auftauchten, erregten schon Anfang der 2000er Jahre die Gemüter.

Heute scheint zur kommerziell bedingten Entzauberung des Weihnachtsfestes ein ideologischer Kampf hinzugetreten zu sein. Der Verzicht auf Weihnachtsdekoration an Schulen, die Umbenennung von Weihnachtsmärkten oder wie erst jüngst das gänzliche Verschweigen des weihnachtlichen Anlasses auf der Festtagsgrußkarte der Bundesintegrationsbeauftragten vollziehen sich im Namen der „Rücksichtnahme“ und der Political Correctness.

Mittlerweile, so scheint es, sind nicht einmal mehr solche weihnachtlichen Traditionen vor „Hinterfragung“ unter dem Banner „fortschrittlicher“ Gesellschaftsexperimente sicher, die im Grunde mit dem Christentum nicht viel zu tun haben.

Zerstört die Wahrheit über den Weihnachtsmann das Urvertrauen?

Seit zwei Jahren geben auflagenstarke Medien auch Stimmen breiten Raum, denen bereits der „Weihnachtsmann“ Kopfzerbrechen bereitet. Seit die britischen Psychologen Christopher Boyle und Kathy McKay vor zwei Jahren eine Studie veröffentlicht hatten, die ausdrücklich davor warnte, Kinder mit dessen Legende aufwachsen zu lassen, greifen Zeitschriften oder Magazine wie „Brigitte“ bereitwillig auf deren Thesen zurück – und steigern damit die Wut derer noch mehr, die ohnehin schon fest davon überzeugt sind, Politik und Medien würden vorwiegend von bösen Menschen mit bösen Absichten gemacht.

Wer Kindern die Geschichte vom Weihnachtsmann erzähle, meinen die beiden Psychologen in dem Fachmagazin „Lancet Psychiatry“, würde gleichsam deren Urvertrauen erschüttern. Die Kinder würden durch die Erkenntnis, dass ihnen ihre Eltern durch ihre gesamte bisherige Lebenszeit hindurch eine „Lüge“ erzählt hätten, traumatisiert werden können. Dies gelte umso mehr, wenn Kinder trotz argwöhnischer Nachfrage immer noch in dem Glauben belassen würden, der Rauschebart komme mit seinen Rentieren, um sie zu beschenken – und sie die Wahrheit von Gleichaltrigen oder deren Eltern erfahren würden. Zudem sei die Idee „erschreckend“, es gäbe irgendwo am Nordpol eine Art Geheimdienstagentur, die alles sehe und bewerten könne, wer „unartig“ und wer „lieb“ gewesen wäre.

„Es geht den Eltern gar nicht um die Weihnacht selbst“

Manchen Kindern würde durch die Erkenntnis, dass der Weihnachtsmann nicht existiere, für den Rest ihres Lebens der Spaß an Weihnachten ein Stück weit genommen – denn sie würden immer an diesen Moment zurückdenken, an dem sie sich „zum ersten Mal im Leben verraten“ fühlten.

Eine Studie der MIT besage zudem, dass Kindergartenkinder, die merkten, dass die Eltern sie belogen hätten, selbst verstärkt dazu neigen würden, ihre Umwelt zu belügen und auch beim Spielen eher zu betrügen. Böse Zungen entgegnen, dass dies vielleicht im Gegenzug künftigen Karrieren in der Politik zumindest nicht schaden könnte.

Psychologin Gail Heyman von der University of California wiederum hält die These, wonach die Wahrheit über den Weihnachtsmann einen tiefgreifenden Vertrauensverlust nach sich ziehe, für gewagt. Tatsächlich sei das Vertrauensverhältnis zu den eigenen Eltern von deutlich mehr und deutlich gravierenderen Faktoren abhängig als von der Art und Weise, wie die auf das 19. Jahrhundert zurückgehende Adaption fast 2000 Jahre alter Geschichten über den Bischof Nikolaus von Myra aus dem 3. Jahrhundert in der Familie überliefert würde.

Boyle und McKay entlarven in weiterer Folge auch noch, dass es Eltern, die ihren Kinder Jahr für Jahr die Legende vom Weihnachtsmann erzählten, gar nicht so sehr um den Zauber der Weihnacht selbst gehe, sondern sie dies um ihrer selbst willen täten. Der Glaube an den Weihnachtsmann stehe für eine unschuldige, glückliche Kindheit, die man auf diese Weise selbst wieder durchlebe – und später habe man Gesprächsstoff durch die Geschichten darüber, wie die eigenen Kinder versucht hätten, das Weihnachtsmann-Mysterium zu verstehen.

Kulturkampf zwischen Christkind und Weihnachtsmann

In der „Birmingham Mail“ rät denn auch Psychologe und Erziehungsexperte Dr. Justin Coulson, Kindern sofort die Wahrheit zu erzählen, wenn sie neugierig sei und fragen würden, was meist zwischen fünf und sieben Jahren der Fall sei. Sobald sie alt genug wären, zu fragen, wären sie auch alt genug für die Antwort.

Allerdings sollte man, um Irritationen zu vermeiden, die Kinder auch darauf aufmerksam machen, dass andere Eltern ihre Kinder möglicherweise noch nicht darüber in Kenntnis gesetzt hätten.

In vielen christlichen Familien wird die Legende vom Weihnachtsmann auch gar nicht gepflegt. Im katholischen Österreich oder auch in Teilen Bayerns gibt es vielerorts sogar regelmäßig Kampagnen gegen den Rauschebart, da dort der Nikolaus am 6. Dezember dessen Part übernehme und die Geschenke am Heiligen Abend das „Christkind“ bringt. Was die Eltern früher oder später vor die möglicherweise noch heiklere Aufgabe stellt, ihren Kindern zu erklären, dass dieses nicht persönlich auf die Erde komme – ohne dadurch Glaubenszweifel als solche zu wecken.

Dass die Chattering Classes mittlerweile jedoch auch Traditionen problematisieren, die sich nur auf Umwegen mit dem Christentum in Verbindung bringen lassen, sorgt, soweit sich dies nach den Inhalten von Social-Media-Kommentaren beurteilen lässt, offenbar jedoch in beiden Lagern für Unmut.

 



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