Baden-Württemberg: App ruft zu reduziertem Verbrauch von Strom ab 14 Uhr auf

Die App „StromGedacht“ von TransnetBW will Verbraucher über die Stabilität des Stromnetzes informieren. Am Mittwoch ging sie in den Alarmmodus.
Der Herbst ist da: Dunkle Wolken ziehen über den Strommasten am Himmel, während ein Schwarm Stare seine Runden dreht.
Düstere Wolken über der deutschen Stromversorgung.Foto: Martin Schutt/dpa
Von 8. Dezember 2022

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Bis Dienstag, dem 6.12.2022, stand die Stromampel der App „StromGedacht“ des baden-württembergischen Netzbetreibers TransnetBW immer auf Grün. Dies bedeutete: „Stromversorgung gesichert“. Am Mittwoch war es damit vorbei. Erst war es der gelbe Warnmodus, auf den die App schaltete, ab 14 Uhr war sogar der rote Alarm angesagt.

Um 15 Uhr gab die App wieder Entwarnung

Einem Bericht der „Welt“ zufolge war es das erste Mal in den bisher erst wenigen Wochen ihres Bestehens, dass die App eine „angespannte Situation“ signalisierte. Für den Stromkunden und Nutzer der App selbst ist dies mit konkreten Handlungsaufforderungen verbunden.

Steht die Stromampel auf Gelb, ist der Nutzer dazu aufgefordert, bereits geplanten Verbrauch vorzuverlegen. Es ist „eine angespannte Situation im Stromnetz vorhergesagt“, heißt es zur Erläuterung. Kunden sind angehalten, elektrische Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen bereits zu diesem Zeitpunkt zu nutzen oder Handys aufzuladen. So soll eine Überlastung des Netzes vermieden werden, wenn die befürchtete Lage eintritt.

Springt die App auf Rot, wie dies am Mittwoch ab 14 Uhr der Fall war, ist die „angespannte Situation“ eingetreten. Der Appell „Bitte hilf mit!“ richtet sich an den Kunden und er ist aufgefordert, seinen Stromverbrauch aktiv zu reduzieren – um „mitzuhelfen, das Stromnetz stabil zu halten“. Um 15 Uhr war der Spuk wieder vorbei, allerdings steht der Winter in Deutschland immer noch in seiner Anfangsphase.

Grund waren „unzureichende Transportkapazitäten im Stromübertragungsnetz“

Ein Blackout war TransnetBW zufolge nicht zu befürchten. Allerdings sei ein sogenannter Redispatch erforderlich geworden. Zwischen 14 und 15 Uhr sei es erforderlich gewesen, eine erhebliche Strommenge von 700 MW aus der Schweiz zu importieren. Dies sei deutlich teurer als die Nutzung der eigenen Kapazitäten – und die Zeche dafür bezahlen die Stromkunden über die Netzentgeltumlage.

Die Begründung für den Stromengpass bestätigt, was Kritiker einer ideologischen Energiewende seit jeher ins Treffen geführt hatten: Es kann in Deutschland immer wieder einmal über Tage hinweg zur sogenannten Dunkelflaute kommen. Es scheint keine Sonne, es weht kein Wind – und deshalb entsteht nicht ausreichend Strom aus erneuerbaren Energien, um die Nachfrage zu decken.

In den vergangenen Tagen war immerhin wieder die Erzeugung von mehr Windstrom in Norddeutschland möglich. Allerdings, so eine TransnetBW-Sprecherin zur „Welt“, kam nur wenig davon im industrialisierten Süden an. Auslöser der Lage seien „unzureichende Transportkapazitäten im Stromübertragungsnetz“ gewesen.

App soll bei Bewältigung „großer Herausforderungen“ helfen

Allerdings habe angesichts des fehlenden Windstroms aus dem Norden auch die zusätzliche Stromerzeugung im Süden – meist aus Kohle – am Mittwoch nicht zur Bedarfsdeckung ausgereicht. Deutschland will bis 2030 auch die eigene Stromerzeugung aus Kohle beenden. Das letzte Kernkraftwerk des Landes soll Ende März 2023 vom Netz gehen. Am Strommix in der Schweiz, die zu den Notversorgern Deutschlands an Tagen wie dem vergangenen Mittwoch zählt, ist Kernkraft zu knapp 30 Prozent beteiligt.

Um die Kosten infolge der teuren Importe aus der Schweiz in Grenzen halten zu können, ruft die App von TransnetBW die Stromkunden dazu auf, den Verbrauch zu reduzieren. Die Sprecherin betont:

Je stärker der Verbrauch reduziert wird, desto weniger ausländisches Redispatch-Potenzial muss eingesetzt werden.“

Da private Haushalte ein Viertel des Stromverbrauchs bewerkstelligen, sollen diese ihren „Stromverbrauch an die Netzsituation anpassen“. Die Entwickler der App rechtfertigen ihre Notwendigkeit mit „großen Herausforderungen“. Diese brächten „der zunehmende Anteil wetterabhängiger Energien bei der Stromerzeugung, wie Wind- und Solarenergie, sowie aktuelle geopolitische Entwicklungen“ mit sich.

An sehr kalten Wintertagen kontrollierter „Brownout“ möglich

Aus den Reihen von Versorgern wie Amprion oder der Netzgesellschaft Niederrhein hieß es jüngst, in Deutschland könne es an strengen Wintertagen zu einem sogenannten Brownout kommen. Diese gezielte Form der Lastabschaltung würde bis zu 90 Minuten andauern. Den angeforderten Leistungsumfang würde man aufseiten der Versorger „diskriminierungsfrei vom Netz nehmen“.

Während man in den Reihen der Versorger ein solches Szenario für „nicht dramatisch“ hält, warnen Wirtschaftsverbände vor den Folgen selbst kurzer Stromausfälle für den Mittelstand. Ein Vorfall aus der Nähe von Dresden im Vorjahr habe etwa gezeigt: Selbst einem Branchenriesen wie Infineon sei nicht möglich, bei einem Stromausfall seine komplette Produktion für mehr als 20 Minuten aufrechtzuerhalten.



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