Begleitung für junge Diabetiker in der Schule

Schulgesundheitsfachkräfte sollen Lehrer und Familien entlasten. Drei Institutionen stellen ein Konzept vor und nehmen die Regierung in die Pflicht.
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GrundschulkinderFoto: iStock
Von 14. September 2022

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Schulgesundheitsfachkräfte fördern die Inklusion chronisch kranker Kinder, sie entlasten Schulen und Familien und sind volkswirtschaftlich eine lohnende Investition. Viele Vorteile hat das aus Sicht der Deutschen Diabetes Gesellschaft, der Deutschen Diabeteshilfe und des Verbands Bildung und Erziehung.

Eine fachkundige Begleitung soll an deutschen Schulen daher zur Regel werden. Ein entsprechendes Konzept stellten Vertreter der drei Institutionen kürzlich vor.

Klares Bekenntnis der Politik fehlt bisher

Die Expertinnen und Experten sprachen sich dafür aus, dass Prävention und Gesundheitsförderung an Bildungseinrichtungen gesundheitspolitisch vorangetrieben werden müssten, damit chronisch Kranke und deren Angehörige eine angemessene Unterstützung sowie bessere Bildungschancen erhalten.

Auch wenn erste Pilotprojekte in Hessen und Brandenburg erfolgreich verlaufen seien, fehle auf Bundesebene bei den politischen Entscheidern „noch immer ein klares Bekenntnis und der entschiedene Wille zur Durchsetzung“. Gemeinsam formulierten die Referentinnen und Referenten den dringenden Appell, den Mehrwert durch die Unterstützung von Fachkräften anzuerkennen und deswegen bundesweit einheitliche Regelungen zu treffen.

Finanzielle Einbußen für Eltern kranker Kinder

Durchschnittlich eines von 500 Kindern in Deutschland erkranke an Diabetes Typ 1. Für die jungen Betroffenen und auch ihre Eltern ändert sich danach das Leben grundlegend. Die Kinder müssen auf ihre Ernährung achten, regelmäßig den Blutzucker messen und auch Insulin spritzen.

„Zumindest im Grundschulalter sind sie damit häufig überfordert“, weiß Prof. Dr. med. Andreas Neu, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft und kommissarischer ärztlicher Direktor an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen. Allein die Interpretation ihrer Blutzuckerwerte stelle sie vor große Herausforderungen.

Fragen rund um Ernährung oder Versorgung mit Insulin könnten auch Lehrerinnen und Lehrer nicht beantworten, denn die Gesundheitsvorsorge gehöre nicht zu ihren Aufgaben. Weil es hierzulande noch keine ausreichenden Maßnahmen zur Integration für junge Patienten gebe, passiere es, dass sie immer wieder dem Unterricht fernbleiben müssten. Das schränke auch die Eltern ein. Überwiegend seien die Mütter betroffen, die dann nicht arbeiten gehen könnten. Fast jede zweite Familie müsse finanzielle Einbußen hinnehmen.

Lehrer und Schüler profitieren

Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung, ist davon überzeugt, dass Schüler und Lehrer von den Fachkräften profitieren: Derzeit benötige fast ein Viertel der Kinder medizinische oder therapeutische Unterstützung, sagt er unter Berufung auf eine Studie zum Modellprojekt „Schulgesundheitsfachkräfte“ der AWO Potsdam.

Die Politik sei daher in der Pflicht, die entsprechenden Bedingungen zu schaffen und Geld bereit zu stellen. Das medizinisch geschulte Personal sei auch bei anderen Fragen zur Gesundheit ansprechbar. Zudem könnten die Fachkräfte Projekte konzipieren, die die Gesundheit fördern – etwa zu Ernährung, Bewegung oder Mundhygiene, aber auch Präventionsprojekte zu Themen wie Suchtmittel- oder Medienkonsum, sieht der Vorsitzende weitere Vorteile.

Zusätzliche Betreuung hat viele Vorteile

Carmen (vollständiger Name der Redaktion bekannt) ist Mutter eines an Diabetes erkrankten Sohnes, der derzeit eine hessische Grundschule besucht. Sie sieht viele Vorteile in dieser Betreuung.

Die Begleiterin des Jungen nehme den Lehrer die Verantwortung und ermögliche ihrem Sohn, Kind zu sein und sorglos zu spielen, weil er sich nicht ständig um die schwankenden Blutzuckerwerte kümmern muss. Die hat die Begleiterin im Blick, lässt dem Achtjährigen gleichzeitig viel Freiraum und hält sich dezent im Hintergrund.

Die Frau steht auch im Kontakt mit der Mutter, bei schwierigeren Situationen tauschen sie sich aus und treffen gemeinsam Entscheidungen. Sie wolle den Einsatz der Begleiterin nicht mehr missen, sagt Carmen und berichtet, dass noch vor wenigen Jahren diese Form der Versorgung gerichtlich erstritten werden musste.

Die Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) beantwortete Fragen von Epoch Times – unter anderem zur Finanzierung oder Anwerbung von ausreichend Betreuern – nicht. In einer kurzen Mitteilung einer Sprecherin des Vereins hieß es, dass „die Expertinnen und Experten der DDG auf Grund ihrer Verpflichtungen in der Patientenversorgung keine Kapazitäten hätten, um die Anfrage zu beantworten“.



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