Kandel: Deutungshoheit durch Medienmacht – Mädchen-Mord und „Aktuelle Kamera“?
Wenn man seinem Nachbarn nur noch das Schlechteste zutraut, sich gegenseitig misstraut, sich bespitzelt und im öffentlich-rechtlichen Fernsehen dazu aufgerufen wird, sich nicht „instrumentalisieren“ zu lassen, während im selben Augenblick genau dies mit medialer Macht getan wird, dann ist man im Deutschland des Jahres 2018 angekommen.

Aufruf des SWR: "Lasst euch nicht instrumentalisieren".
Foto: Screenshot Youtube/FB
Die „Guten“ und die „Bösen“
„Kann man das Gute lieben, ohne das Böse zu hassen? (…) Schlechte Politik ist schlecht, gute Politik ist gut. (…) Ist die Macht in guten Händen, ist es eine gute Politik …“
Viele Menschen vertrauen dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen seit Jahrzehnten als eine Art „Wahrheitsgarant“, blindlings. Der kürzlich abgegebene Kommentar von Birgitta Weber, stellvertretende Chefredakteurin des SWR, wirkte wie ein erweiterter Aufruf der Regierung. Unter dem Titel „Lasst euch nicht instrumentalisieren“, richtete sie sich wörtlich und stellvertretend für die „Vielen“ an die Kandeler Bürger:
„Unsere Gesellschaft lebt von Empathie für andere. Doch diese Gefühle werden missbraucht. Kühl kalkuliert von NPD, von AfD-Politikern und von Rechten. Sie versuchen, die Wut in Hass umzuwandeln, das Entsetzen in Angst.“
Eine äußerst geschickte und subtil wirkende Äußerung. Alle in einen Topf: eine rechtsextreme Kleinpartei, eine demokratisch im September 2017, von 12,6 Prozent der deutschen Wähler in den Bundestag gewählte Partei und die pauschale Schublade der „Rechten“, eine Art Sammelcontainer für alle kritischen konservative Stimmen oder jene, die rechts von links stehen und sich kürzlich noch unschuldig in der Mitte wähnten.
Gestohlene Empathie
- Siehe auch: UN-Bericht zeigt: Nur drei von 100 Migranten sind echte Flüchtlinge – Über 400.000 illegale Migranten nur in Italien
- Siehe: Wir sind alle Syrer, dank neuer falscher Pässe – Afrikaner, Albaner, Kosovaren und Tschetschenen
Erinnert sei an 2015, an die vielen „Reisenden“, wieder viele von ihnen legten in Slowenien Feuer um einen unkontrollierten Grenzübertritt zu erzwingen, stürmten anderswo in Ungarn Grenzen, auch österreichische Grenzübergänge wurden einfach überrannt. Und es sei erinnert an die zahlreichen weggeworfenen Reisepässe und sonstigen Dokumente an den deutschen Grenzen.
Erst später bemerkte man, dass viele der Minderjährigen bereits erwachsene Männer waren, doch das kümmerte die politisch Verantwortlichen nicht, bis heute.
„Mit einer Lawine von Beleidigungen bis hin zu Morddrohungen werden die Worte derjenigen, die versuchen menschlich zu bleiben, erstickt.“
Da werden die einen als „menschlich“ bleibend gelobt und die anderen zu Unmenschen erklärt. Kritische Stimmen werden unter Generalverdacht in einen großen Topf geworfen mit jenen, die Beleidigungen gegen ihre Mitbürger oder gar Morddrohungen ausstoßen und damit die Grenze zur Kriminalität bereits überschritten haben.
Doch wer sind nun die Guten und wer die Bösen? Birgitta Weber scheint es zu wissen: „Sie versuchen, die Wut in Hass umzuwandeln, das Entsetzen in Angst“.
Waren eingangs des Kommentars der SWR-Vize-Chefin – man darf sicher sein ihr Kommentar war abgesegnet und professionell ausgearbeitet worden – die Menschen in Kandel aufgefordert, sich nicht „instrumentalisieren“ zu lassen, erklärt Weber im weiteren Verlauf, um wen es wirklich geht:
„Denn die Menschen in Kandel stehen stellvertretend für uns alle.“
- Siehe: Mord in Kandel: Wie die Tagesschau damit umgeht und was Zuschauer dazu sagen
- Siehe: Mordfall Freiburg: „Tagesschau“ erklärt Schweigen – Nur Berichte über „gesellschaftlich, national und international relevante Ereignisse“
Eine Anmerkung zum Kommentar des SWR schrieb Leser Alfred Butz – und andere äußerten sich ähnlich:
„Sehr geehrte Frau Weber, wann sind Sie zum letzten mal abends alleine durch eine Stadt gebummelt? Wann haben Sie zum letzten mal abends ein öffentliches Verkehrsmittel benutzt. Warum haben alle meine weiblichen Bekannten diesbezüglich Ängste? (…) Die Aktuelle Kamera lässt grüßen!“
„Bunte“ Menschenkette verschoben
Zu der Veranstaltung in Kandel wollte der Karnevalsverein ein Zeichen gegen „Rechts“ setzen, ab 13 Uhr auf der Hauptstraße mit bunten Fähnchen. Laut einer Meldung der AfD-Bundestagsfraktion empfand die Oppositionspartei das geplante Vorgehen der „Kandeler Buntheit“ „unerträglich“.
Schweigeminute in den Schulen
Weniger laut und nicht bunt ging es in den Schulen des Landkreises Germersheim zu. Hier gedachten Schüler und Lehrer einige Tage zuvor der ermordeten Schülerin mit einer Schweigeminute.
Alle Schulen, außer die Grundschulen waren eingeladen, daran teilzunehmen, wie die „Rhein-Neckar-Zeitung“ berichtete. „Meines Wissens waren alle Schulen daran beteiligt, es kam von keiner Schule eine Absage“, sagte ein Schülervertreter der Zeitung.
„Wir saßen da, waren eine Minute still und haben einfach an Mia gedacht.“
Kein stilles Ende beim Schweigemarsch zuvor
Vielleicht hatten sich viele der Teilnehmer des Schweigemarsches mehr als eine Woche davor das auch so gedacht. Man weiß es nicht. Am Ende kam es anders. Während die Menschen vom Ort der sogenannten „Beziehungstat“, dem örtlichen DM-Markt, zur Innenstadt und zurück gingen, kam es dann zu einem emotional aufgeladenen Zusammentreffen am Ort der Tötung von Mia. Da waren plötzlich rund 30 Personen einer Mahnwache für ein „buntes Deutschland“ aufgetaucht, mit bunten Regenschirmen. Es scheint so, als hätten sie gerade auf die Teilnehmern des Trauermarsches gewartet. Die Polizei war sichernd vor Ort.
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