Merkel wünscht Bürgern „Fröhlichkeit“ und mahnt zu Kampf gegen „Faktenleugner“

Titelbild
Der Abschied von Angela Merkel.Foto: Friedemann Vogel - Pool/Getty Images
Epoch Times3. Dezember 2021

Mit einem Appell für „respektvolles Miteinander, internationale Zusammenarbeit und Optimismus“ verabschiedet sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) von der politischen Bühne. „Ich möchte dazu ermutigen, auch zukünftig die Welt immer auch mit den Augen des anderen zu sehen“, sagte sie beim Großen Zapfenstreich zu ihren Ehren am Donnerstagabend in Berlin. Merkel wünschte Deutschland „Fröhlichkeit im Herzen“ und mahnte zugleich zum Kampf gegen „Faktenleugner und Verschwörungstheoretiker“.

Mit dem Großen Zapfenstreich verabschiedete sich die Bundeswehr von Merkel, die voraussichtlich noch rund eine Woche im Amt sein wird. Auf Merkels Wunsch spielte das Musikkorps den DDR-Hit „Du hast den Farbfilm vergessen“ von Nina Hagen, den Chanson „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef sowie das Kirchenlied „Großer Gott, wir loben dich“. Unter den anwesenden Gästen waren viele Kabinettsmitglieder und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Zu Beginn ihrer Rede lenkte die Kanzlerin den Blick auf Ärzte, Pflegekräfte und andere Helfende, die sich „mit all ihrer Kraft der vierten Welle der Pandemie entgegen stemmen, die alles geben, um Leben zu retten und zu schützen“. Ihnen gebührten „mein und unser aller besonderer Dank und höchste Anerkennung“.

Merkel: Demokratie lebt von Respekt voreinander

Die Zeit der Corona-Pandemie habe „wie in einem Brennglas gezeigt, von welch großer Bedeutung das Vertrauen in Politik, Wissenschaft und den gesellschaftlichen Diskurs ist“, sagte Merkel. Es habe sich aber auch gezeigt, „wie fragil das sein kann“.

„Unsere Demokratie lebt von der Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung und zur Selbstkorrektur“, betonte Merkel. „Sie lebt vom steten Ausgleich der Interessen und von dem Respekt voreinander. Sie lebt von Solidarität und Vertrauen.“ Dabei gehe es auch um das „Vertrauen in Fakten“.

Überall da, „wo wissenschaftliche Erkenntnis geleugnet, Verschwörungstheorien und Hetze verbreitet werden“, müsse Widerspruch laut werden, mahnte Merkel. Wo „Hass und Gewalt als legitimes Mittel zur Durchsetzung eigener Interessen“ erachtet werde, müsse „unsere Toleranz als Demokratinnen und Demokraten ihre Grenze finden“.

Merkel ist seit 16 Jahren im Amt. Es seien „ereignisreiche und oft sehr herausfordernde Jahre“ gewesen, sagte sie. „Sie haben mich politisch und menschlich gefordert und zugleich haben sie mich immer auch erfüllt.“

Merkel dankt politischen Weggefährten

Mit Verweis auf die Pandemie, aber auch auf die Finanzkrise 2008 und „die vielen Zuflucht suchenden Menschen 2015“ betonte Merkel die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit. Nur so ließen sich die  „großen Herausforderungen unserer Zeit“ bewältigen, nämlich Klimawandel, Digitalisierung, Flucht und Migration.

Merkel dankte ihren politischen Weggefährten und schickte „einen ganz besonderen, herausgehobenen Dank“ an ihre engsten Mitarbeiter sowie ihre Familie. Dem designierten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und seiner Regierung wünschte sie „alles, alles Gute und eine glückliche Hand und viel Erfolg“.

Zum Ende ihrer Rede gab sich Merkel optimistisch. „Ich bin überzeugt, dass wir die Zukunft auch weiterhin dann gut gestalten können, wenn wir uns nicht mit Missmut, mit Missgunst, mit Pessimismus, sondern (…) mit Fröhlichkeit im Herzen an die Arbeit machen.“ So habe sie es selbst stets gehalten, „in meinem Leben in der DDR und erst recht und umso mehr unter den Bedingungen der Freiheit.“

„Es ist diese Fröhlichkeit im Herzen, die ich uns allen und im übertragenen Sinne unserem Land auch für die Zukunft wünsche“, fügte Merkel abschließend hinzu. Nach Ende der Zeremonie nahm sie eine Rose aus einem großen Strauß, der auf der Bühne stand, stieg damit an der Seite ihres Mannes Joachim Sauer in ihre Limousine und fuhr davon. (afp/oz)



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