„Anti-Partei“ hofft auf Durchbruch
Petrys „Team Freiheit“ gewinnt erstes Landtagsmandat in Mecklenburg-Vorpommern
Das von Frauke Petry initiierte „Team Freiheit“ gewinnt weiter an Profil. Durch den Übertritt einer früheren FDP-Abgeordneten in Mecklenburg-Vorpommern verfügt die junge Bewegung nun über ihr erstes Landtagsmandat. Auf kommunaler Ebene schließen sich weitere Liberale an. Zudem beabsichtigt die ehemalige AfD-MdB Joana Cotar, mitzuwirken.

Thomas Kemmerich verkündet Zuwachs für das neu gegründete Team Freiheit.
Foto: Bodo Schackow/dpa
In Kürze:
- Erste Landtagsabgeordnete für das im September gegründete „Team Freiheit“
- Ex-FDP-Politikerin Sandy van Baal schließt sich neuer liberal-konservativer „Bürgerbewegung“ an
- Partei will auf Experten statt Berufspolitiker setzen
- Finanzierung laut Parteichef Kemmerich bereits im siebenstelligen Bereich
Das von der früheren AfD-Bundesvorsitzenden Frauke Petry initiierte „Team Freiheit“ verfügt in Mecklenburg-Vorpommern über sein erstes Landtagsmandat. Wie der Bundesvorsitzende der im September gegründeten Formation, Thomas Kemmerich, am Montag, 20. Oktober, verkündete, hat die bisherige FDP-Abgeordnete Sandy van Baal ihre Partei verlassen. Sie hatte zuvor bereits im April dieses Jahres ihrer Fraktion den Rücken gekehrt.
Van Baal hatte ihren Schritt mit „tiefgreifenden inhaltlichen Differenzen zur Bundes-FDP“ begründet. Ihre politischen Schwerpunkte sind Agrarpolitik, Jagd, Forst und Fischerei. Bei den Liberalen im Nordosten hatte ihr Austritt für böses Blut gesorgt, da die FDP damit ihren Fraktionsstatus einbüßte. In Mecklenburg-Vorpommern wird im Herbst 2026 ein neuer Landtag gewählt.
Kommunalpolitiker treten aus der FDP über
Auch auf kommunaler Ebene freut sich das „Team Freiheit“, das sich als „Anti-Partei“ versteht, über Zuwachs. In Marktheidenfeld im Landkreis Main-Spessart haben die früheren FDP-Kommunalpolitiker Helge Ziegler und Werner Jannek ebenfalls die Partei gewechselt.
Parteichef Kemmerich bezeichnete die Neuzugänge als „starke Stimmen, die sich nicht verbiegen lassen“. Ihr Wechsel beweise, dass „das Team Freiheit die wahre liberale Heimat für alle ist, die erkannt haben, dass die etablierten Parteien in der Ampel Teil des Problems und nicht der Lösung sind“. Gründerin Petry nannte den Übertritt ein „klares Signal“. Das „Team Freiheit“ sei „die politische Alternative für alle, die eine ideologiefreie, sachorientierte Politik der Vernunft und des Bürgerwillens suchen“.
Am Freitag der Vorwoche hatte die frühere AfD-Bundestagsabgeordnete Joana Cotar angekündigt, sich für das „Team Freiheit“ engagieren zu wollen – ohne Mitglied zu werden. Allerdings sieht die neu gegründete Partei ohnehin eine strikte Trennung von Mitgliedschaft und Kandidaturen für öffentliche Ämter vor. Wer nicht der Partei angehören will, habe die Möglichkeit, dem gleichnamigen Verein beizutreten.
„Team Freiheit“ will 2026 für mehrere Landtage kandidieren
Auch Petry und Kemmerich selbst sind, wie „Euronews“ berichtet, nicht Mitglieder in der Parteistruktur des „Team Freiheit“. Zu Wahlen sollen, so heißt es, statt Berufspolitikern unabhängige Fachleute kandidieren. Kemmerich ist optimistisch, bereits bei den Landtagswahlen im nächsten Jahr Akzente setzen zu können.
Das „Team Freiheit“, das sich ausschließlich durch Spenden finanziert, verfüge bereits über einen siebenstelligen Betrag, den man so eingeworben habe. Noch steht nicht letztgültig fest, zu welchen der vier Landtagswahlen man kandidieren werde. Neben Mecklenburg-Vorpommern, wo man nun ein Landtagsmandat hat, dürfte auch Baden-Württemberg bereits kurzfristig ein Zielgebiet sein.
Im Südwesten plane die frühere Reutlinger FDP-Kreisvorsitzende Sarah Zickler, für das „Team Freiheit“ ins Rennen zu gehen. Außerdem habe sich mit Alexandra Alth auch eine frühere Grünen-Politikerin der neuen politischen Kraft angeschlossen. Offen bleibt, ob für Antritte in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt ausreichend personeller und finanzieller Spielraum besteht.
Kemmerich und Petry streben Staat an, „der uns in Ruhe lässt“
Petry und Kemmerich wollen bewusst einen Kontrapunkt zu herkömmlichen Parteien setzen, die mit sich selbst beschäftigt seien und ungesunde innere Dynamiken entwickelten. Zu den politischen Vorbildern für das „Team Freiheit“ gehören eigenen Angaben zufolge Tesla-Gründer Elon Musk und Argentiniens Präsident Javier Milei.
Gegenüber „Euronews“ erklärten die beiden führenden Köpfe, dass Wirtschaft, Infrastruktur und persönliche Freiheit die Kernmerkmale des Programms seien: „Wir wollen einen Staat, der uns in Ruhe lässt, Sicherheit garantiert und die Wirtschaft auf Touren bringt.“
Anstelle einer Brandmauer, so Kemmerich, wolle das „Team Freiheit“ in den Parlamenten eine „Politik der roten Linien“ verfolgen. Eine solche sei etwa die Forderung nach einem „Dexit“. Ob Mehrheiten für inhaltlich richtige Weichenstellung für weniger Bürokratie und staatliche Kontrolle mithilfe der AfD oder der Linken zustande kämen, hält der frühere FDP-Politiker nicht für entscheidend.
„Team Freiheit“ sieht Potenzial für liberal-konservative Partei
Einer INSA-Umfrage vom September zufolge sehen 45 Prozent der Befragten in Deutschland Bedarf für neue Parteien in der politischen Mitte. Im Segment der FDP-Wähler verfügt das „Team Freiheit“ dabei sogar über einen signifikanten Bekanntheitsgrad.
In Sonntagsfragen wird die neue Formation jedoch noch nicht ausgewiesen. Bis dato sind auch alle Versuche, im politischen Spektrum zwischen Union und AfD eine neue Kraft zu etablieren, gescheitert. Dies galt für die Partei der Vernunft (PdV) Anfang der 2010er-Jahre ebenso wie zuletzt für die WerteUnion oder zuvor für die von Petry initiierte Blaue Partei. Lediglich in Bremen konnte das Bündnis Deutschland 2023 in Fraktionsstärke in die Bürgerschaft einziehen – nachdem die AfD dort keine gültige Wahlliste präsentieren konnte.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.
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