Plötzlich obdachlos: Notunterkunft in Heiligensee hilft Schwangeren und Familien

„Für betroffene Familien und vor allem für Minderjährige ist Wohnungslosigkeit eine sehr belastende Krisensituation“,  sagte Andreas Eckhoff, Vorstandsvorsitzender der Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk. 44 Notschlafplätze und eine Betreuung rund um die Uhr durch multiprofessionelle Fachkräfte kommen wohnungslosen Schwangeren und Familien im Diakoniezentrum Heiligensee zugute.
Titelbild
Eine kleines Mädchen mit ihrer Mutter.Foto: iStock
Epoch Times24. Januar 2020

Wohnungslosigkeit betrifft heutzutage auch Familien mit Kindern. Plötzlich stehen sie ohne Wohnraum da. So ging es auch dem 24-jährigen Alex G. und seiner Frau Katharina. Eine Woche vor Weihnachten waren sie aus ihrer Heimat Sizilien nach Berlin gekommen. Dort lebten sie laut „BZ“ erstmal in einer Pension. Dann ging ihnen das Geld aus. Zu Weihnachten hatten die beiden mit ihren kleinen Kindern (1 und 3 Jahre) kein Dach mehr über dem Kopf.

Die vierköpfige Familie kam in Heiligensee beim „EJF“ unter. Im Mai 2019 richtete das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) eine Notübernachtung für Familien mit Kindern ein. Speziell werden Familien angesprochen, die wohnungslos sind oder denen Wohnraumverlust droht. Seit der Eröffnung wurden knapp 100 Familien mit 342 Personen aufgenommen, darunter waren 180 Kinder.

Hilfe für wohnungslose Familien und wohnungslose Schwangere

Das Projekt wird laut „BZ“ mit 1,6 Millionen Euro jährlich von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie gefördert. Am Montag machten sich die Senatorinnen Elke Breitenbach und Sandra Scheeres ein eigenes Bild von der Einrichtung.

44 Notschlafplätze und eine Betreuung rund um die Uhr durch multiprofessionelle Fachkräfte kommt den Bedürftigen im Diakoniezentrum Heiligensee zugute. Das Hilfsangebot wendet sich an wohnungslose Familien und wohnungslose Schwangere.

Das Konzept der Einrichtung sieht eine Unterbringung von Familien, Alleinerziehenden oder Schwangeren „bis zu drei Wochen“ vor, teilte Katrin Wilcken, Leiterin Unternehmenskommunikation der EJF, auf Nachfrage der Epoch Times mit. Die Einrichtung sei stets voll belegt, wobei die Zahl der Familien und der Anteil der Kinder sich täglich verändern könne.

Die Familienzimmer, Beratungs- und Betreuungsräume der Notübernachtung befinden sich in räumlich getrennten Apartments. Jedes Apartment verfügt über Sanitäranlagen und eine Wohnküche. Waschmaschinen stehen den Wohnungslosen zur Verfügung. Auch ein Gemeinschaftsraum und ein Kinderbetreuungsraum kann genutzt werden. Im Außenbereich sorgen Spielplätze für Ablenkung.

Die Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales Elke Breitenbach sagte: „Familien geraten häufig in Konfliktsituationen, wenn sie dem großen Druck auf dem Wohnungsmarkt ausgesetzt sind. Familien mit Kindern brauchen dann schnelle Hilfe bei Wohnungslosigkeit sowie besondere Betreuung und Unterstützung.“

Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, sagte: „In der Notunterkunft in Heiligensee steht das Kindeswohl im Mittelpunkt. Die Familien können zur Ruhe kommen.“

In der Einrichtung Heiligensee ist jegliche Form von Gewalt verboten, ob physisch oder psychisch. Jede Art von Drogen- und Alkoholkonsum, Drogenbesitz, Drogenhandel sowie Waffenbesitz sind im Haus und in den Außenanlagen untersagt. Über ehrenamtliche Unterstützung freut sich das EJF ebenso wie über Sachspenden, beispielsweise Spielzeug, Kleidung, Babynahrung, Windeln, Lebensmittelspenden und Ähnliches.

Inzwischen hat auch der vierfache Familienvater Alex Hoffnung geschöpft. Ab Februar kann er 60 Stunden im Monat arbeiten. „Und wenn es gut läuft, vielleicht auch mehr“, sagt er.

Umfangreiches Angebot in Krisensituation

In Heiligensee werden Familien und Schwangere sozialpädagogisch beraten. Weitere Unterstützungsangebote werden von der Kinder- und Jugendhilfe initiiert. Laut Scheeres ist die Einrichtung „eine weitere Verbesserung des Angebots für wohnungslose Familien mit Kindern und zugleich ein wichtiger weiterer Baustein im Berliner Netzwerk Kinderschutz“. Dies ist das zweite Projekt speziell für Familien.

Eine weitere Notübernachtung für wohnungslose Familien befindet sich in Kreuzberg. Dort bietet das Diakonische Werk Berlin Stadtmitte e. V. seit 2017 insgesamt 30 Plätze an.

„Für betroffene Familien und vor allem für Minderjährige ist Wohnungslosigkeit eine sehr belastende Krisensituation“, sagte Andreas Eckhoff, Vorstandsvorsitzender der EJF. Kurze Wege sorgen für den notwendigen Fachkräfteaustausch mit der Kinder- und Jugendhilfe, vor allem mit der Mutter-Kind-Einrichtung auf dem Gelände. Das 16 Hektar große Gelände des EJF-Diakoniezentrums im Norden Berlins ist, wie der Vorstandsvorsitzende Eckhoff sagt, seit vielen Jahrzehnten ein Zuhause für alte und junge Menschen, Familien und Alleinstehende. (sua)



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