Russland fordert Sitzung des UN-Sicherheitsrates zum Fall Skripal

Russland beantragte eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates. Und: Wo sind die Haustiere von Skripal? "In welchem Zustand sind sie? Wenn Giftstoffe benutzt wurden, dann müssen die Lebewesen gelitten haben." Großbritannien schweigt.
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Spurensuche im Fall des Ex-Agenten in Salisbury, 16. März 2018.Foto: BEN STANSALL/AFP/Getty Images
Epoch Times4. April 2018

Die diplomatische Krise zwischen Moskau und London wegen des Giftanschlags auf den Ex-Spion Sergej Skripal hat am Mittwoch einen bizarren Aspekt zu Tage gebracht.

Das russische Außenministerium beschwerte sich darüber, dass Großbritannien keinerlei Informationen über den Verbleib der Haustiere des ehemaligen Doppelagenten geliefert habe. „Wo sind die Tiere, in welchem Zustand sind sie? Warum schweigt die britische Seite darüber?“, fragte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa in Moskau.

Wenn Giftstoffe benutzt wurden, dann müssen die Lebewesen gelitten haben“, sorgte sich Sacharowa weiter.

Eine Nichte der Skripals hatte zuvor in russischen Medien berichtet, ihr Onkel habe Haustiere in seinem Haus in Großbritannien gehalten – Katzen und Meerschweinchen.

Sie wies die Vermutung zurück, dass Skripal und seine Tochter in seinem Haus im südenglischen Salisbury vergiftet worden sein könnten. Die Tiere wären sonst auch vergiftet worden.

Russland fordert eine Sitzung des UN-Sicherheitsrat

Russlands Botschafter am Sitz der Vereinten Nationen in New York, Wassili Nebensia, forderte eine Sitzung des Sicherheitsrates am Donnerstag um 15.00 Uhr Ortszeit (21.00 Uhr MESZ). Anlass seien die Vorwürfe der britischen Premierministerin Theresa May, die Moskau für den Giftanschlag auf den ehemaligen Doppelagenten verantwortlich macht.

Präsident Wladimir Putin forderte eine Lösung im Sinne des „gesunden Menschenverstands“, während sein Auslandsgeheimdienstchef eine britisch-amerikanische Geheimdienstverschwörung anprangerte.

Russland weist jede Verantwortung für den Anschlag zurück. Während eines Besuchs in Ankara sagte Putin am Mittwoch, er erwarte, dass sich in dem Streit der „gesunde Menschenverstand“ durchsetze und die internationalen Beziehungen nicht länger derart beschädigt würden. Der Konflikt müsse „basierend auf den grundlegenden Normen internationalen Rechts“ beigelegt werden.

Vor dem Exekutivrat bezeichnete der Chemielabor-Leiter des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Ribaltschenko, die britischen Vorwürfe als „falsch und absurd“. Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax sagte Ribaltschenko, jedes moderne Labor könne die bei dem Anschlag verwendeten Substanzen herstellen. „Es gibt keinen einzigartigen Marker, der es erlaubt, ein Land als Hersteller der Substanz zu bestimmen.“

Der Chef des russischen Auslandsgeheimdiensts, Sergej Naryschkin, bezeichnete Skripals Vergiftung als „groteske Provokation“ der Geheimdienste Großbritanniens und der USA. Einige europäischen Staaten hätten jedoch keine Bedenken, London und Washington „ohne mit der Wimper zu zucken zu folgen“, sagte Naryschkin am Mittwoch. Er warnte vor einer neuen Kuba-Raketenkrise wie im Oktober 1962, als die Welt am Rand eines Atomkrieges stand.

So agierten die Ermittler im Garten des Hauses von Sergei Skripal in Salisbury, 22. März 2018. Foto: GEOFF CADDICK/AFP/Getty Images

Am 31. März stellte Russland bereits 14 Fragen an London

Der Pressesprecher der russischen Botschaft in Großbritannien stellte am 31. März 2018 weitere Fragen an das Vereinigte Königreich bezüglich der Salisbury-Vergiftung. Über Antworten wurde noch nichts bekannt. Sie lauten:

1) Warum wurde Russland der konsularische Zugang zu den beiden russischen Staatsangehörigen Sergei und Julia Skripal verweigert, die auf dem britischen Territorium Opfer von Verbrechen geworden sind?

2) Welche spezifischen Gegenmittel wurden Herrn und Frau Skripal verabreicht und in welcher Form? Wie konnte dieses Gegenmittel dem medizinischen Personal vor Ort zur Verfügung gestellt werden?

3) Aus welchen Gründen war Frankreich an der technischen Zusammenarbeit bei der Untersuchung eines Vorfalls beteiligt, bei dem russische Staatsangehörige betroffen waren?

4) Hat das Vereinigte Königreich die OPCW über die Beteiligung Frankreichs an der Untersuchung informiert?

5) Wie relevant ist Frankreich für den Vorfall mit zwei russischen Staatsangehörigen im Vereinigten Königreich?

6) Welche britischen Regeln erlauben es einem ausländischen Staat, sich an einer inländischen Ermittlung zu beteiligen?

7) Welche Beweise wurden an Frankreich zum Zweck einer Prüfung und/oder für eine französische Untersuchung weitergeleitet?

8) Waren französische Experten zugegen, als biologisches Material von Herrn und Frau Skripal genommen wurde?

9) Haben französische Experten biologisches Material von Herrn und Frau Skripal untersucht und in welchen Labors?

10) Besitzt das Vereinigte Königreich die Ergebnisse der französischen Untersuchung?

11) Sind die Ergebnisse der französischen Untersuchung an das Technische Sekretariat der OPCW weitergeleitet worden?

12) Aufgrund welcher Merkmale („Marker“) wurde festgestellt, dass die in Salisbury verwendete Substanz „aus Russland stammt“?

13) Besitzt das Vereinigte Königreich Referenzproben der militärischen Giftstoffe, die von britischen Offiziellen als „Novichok“ bezeichnet werden?

14) Wurde der von britischen Offiziellen als „Novichok“ bezeichnete Stoff in Großbritannien erforscht, entwickelt oder hergestellt?

(afp/ks)

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