„Möge Gott uns beistehen“: Zivilisten unter Beschuss zu beiden Seiten der Grenze in Afrin

Die syrischen Kurden in der Region Afrin leben seit Beginn des türkischen Militäreinsatzes "Olivenzweig" in ständiger Angst vor Raketen und Bomben, während auch auf der türkischen Seite der Grenze die Einwohner Angriffe aus der Luft fürchten.
Titelbild
Krieg in Arfin.Foto: AHMAD SHAFIA BILAL/AFP/Getty Images
Epoch Times26. Januar 2018

Sie mögen auf unterschiedlichen Seiten des Konflikts stehen, doch in der Angst vor Luftangriffen sind sie vereint. Die syrischen Kurden in der Region Afrin leben seit Beginn des türkischen Militäreinsatzes „Olivenzweig“ in ständiger Angst vor Raketen und Bomben, während auch auf der türkischen Seite der Grenze die Einwohner Angriffe aus der Luft fürchten.

Erst am Mittwochabend wurden in der türkischen Grenzstadt Kilis zwei Menschen beim Einschlag einer Rakete getötet. „Ich bin aus dem Bett gesprungen und aus dem Haus gerannt. Wir hatten solche Angst“, berichtet Alaaddin, der direkt neben der Moschee lebt, die von der Rakete getroffen wurde. Ebenso wie die weiter westlich gelegene Grenzstadt Reyhanli wird Kilis seit Monaten immer wieder von Geschossen aus Nordsyrien getroffen. Laut der türkischen Regierung gab es im vergangenen Jahr 700 Angriffe von der Region Afrin aus auf türkisches Gebiet.

„Wir dachten, die Welt stürzt über uns zusammen“, berichtet Cuma Kilicioglu von dem Moment, als am Dienstagabend eine Rakete ihr dreistöckiges Wohnhaus in Kilis traf. Seine Ehefrau Fevziye sagt, sie hätten gerade im Fernsehen Bilder eines Raketenangriffs aus Syrien gesehen, als der Einschlag erfolgte. „Wir dachten, uns könnte das niemals passieren. Gerade in diesem Moment hat es uns getroffen“, sagt Fevziye.

Die Türkei macht die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) für die Angriffe verantwortlich. Ankara sieht die Präsenz der Gruppe an ihrer Grenze wegen ihrer engen Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Bedrohung. Die kurdische Gesandte Sinam Mohammed versicherte bei einem Besuch in Washington aber, dass „nicht ein Schuss“ aus Afrin auf die Türkei abgefeuert worden sei.

Jedes Mal, wenn eine Rakete in der Türkei einschlägt, verstärkt die türkische Armee ihren Artilleriebeschuss von Afrin. Seit Beginn ihrer Offensive am Samstag leben die Einwohner der Region mit dem Lärm von Kampfflugzeugen. Bei einem der Luftangriffe wurden das Haus und der Traktor von Abu Dschiwan in dem Dorf Dschandarais schwer beschädigt. „Möge Gott uns beistehen“, sagt der 70-Jährige.

Solange er lebe, werde er dort bleiben, sagt der alte Mann, der um den Hals den traditionellen rot-weißen Schal der Kurden trägt. Allerdings kann er auch gar nicht fort. „Alle Straßen sind abgeschnitten, wir haben weder ein Auto noch Sprit“, sagt er. Die Tankstelle im Ort ist außer Betrieb und die Straßen sind mit Trümmern übersät.

Die meisten Einwohner von Dschandarais haben in anderen Orten von Afrin Zuflucht gesucht. Laut der UNO wurden schon 5000 Menschen durch die Offensive in die Flucht getrieben. Die Kurden werfen der Türkei vor, sie aus Afrin verdrängen zu wollen. Ankara bezichtigt die YPG wiederum, nicht-kurdische Gruppen vertrieben zu haben. Mit der Offensive soll einem Teil der syrischen Flüchtlinge in der Türkei die Rückkehr ermöglicht werden.

Für die Einwohner von Afrin hat der Militäreinsatz einen hohen Preis. Zwar versichert Ankara, nur „Terroristen“ ins Visier zu nehmen, doch laut der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden schon 30 Zivilisten getötet. Für die Türkei ist die YPG der syrische Ableger der PKK und damit eine Terrororganisation. Die YPG bestreitet dies, macht aber aus der Nähe zur PKK keinen Hehl.

Auch am Eingang von Dschandarais hängen Bilder des PKK-Gründers Abdullah Öcalan. Die verbliebenen Einwohner geben sich kämpferisch: „Solange wir leben, gehört dieses Land uns. Wir werden nicht gehen“, sagt ein Händler. Am Dienstag haben die kurdischen Behörden eine „Generalmobilmachung“ erklärt und alle „Kinder unseres Volkes“ zu den Waffen gerufen, um Afrin zu verteidigen. (afp)



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