Die Hysterie um das Klima

Meteorologe Klein ermahnt zu verantwortungsvollerem Umgang in punkto Klimawandel
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Michael Klein vom Bonner Wetternachrichten-Dienstleister "Donnerwetter" (Matthias Kehrein/ETD)
Epoch Times12. November 2007

Bei jedem stärkeren Naturereignis fragt man sich: ist das der Klimawandel? Für die meisten scheint die Beweislage sonnenklar: der Mensch und das CO2 & Co sind dafür verantwortlich. Der Meteorologe Michael Klein vom Wetternachrichten-Dienstleister Donnerwetter.de möchte zu einer differenzierteren Betrachtungsweise anregen. Schließlich ziehen Prognosen bezüglich der Klimaentwicklung gewichtige Entscheidungen nach sich. Wie muss beispielsweise das Land verändert werden, wie die Wirtschaft? „Für den Normalbürger in der Öffentlichkeit entsteht der Eindruck: Es sagt jeder Experte das Gleiche“, so Klein. Es könne aber niemand mit Sicherheit wissen, ob etwa eine weitere Temperaturerhöhung tatsächlich zu einem Ansteigen des Meeresspiegels führen wird und in welcher Höhe. Es gibt weltweit nur wenige Klimaexperten, die den Zusammenhang CO2-Entwicklung in der Atmosphäre und Temperaturanstieg untersuchen und auch sie kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.

ETD: Sie schreiben in einem Artikel: „Seit der Veröffentlichung des Klimaberichtes der UN im Februar 2007 gibt es in Deutschland eine fast schon als hysterisch zu bezeichnende Diskussion um den Treibhauseffekt.“ Können Sie diese Hysterie beschreiben?

Wenn Sie die letzten Monate verfolgt haben, seit der Veröffentlichung des Klimaberichtes im Februar, ist das plötzlich ein Thema in allen Medien. Vorher ist es immer mal ein bisschen aufgetaucht aber plötzlich wurde es ein richtiges Modethema. Jetzt ist es so, dass jeder Politiker etwas dazu sagt, auch Leute, die thematisch gar nichts damit zu tun haben und es wird auch jeder dazu befragt.

Das andere ist, dass alles mit dem Klimawandel in Zusammenhang gebracht wird. Wenn es irgendwo mal ein Gewitter gab, ein stärkeres, kommt sofort wieder die Frage auf: hat das etwas mit dem Klimawandel zu tun? Es gipfelte darin, dass ich irgendwann im Sommer von einem Journalisten gefragt wurde: also Gewitter seien ja viel häufiger gewesen und Hagel habe es doch im Sommer früher auch nicht gegeben. Hagel kann bei jedem stärkeren Gewitter vorkommen. Das ist völlig normal. Inzwischen glaubt jeder alles ist in einer Verrücktheit.

ETD: Welche Auswirkungen hat diese Sichtweise?

An dieser Geschichte ist gefährlich, dass von den Prognosen des Klimawandels sehr sehr wichtige Entscheidungen abhängen. Also wie verändert man das Land, wie verändert man die Wirtschaft und wie verändert man die Welt? Gerade hier in Deutschland ist es dann so gewesen, dass kritische Stimmen überhaupt nicht mehr zu Gehör kamen. Wenn jemand sagt, dass er nicht so sicher ist mit seiner Prognose, dass vielleicht alles auch ganz anders kommen kann; vielleicht wird es einen nicht ganz so extremen Anstieg des Meeresspiegels geben, vielleicht gibt es weniger Auswirkungen. Der wird sofort tot geredet und auch richtig angegriffen, das haben wir auch erlebt.

ETD: Inwiefern?

Zum Beispiel, dass solche Meinungen als unwissenschaftlich dargestellt werden, als Verharmlosung, dass alles Scharlatanerie ist. Wir haben erlebt, dass aus einem langen, ausgewogenen Interview für einen Nachrichtenbeitrag des WDR-Fernsehens nur ein kurzes Statement verwendet wurde, in dem wir darstellen, dass eine Erwärmung für Deutschland auch positive Aspekte hätte. Direkt anschließend wurden Bilder von verdörrten Böden und sintflutartigen Regenfällen gezeigt und durch den gesprochenen Text des Redakteurs so dargestellt, dass ja alles ganz anders kommen werde. Der Journalist hat also entschieden, dass unsere Ansicht definitiv falsch ist. Zur Untermauerung kamen dann noch zwei Statements von Klimakatastrophen-Warnern. Da wird der BUND-Sprecher durch die redaktionelle Einordnung zum Klimaexperten.

ETD: Wer verbreitet die gängige Darstellung und warum?

Bei denen, die das Katastrophenszenario Klimawandel vor sich hertragen, gibt es einen breiten Schulterschluss. Nicht in Form einer Verschwörung, sondern gemeinsame Interessen verbinden einfach. Auf der einen Seite sind das Umweltverbände, die natürlich für den Umweltschutz eintreten und den Klimawandel als große Bedrohung ansehen. Andererseits zum Beispiel die Versicherungen, die auch nicht faul darin sind, immer wieder neue Pressemitteilungen heraus zu geben, in denen sie steigende Schadenszahlen angeben. Das ist aber nicht unbedingt ein Indiz dafür, dass sich das Wetter verändert hat, weil sich auch die Versicherungsquoten geändert haben. Politiker sehen ein Feld zur Profilierung, Verbände und Verwaltungen entdecken neue Tätigkeitsfelder. Klimaforscher bekommen eine bisher nie gekannte Aufmerksamkeit, machen mit ihren Äußerungen Politik. Manche Forschungsprojekte werden erst finanziert, wenn sie einen Bezug zur Klimaerwärmung haben. Das Ergebnis ist, dass der Klimawandel nicht nur in aller Munde ist, sondern sich der Eindruck immer weiter verstärkt, dass „alle Experten“ einer Meinung sind und die Katastrophe auf jeden Fall droht.

ETD: Welche Ursachen sind für die Hysterie verantwortlich?

Psychologisch gesehen ist ein ganz wichtiger Grund, dass der Mensch Angst vor Veränderungen hat. – So wie wir es kennen ist alles immer gut. Und jede Veränderung bedeutet ja, dass man sich auf etwas Neues einstellen muss. Das ist, glaube ich, der ganz entscheidende Faktor im Hintergrund.

Ich denke, es gibt viele kleine Einzelinteressen. Dass der Schiliftbetreiber sagt, ‚oh, Vorsicht, Klimawandel‘, ist ganz klar. Ebenso, dass ein Bauer besorgt ist, der ein bestimmtes Getreide anbaut, das bei höheren Temperaturen nicht mehr existieren kann. Die Versicherungen haben ein Interesse, gewisse Katastrophenszenarien zu prophezeien, um mehr Versicherungsabschlüsse tätigen zu können. Es sind verschiedene kleine Interessen, kleine Gruppen, die alle für sich genommen dieses Katastrophenszenario vorantreiben.

Für die Medien ist der Klimawandel ein packendes Thema, weil über das Wetter sowieso jeder spricht, jeder ein eigenes Erleben hat. Die Menschen interessieren sich dafür. Das Katastrophenszenario lässt sich zudem gut bebildern: Abbrechende Eisberge, grüne Skipisten, verdörrende Böden zeichnen ein dramatisches Bild.

Durch die Massierung in den Medien, weil es aus allen Ecken kommt, bekommt es durch Wiederholung eine Richtigkeit

Dazu kommen dann noch viele Randthemen, die erst durch einen Bezug zum Klimawandel eine Chance haben, Aufmerksamkeit zu bekommen: Die Abholzung der Regenwälder ist aus Umweltgesichtspunkten mit Sicherheit ein Thema. Doch das interessiert keinen mehr. Erst mit dem Hinweis auf den Klimawandel berichten die Medien wieder. „Baudenkmäler werden durch den Klimawandel zerstört“ habe ich letztens noch gelesen. Ohne das Wort Klima wäre die Meldung wahrscheinlich gar nicht in die Zeitung gekommen.

Kaum einer weiß, dass nur wenige Wissenschaftler damit beschäftigt sind, die Auswirkungen des Klimawandels zu studieren. Das sind eine Handvoll Menschen weltweit. Aber für den Normalbürger ist der Eindruck: es sagt jeder Experte das Gleiche. Und ein Experte ist dann plötzlich auch ein Sprecher einer lokalen Umweltgruppe in Bad Hintertupfingen.

ETD: Welche Themen sind denn in aller Munde?

Es wird eine zunehmende Anzahl von Hitzetoden prognostiziert. Bei der diesjährigen Hitzewelle im Mittelmeerraum sagte man sofort, eine solche Hitzewelle habe es noch nie gegeben. – Es gibt fast in jedem Sommer eine Hitzewelle im Mittelmeerraum, auch mit Toten. Das hat es schon immer gegeben. Es wird auch für Deutschland prognostiziert, dass es immer mehr Hitzewellen geben wird und dadurch immer mehr Tote, was durchaus auch richtig ist.

Nur, dass es mildere Winter geben wird, und die Todeszahlen in kalten Wintern wesentlich höher sind, als in heißen Sommern, wird dabei verschwiegen. Im Gegenteil haben unsere Untersuchungen ergeben, dass sich der Zeitraum, in dem für den Menschen angenehme Temperaturen herrschen (tagsüber zwischen 18 und 25 Grad), wesentlich ausdehnen wird.

Ein anderes Thema ist der Wintersport. Es wird diskutiert, dass man in den Alpen den Wintersport langsam zurück fahren müsse, dass Lifte auf niedrigeren Höhen in den nächsten Jahren wahrscheinlich schließen werden, weil sich die Schneefallgrenze nach oben verschiebt. Dass aber andererseits der Tourismus an Nord- und Ostsee aufleben wird, weil die Menschen lieber an der heimischen Küste Urlaub machen, das war in den vergangenen Sommern schon ein deutlicher Effekt.

ETD: Sie haben gesagt, dass eine kritische Haltung gegenüber der momentan üblichen Haltung bekämpft wird. Nehmen sie diese kritische Haltung auch ein, wenn Sie im Radio Wetternachrichten sprechen?

Teilweise. Wir sind relativ vorsichtig dabei, weil wir nicht die Experten sind, die zum Beispiel den Zusammenhang CO2 – Temperaturanstieg untersuchen können. In sofern müssen wir uns darauf verlassen, dass die wirklichen Koryphäen das richtig untersucht haben. Es gibt auch einige renommierte Experten: Professoren, Wissenschaftler, Meteorologen, Klimaforscher, die sich seit Jahrzehnten damit beschäftigen und sagen: nein, das hat keinen Einfluss. So ist nun mal Wissenschaft aufgebaut. Diese Geschichten müssen ausdiskutiert werden. Wir sind im Prinzip in diesem Punkt nur Zuschauer mit gewissen Fachkenntnissen, aber wir können es nicht überprüfen. Insofern versuchen wir jetzt in den Medien auch immer eine vorsichtige Haltung zu transportieren und in den Bereichen, in denen wir gewisse Erkenntnisse haben, diese dann anzubringen.

ETD: Welche Erkenntnisse beispielsweise?

Dass wir in Deutschland in den vergangenen zehn bis 15 Jahren einen deutlichen Anstieg der Temperaturen hatten, ist unbestreitbar. Da würde ich auch sagen, ja das ist Klimawandel. Wahrscheinlich auch vom Menschen gemacht, denn mit Sicherheit können wir das nicht sagen. Das Interessante ist, dass im gleichen Zeitraum in Deutschland die Stürme abgenommen haben. Es gibt weniger Orkane, weniger Tage mit Windgeschwindigkeiten über Windstärke acht. Das hat deutlich abgenommen, ganz massiv.

Aber aus der öffentlichen Wahrnehmung heraus wird jeder sagen, um Himmels Willen, es haben die Stürme weiter zugenommen. Das ist auch das, was viele Klimaforscher sagen: Stürme werden stärker werden. Es gibt bloß dummerweise dafür in den vergangenen Jahren trotz der Erwärmung keine Anhaltspunkte in Deutschland.

ETD: Wie sehen Sie angesichts der momentanen Situation die Verleihung des Friedensnobelpreises an Al Gore und die IPCC?

Ein bisschen schwierig. Es ist durchaus eine Leistung, dass über das Klima nachgedacht wird, dass auch weltweit wachgerüttelt wird, dass man nicht alles hinnimmt, was die Industrie macht, dass man auch durchaus etwas einschränkt, das finde ich schon eine Leistung. Und das hat Al Gore mit seinem Film und mit seiner Arbeit geschafft.

Das Andere ist: gerade die Anhängerschaft um Al Gore hat fast schon sektenähnliche Züge. Zum Beispiel wird ihre Meinung mit missionarischem Eifer verbreitet und eine wissenschaftliche Diskussion findet gar nicht mehr statt, sondern die sind der Überzeugung: der Klimawandel ist vom Menschen gemacht, es wird katastrophal werden, es wird katastrophale Auswirkungen auf die Welt und auf die Menschheit haben und andere Meinungen werden gar nicht mehr zugelassen. Es gibt auch Äußerungen von Anhängern, die, wenn jemand mit einer anderen Meinung kommt, fordern: redet sie platt, lasst diese Meinungen nicht zu. Das hat nichts mehr mit Wissenschaft zu tun und mit Demokratie.

Niemand kann mit Sicherheit sagen, dass die Temperaturen weiter ansteigen. Und dann ist es einfach eine Glaubensfrage

ETD: In seinem Film „Eine unbequeme Wahrheit“ wird ein sehr dramatisches Bild gezeichnet und er ruft dazu auf, zur Einsicht zu gelangen und die eigene Lebensweise zu ändern. Ist das nötig?

Ich glaube schon, dass wir weltweit betrachtet uns Gedanken darüber machen sollten, wie wir mit Energie umgehen, wie wir mit fossilen Brennstoffen umgehen, mit Abrodungen der großen Wälder. Da muss es auch Anstrengungen geben und da kann auch jeder persönlich etwas tun.

ETD: Würden Sie so weit gehen zu sagen, dass die „Umweltschutzbewegung eine Religion ist, die versucht, die Weltordnung und das Wertsystem neu zu gestalten“, das hat der tschechische Präsident Václav Klaus so gesagt.

So ein paar Parallelen gibt es schon. Es motiviert natürlich, sich selbst zu einer Gruppe zu zählen, sich als Retter der Welt zu sehen, Das hat sicherlich etwas Missionarisches. Was den Klimawandel angeht müssen wir festhalten, dass das Prognosen in die Zukunft sind. Keiner weiß, ob in hundert Jahren tatsächlich der Meeresspiegel um einen Meter, um zwei Meter oder vielleicht nur um zwanzig Zentimeter ansteigt. Die Umweltverbände erzeugen immer wieder eine gewisse Stimmung und tragen das Thema in einer Richtung weiter, die nicht angemessen ist. Wenn man sich überlegt, dass man sehr rationale Entscheidungen treffen muss, denn es geht wirklich um Existenzen. Insofern warne ich davor Entscheidungen zu treffen, die auf Anschauungen basieren, weil wir sehr konkrete Auswirkungen auf unsere Zukunft haben.

Herr Klein, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Die Fragen stellte Matthias Kehrein



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