Vater und Sohn haben Anschlag verübt
Zahl der Toten auf 16 gestiegen - Reaktionen auf Terroranschlag in Sydney
Während Familien das jüdische Lichterfest feiern, eröffnen ein 50-Jähriger und sein 24 Jahre alter Sohn am beliebten Bondi Beach in Sydney das Feuer auf Passanten. Die Zahl der Todesopfer steigt weiter. Der Anschlag löst weltweit Entsetzen aus.

Polizeifahrzeuge sind nach der Schießerei am Bondi Beach in Sydney am 14. Dezember 2025.
Foto: David Gray/AFP via Getty Images
Nach dem Terroranschlag auf ein jüdisches Fest in der australischen Metropole Sydney gibt die Polizei die Zahl der Toten nun mit 16 an. Mehr als 40 Menschen seien weiterhin im Krankenhaus, teilte die Polizei von New South Wales auf der Plattform X mit. Auch einer der Angreifer ist früheren Angaben zufolge unter den Toten.
Nach dem Anschlag hat die Polizei die beiden Tatverdächtigen identifiziert. Es handele sich um einen 50-Jährigen und seinen 24 Jahre alten Sohn, teilte die Polizei im Bundesstaat New South Wales am Montagmorgen (Ortszeit) mit. Der 50-Jährige sei von Polizisten erschossen worden, sein Sohn werde im Krankenhaus behandelt. Nach weiteren Tatverdächtigen werde nicht gesucht.
Der australische Sender ABC berichtete, bei einem der mutmaßlichen Angreifer handele es sich um Naveed Akram. Er stamme aus Bonnyrigg, einem Vorort von Sydney. Die Polizei durchsuchte Berichten zufolge zufolge Akrams Haus.
Die beiden Täter hatten offiziellen Angaben zufolge am Sonntagabend (Ortszeit) am beliebten Strand Bondi Beach das Feuer eröffnet. Mehr als 1.000 Menschen waren nach Angaben der Polizei zu dieser Zeit vor Ort. Viele Familien versammelten sich dort, um Chanukka zu feiern. Das achttägige Lichterfest begann an diesem Tag. In einem Auto, das in Verbindung zum getöteten Angreifer stehen soll, wurden Polizeiangaben zufolge außerdem improvisierte Sprengsätze gefunden.
Täter habe zuvor keine konkrete Bedrohung dargestellt
Auf die Frage, ob die Schützen den Behörden vor der Tat bekannt gewesen seien, teilte die Polizei mit, zu einem der Täter lägen wenige Informationen vor. Die Person sei den Behörden zwar bekannt gewesen, habe nach ersten Erkenntnissen jedoch keine konkrete Bedrohung dargestellt. Die Ermittlungen dazu dauerten an.
Staats- und Regierungschefs weltweit bekundeten ihre Anteilnahme. Israel warf der australischen Regierung vor, zu wenig gegen Antisemitismus zu tun und mit ihrer Politik Judenhass ermutigt zu haben.
Heldentat auf Social Media
Videos in den sozialen Medien zeigen dramatische Szenen am Tatort. Eines zeigt einen Schützen, der von einer nahegelegenen Brücke aus feuert. Zu sehen sind auf den Videos auch Menschen, die panisch vom Tatort fliehen.
In einem anderen Video ist ein Passant zu sehen, der während des Anschlags einen der zwei Schützen überrascht und entwaffnet. Der Mann springt dem Angreifer zunächst von hinten auf den Rücken. Nach einem kurzen Gerangel nimmt er ihm das Gewehr ab. Der mutmaßliche Täter, der zuvor noch um sich geschossen hatte, entkommt hinkend. In australischen Medien wird der Passant als „Held“ gefeiert.
Reaktionen von Trump, Guterres, Merz
Die australischen Behörden stuften den Angriff am berühmten Bondi Beach als antisemitischen „Terrorangriff“ ein. Auch international löste der Angriff Entsetzen aus. US-Präsident Donald Trump verurteilte ihn als „rein antisemitischen Anschlag“.
US-Präsident Trump verurteilte den Angriff scharf. „Das war ein furchtbarer Anschlag“, sagte er am Sonntag bei einer Weihnachtsfeier im Weißen Haus. „Und es war ganz offensichtlich ein antisemitischer Anschlag.“
Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zeigte sich bestürzt. „Der antisemitische Anschlag am Bondi Beach zu Chanukka lässt mich fassungslos zurück“, schrieb der Kanzler auf X. „Dies ist ein Angriff auf unsere gemeinsamen Werte. Diesem Antisemitismus müssen wir Einhalt gebieten – hier in Deutschland und weltweit.“
Der britische Premierminister Keir Starmer sprach von einem „widerlichen antisemitischen Terroranschlag“. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf X: „Europa steht Australien und der jüdischen Gemeinschaft überall bei. Wir stehen gemeinsam gegen Gewalt, Antisemitismus und Hass ein.“
Die palästinensische Autonomiebehörde erklärte, sie lehne „jede Form von Gewalt, Terrorismus und Extremismus entschieden ab, die im Widerspruch zu humanitären Werten stehen“.
UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich bei X „entsetzt“ über den „abscheulichen tödlichen Angriff“. „Mein Herz ist an diesem ersten Tag von Chanukka, einem Fest, das das Wunder des Friedens und des Lichts feiert, das die Dunkelheit besiegt, bei der jüdischen Gemeinschaft weltweit.“
„Antisemitismus verbreitet sich, wenn Politiker schweigen“
Israels Außenminister Gideon Saar forderte Australien indes auf, gegen den „Anstieg des Antisemitismus“ in dem Land vorzugehen, der seit dem Hamas-Großangriff auf Israel vom 7. Oktober 2023 zu beobachten sei. In einem Telefonat mit seiner australischen Kollegin Penny Wong habe er gefordert, dass die australische Regierung entschlossen gegen „antisemitischen Parolen“ vorgehen müsse, schrieb Saar auf X.
Ähnlich äußerte sich Israels Staatschef Isaac Herzog. Auch er sprach bei einer Rede am Sonntag von einer „enormen Welle des Antisemitismus in der australischen Gesellschaft“.
Israels Regierungschef Netanjahu erinnerte in diesem Zusammenhang an einen Brief, den er Albanese im August geschrieben habe. Darin habe er ihn davor gewarnt, dass seine Politik „Öl ins Feuer des Antisemitismus gießt“, sagte Netanjahu bei einer im Fernsehen übertragenen Rede am Sonntag. „Antisemitismus verbreitet sich, wenn Politiker schweigen“, fügte er hinzu.
Der Leiter des Verbands der australischen Juden, Robert Gregory, machte seiner Regierung ebenfalls schwere Vorwürfe. Der Angriff von Bondi Beach sei eine „absolut vorhersehbare“ Tragödie gewesen. „Die Albanese-Regierung wurde so oft gewarnt, hat aber nie angemessene Schritte unternommen, um die jüdische Gemeinschaft zu schützen“, sagte Gregory der Nachrichtenagentur AFP.
Seit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg wurde Australien immer wieder von antisemitischer Gewalt erschüttert. Unter anderem wurde im Oktober 2024 ein Brandanschlag auf ein koscheres Café in Sydneys Vorort Bondi verübt, vor einem Jahr wurde eine Synagoge in Melbourne Ziel eines Brandanschlags. Canberra beschuldigte in beiden Fällen den Iran, dafür verantwortlich zu sein. Teheran wies die Anschuldigungen zurück. (dpa/afp/red)
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