Australien berät über schärferes Waffengesetz - Anschlag von Vater und Sohn verübt
Die Angreifer in Australien waren Vater und Sohn – und es scheint Verbindungen zur Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu geben. Die Flaggen hängen auf Halbmast, der Strand bleibt heute geschlossen. Australiens Premier schlägt eine Verschärfung der Waffengesetze vor. Hier der aktuelle Stand.
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Besucher des Bondi Pavilion legen am 15. Dezember 2025 in Sydney, Australien, Blumen nieder.
Nach dem Anschlag auf eine jüdische Feier am berühmten Bondi Beach in Sydney hat die australische Polizei die beiden Tatverdächtigen identifiziert.
Es handele sich um einen 50 Jahre alten Vater und seinen 24 Jahre alten Sohn, teilte die Polizei im Bundesstaat New South Wales am Montag mit. Der Vater wurde von Polizisten erschossen, der Sohn liegt schwer verletzt im Krankenhaus.
Die beiden Angreifer hatten am 14. Dezember am Bondi Beach um sich geschossen, wo mehr als 1.000 Menschen das jüdische Lichterfest Chanukka feierten. Sie töteten 15 Menschen, darunter ein zehn Jahre altes Mädchen. 42 Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt, darunter zwei Polizisten. Fünf Verletzte schwebten der Polizei zufolge noch in Lebensgefahr.
Die australischen Behörden stuften die Attacke als antisemitischen „Terrorangriff“ ein.
Besucher des Bondi Pavilion in der Nähe des Strandes hängen am 15. Dezember 2025 in Sydney, Australien, eine israelische Nationalflagge an das Tor.
Foto: George Chan/Getty Images
Rabbiner, Ukrainer und Franzose unter den Opfern
Auch die jüdische Gemeinde trauerte um die Opfer des Anschlags, unter denen sich der 41-jähriger Rabbiner Eli Schlanger befand, der die Feier zum jüdischen Lichterfest mitorganisiert hatte. „Er war ein Mensch, der jeden Tag mit der einfachen Mission aufstand, Gutes zu tun“, erklärte der Exekutivrat australischer Juden.
Auch ein aus der Ukraine stammender Holocaust-Überlebender, Alex Kleytman, befinde sich unter den tödlich Getroffenen. „Er starb, als er sie (seine Frau Larissa) vor den Kugeln des Schützen schützte“, teilte eine Organisation chassidischer Juden mit.
Unter den Todesopfern befand sich nach Angaben des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zudem ein französischer Staatsbürger. „Mit tiefer Trauer habe ich vom Tod unseres Landsmannes Dan Elkayam bei dem antisemitischen Terroranschlag in Sydney erfahren“, schrieb Macron.
Zahlreiche Menschen legen am Tatort Blumen nieder.
Foto: Mark Baker/AAP/dpa
Albanese: Die Waffengesetze verschärfen
Premierminister Albanese sprach bei einem Besuch am Anschlagsort von einem „Akt des puren Bösen, einem Akt des Antisemitismus, einem Terrorakt“, der ausgerechnet den berühmten Bondi Beach getroffen habe, einen Ort, der „mit Freude, Familientreffen und Feiern verbunden ist“.
Die australische Regierung erwägt nun eine Verschärfung der Waffengesetze. Er werde eine Begrenzung der Anzahl der Waffen sowie eine Überprüfung bestehender Lizenzen vorschlagen, kündigte Premierminister Anthony Albanese an.
„Die Lebensumstände von Menschen können sich ändern. Menschen können im Laufe der Zeit radikalisiert werden. Lizenzen sollten nicht auf Dauer erteilt werden“, sagte Albanese.
Die Verantwortlichen bei Polizei und Staatsanwaltschaft seien aufgefordert worden, Optionen auszuarbeiten, sagte Albanese nach einer Dringlichkeitssitzung seines Kabinetts. Konkrete Reformen seien nicht beschlossen worden, berichteten australische Medien.
Geprüft werden sollen demnach ein Verbot von Waffen, die mit 3D-Druckern hergestellt werden können, sowie eine Beschränkung der Anzahl an Schusswaffen, die ein Bürger besitzen darf. Außerdem sei mit den Regierungschefs der Bundesstaaten besprochen worden, den Import von Waffen einzuschränken und Waffenlizenzen nur an australische Staatsbürger zu vergeben.
Premier Albanese kündigt Beratungen über eine Verschärfung der Waffengesetze an.
Foto: Dean Lewins/AAP/AP/dpa
Kritik an der Regierung
„Wir haben einen klaren Mangel an Führungsstärke beim Schutz jüdischer Australier gesehen“, kritisierte Oppositionsführerin Sussan Ley. Sie sagte weiter: „Wir haben eine Regierung, die Antisemitismus als ein Problem betrachtet, das gemanagt werden muss, und nicht als ein Übel, das ausgerottet werden muss“.
Auch die jüdische Organisation Australian Jewish Association erhob auf X schwere Vorwürfe: „Wie oft haben wir die Regierung gewarnt? Kein einziges Mal hatten wir das Gefühl, dass sie zugehört hat.“
Premierminister Albanese wiederum sagte: „In unserem Land ist kein Platz für diesen Hass, diese Gewalt und diesen Terrorismus“. Ein Angriff auf jüdische Australier sei „ein Angriff auf alle Australier“.
Er rief seine Landsleute auf, als Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinde zu Hause eine Kerze zu entzünden. „Wir sind stärker als die Feiglinge, die dies getan haben“, sagte er.
Menschen versammeln sich einen Tag nach einer Schießerei am Bondi Beach in Sydney.
Foto: Mark Baker/AP/dpa
Flaggen auf Halbmast
Albanese lehnte es vor der Presse ab, direkt auf Äußerungen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu reagieren, der Australien vorgeworfen hatte, es habe nicht entschlossen gegen Antisemitismus gekämpft. „Dies ist ein Moment der nationalen Einheit“, sagte Albanese. „Dies ist ein Moment, in dem die Australier zusammenkommen müssen. Genau das werden wir tun“.
Der Premierminister legte am Bondi Pavilon an dem beliebten Strand Bondi Beach in Sydney Blumen nieder und gedachte der Opfer. Die Flaggen im ganzen Land wurden auf Halbmast gesetzt. Zahlreiche Menschen spendeten Blut für die Verletzten.
Australien und andere Staaten hatten in diesem Jahr unter dem Eindruck des verheerenden Gaza-Kriegs einen Staat Palästina formell anerkannt. Netanjahu warf Albanese vor, damit „Öl ins antisemitische Feuer“ gegossen zu haben.
Die Ermittlungen laufen nach Angaben der Polizei auf Hochtouren. „Wir wollen der Sache auf den Grund gehen. Wir wollen die Motive verstehen. Und wir wollen natürlich auch die Geschehnisse verstehen“, sagte der Polizeichef von New South Wales, Mal Lanyon, auf einer Pressekonferenz.
Die Polizei durchsuchte inzwischen zwei Häuser in Sydney, in denen die beiden Attentäter gewohnt haben sollen. Der Chef der Polizei von New South Wales, Mal Lanyon, erklärte, dass der 50-jährige Vater Mitglied in einem Jagdverein gewesen sei. Er habe über eine Waffenbesitzkarte verfügt, weswegen er Langwaffen besitzen durfte. Er besaß sechs registrierte Schusswaffen, die er offenbar alle bei dem Anschlag benutzte.
Albanese bestätigte, dass der australische Inlandsgeheimdienst den Sohn vor sechs Jahren wegen Verbindungen zu einer in Sydney ansässigen Zelle der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) überprüft hatte.
Er soll laut dem Rundfunksender ABC in engem Kontakt zu einem IS-Kämpfer gestanden haben, der 2019 verhaftet und in Australien wegen der Vorbereitung einer terroristischen Straftat verurteilt worden war.
Anti-Terror-Ermittler gehen demnach davon aus, dass Vater und Sohn dem IS einen Treueschwur leisteten. Örtliche Medienberichte, wonach in einem Auto der Angreifer auch zwei IS-Flaggen gefunden wurden, bestätigte die Polizei mit Verweis auf laufende Ermittlungen nicht.
Persönliche Gegenstände, die am 15. Dezember 2025 am Bondi Beach in Sydney, Australien, am Tatort der Schießerei zurückgelassen wurden.
Foto: George Chan/Getty Images
Für Aufsehen sorgte in Australien das mutige Eingreifen eines Passanten. Auf Videos in Onlinenetzwerken ist zu sehen, wie der unbewaffnete Zivilist einen der beiden Angreifer von hinten umklammert und ihm sein Gewehr entreißt.
Australiens Premierminister Albanese feierte ihn als „Helden“, auch US-Präsident Donald Trump sprach ihm seinen „großen Respekt“ aus. (afp/dpa/ks)
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