Drei Kernkraftwerke werden bis Jahresende abgeschaltet

Bis Ende des Jahres werden die drei Kernkraftwerke Gundremmingen, Grohnde und Brokdorf abgeschaltet. Sie werden nicht zeitgleich durch alternative Energie ersetzt. Was könnte die Bundesregierung gegen den absehbaren Energiemangel tun? Energieexperten nähern sich dieser Frage in einer Veranstaltung am 19. Oktober an. Wir berichten live vor Ort ab 11.00 Uhr.
Von 19. Oktober 2021

Momentan werden Kraftwerkskapazitäten schneller abgebaut, als sie durch alternative Energie wie Solar, Wind und Wasserstoff ersetzt werden können. Vor der zukünftigen Bundesregierung steht daher die Frage, was sie gegen die immer weiter steigenden Energiepreise und den absehbaren Energiemangel tun will.

International gesehen setzt fast die ganze entwickelte Welt auf Kernenergie als kostengünstige Alternative zu Kohle und Erdgas – die zudem noch CO2-frei ist. Deutschland geht einen Sonderweg.

Bis Ende des Jahres werden die drei Kernkraftwerke Gundremmingen, Grohnde und Brokdorf abgeschaltet. Per Gesetz erlischt die Betriebsgenehmigung, die Betreiber haben sich darauf eingestellt und wollen keine Laufzeitverlängerung. Eine neue Brennstoffbeladung wäre nötig, was einen zweistelligen Millionenbetrag kostet, daher wurden keine neuen Brennstäbe bestellt.

Eine Verlängerung des Einsatzes von Atomkraft wäre nicht ganz einfach, wie Energieexperte Frank Hennig Epoch Times mitteilte. Das Personal wird ab dem 1. Januar 2022 anderswo eingesetzt, ein geringer Teil der Mitarbeiter verbleiben für den Abklingbetrieb und die Vorbereitungen zum Rückbau der KKW vor Ort. Die anderen seien für andere Konzernteile verplant oder gingen mit Abfindungen oder in den Ruhestand.

Diese Aktivitäten und auch die eventuelle Erklärung der KKW zu systemrelevanten Kraftwerken könnte buchstäblich nur mit Gewalt, also mit sehr viel Geld erzwungen werden.“

Empfehlungen an die Bundesregierung

Was bedacht werden sollte und was nicht, werden Energie- und Klimaexperten am 19. Oktober in Berlin der Öffentlichkeit vorstellen. Unabhängig von parteipolitischen Vorgaben erläutern Politiker von SPD, CDU und FDP, welche möglichen Auswege (Kernenergie, CCS-Technologie, CO2-Steuer) es gibt.

Mit dabei sind:

– Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Umweltsenator a.D., Hamburg (SPD)
– Prof. Dr. Wolfgang Merbach, Vorsitzender Seniorenunion Sachsen-Anhalt (CDU)
– Dr. Horst Rehberger, Wirtschaftsminister a.D., Saarbrücken (FDP)
– Dr. Uwe Schrader, Vorsitzender EnergieVernunft Mitteldeutschland e.V.
– Dipl.-Ing. Frank Hennig, Ingenieur für Kraftwerksanlagen und Energieumwandlung

– Dr.-Ing. Detlef Ahlborn, Vorstandsmitglied Vernunftkraft e.V.

„Ein WEITER SO in der Energie – und Klimapolitik Deutschlands wäre ein Irrweg“, erklären die Veranstalter EnergieVernunft Mitteldeutschland und die Bundesinitiative für vernünftige Energiepolitik, Vernunftkraft. „Denn die bisherigen Aktivitäten, Ankündigungen und Beschlüsse werden gravierende Folgen für die Bürgerinnen und Bürger und den Wirtschaftsstandort Deutschland haben, dem Weltklima aber in keiner Weise helfen.“

Die Energie- und Klimaexperten von SPD, CDU und FDP, Energiefachleute und Vertreter von Verbänden unterbreiten vor den Koalitionsverhandlungen 14 Vorschläge, die unverzichtbar seien, um künftig die Energieversorgung Deutschlands zu sichern. Die Maßnahmen der Experten basieren auf den Empfehlungen des IPCC.

Nur noch knapp jeder Zweite für den Atomausstieg

Die Parteien wollen an dem Ausstiegsbeschluss nicht rütteln, schreibt Gabor Steingard in „The Pioneer“. Vor allem, weil die Grünen der Anti-AKW-Bewegung „ihren Gründungsmythos verdanken“.

Es sei die womöglich größte Fehlentscheidung der deutschen Politik, aus der Atomenergie auszusteigen, so Steingart. Die von den KKW nicht mehr produzierte Energiemenge muss durch andere Energieträger aufgefangen werden. Nach dem vollendeten Atomausstieg wird Deutschland rund 70 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid zusätzlich ausstoßen. Zudem zahlt der Staat den Energiekonzernen 2,43 Milliarden Euro als Entschädigung.

Bei den Menschen im Land sinkt die Zustimmung für den Atomausstieg. Laut dem Meinungsforschungsinstitut Allensbach waren im Jahr 2012 noch 73 Prozent der Befragten für den Atomausstieg – 2021 sind es nur noch 56 Prozent.

Für einen Energiemix aus Erneuerbaren Energien und Kernenergie sprachen sich im Mai 2021, als die Umfrage erstellt wurde, selbst 28 Prozent der Grünen aus. Gleiches trifft auf 63 Prozent der FDP-Wähler zu. Bei CDU und CSU sahen 44 Prozent der Befragten den Wiedereinsatz von Kernenergie als ok an, bei der SPD sind es 49 Prozent, der AfD 46 Prozent und der Linken 40 Prozent. Strikt dagegen äußerten sich 53 Prozent der Grünen. Bei allen anderen Parteien lehnen ein Drittel bis zu einem Viertel der Befragten Kernenergie ab.



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