Golfstaaten und Chile günstiger: Europa auch bei Erneuerbaren nicht konkurrenzfähig

Europa muss aufgrund der hohen Energiepreise nicht nur ein Abwandern der Industrie fürchten. Die Golfstaaten oder Chile produzieren auch Ökostrom billiger.
Aus der Vogelperspektive wirkt das Solarthermie-Kraftwerk Cerro Dominador in der Atacama-Wüste wie ein Kunstwerk. Das Kraftwerk steht an einem der trockensten Orte mit der höchsten Sonneneinstrahlung der Erde.
Das Solarthermie-Kraftwerk Cerro Dominador in der Atacama-Wüste. Neben Chile werden auch die arabischen Golfstaaten in den kommenden Jahren in großen Anlagen günstigen Solarstrom produzieren.Foto: Lucas Aguayo Araos/dpa
Von 13. März 2023

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Nicht nur die deutlich günstigeren Energiepreise in den USA machen aus Sicht von immer mehr Produktionsunternehmen eine Standortverlagerung aus Europa attraktiver. Auch Lateinamerika und die Golfstaaten könnten sich schon bald zu einer übermächtigen Konkurrenz entwickeln. Grund dafür sind umfangreiche Investitionen in Solarparks, die inmitten der Wüste stehen – und Strom zu konkurrenzlos günstigen Preisen produzieren.

Kosten für Solarpaneele weiter im freien Fall

In Ländern mit hohem Wüstenanteil wie Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate, aber auch in Chiles Atacama-Wüste entstehen derzeit gigantische Solarkraftwerke. Der in den vergangenen Jahren zum Tragen gekommene Einbruch bei den Kosten für Solarpaneele und ausreichende Flächen machen es möglich.

Dies könnte nicht nur weitere energiereiche Produktionsunternehmen aus der Stahl- und Aluminiumwirtschaft aus Europa weglocken. Perspektivisch wäre es auch denkbar, dass die Golfstaaten oder Länder wie Chile europäischen Energieerzeugern auf eigenem Terrain Konkurrenz machen.

Solarstrom in den Golfstaaten bald für unter einem Cent zu haben?

Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet, wird das von der saudischen Regierung unterstützte Solarkraftwerk Al Shuaiba PV IP künftig Strom für 1,04 US-Cent pro Kilowattstunde verkaufen. Die Anlage am Roten Meer, 75 Kilometer südwestlich von Mekka, hat bereits jetzt eine Kapazität von 600 Megawatt. Sie wird nach den Plänen der Regierung in nächster Zeit noch deutlich ausgebaut.

Auch der Groß-Solarpark „Sudair“ nahe Riad gehört zu den Vorzeigeprojekten in der Golfmonarchie. Dort liegt der Kilowattstundenpreis bei 1,24 Cent. Um 2010 hatte er noch mehr als 30 Cent betragen. Perspektivisch will Saudi-Arabien sieben Großprojekte dieser Art in den kommenden Jahren betriebsbereit machen. Sie sollen am Ende 4,1 Gigawatt an Strom aus erneuerbaren Quellen produzieren.

Derzeit laufen die Ausschreibungen für deren Betrieb. Die Regierung sagt den Anbietern in spe zu, ihnen ein festgelegtes Quantum an Strom für die kommenden 25 Jahre abzunehmen. Dies gibt lange Planungssicherheit, senkt die Finanzierungskosten und hält den Strompreis niedrig. Rund um Mekka scheint über 3.860 Stunden pro Jahr die Sonne.

Strompreis in Europa beträgt ein Vielfaches

Einen Preis von weniger als einem Cent pro Kilowattstunde für Strom aus erneuerbaren Quellen strebt auch das Solarprojekt in der Atacama-Wüste von Chile an. Der Betreiber Sonnedix will allein mit diesem Projekt bereits garantieren, dass das Land bis 2040 seine Energieziele erreicht.

Auf 450 Hektar sollen etwa eine halbe Million ultrahocheffiziente Solarmodule und 38 Zentralwechselrichter die Anlage speisen. Eine 46,38 Kilometer lange 220-Kilovolt-Übertragungsleitung soll das dazugehörige Umspannwerk mit dem nationalen Stromnetz verbinden.

Die größten Photovoltaikkraftwerke in Europa können Strom einer aktuellen Untersuchung des Fraunhofer-Instituts bestenfalls für zwischen 3,1 und 5,7 US-Cent anbieten. Für Dachanlagen liegt der Preis zwischen 11 und 13 Cent. Der durchschnittliche Strompreis für Normalverbraucher liegt bei 36 Cent.

Golfstaaten wollen zum Großexporteur von E-Fuels und grünem Wasserstoff werden

Die arabischen Golfstaaten wollen unterdessen nicht nur Produktionsunternehmen für Investitionen gewinnen, die vor den politisch getriebenen Strompreisen in Europa kapitulieren. Von großer Bedeutung sind für das Königreich Saudi-Arabien auch die Bereiche der E-Fuels und des grünen Wasserstoffs.

Der saudische Energieminister Abdulaziz bin Salman Al Saud will die günstige Energie auch für die Herstellung von grünem Stahl, grünem Aluminium und grünem Dünger einsetzen. Mit E-Fuels und grünem Wasserstoff plant man zudem, perspektivisch den Markt in Europa zu erobern.



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