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Hohe Abgaben, drohender Streik

Lufthansa will 4.000 Stellen streichen - Kapazität verharrt bei Vor-Corona-Niveau

Die Lufthansa will bis 2030 überwiegend in Deutschland rund 4.000 Stellen abbauen. Der Fokus des Abbaus liege auf der Verwaltung, nicht den „operativen Rollen“, erklärte der Konzern. Verschiedene Fluggesellschaften des Konzerns – wie Airlines Swiss, Austrian, Brussels Airlines – sollen enger zusammengefasst und zentral gesteuert werden.

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Die Lufthansa liegt in der angebotenen Kapazität und Produktivität weiterhin unter dem Niveau von 2019.

Foto: Arne Dedert/dpa

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Der Lufthansa-Konzern will bis zum Ende des Jahrzehnts 4.000 Stellen in der Verwaltung abbauen. Der „überwiegende Teil“ davon solle in Deutschland wegfallen, teilte das Unternehmen am Montag mit.
Das solle „in Abstimmung mit den Sozialpartnern“ erfolgen. Der Fokus liege dabei auf den administrativen und nicht den operativen Rollen, hieß es weiter.
Ersetzt werden sollen die Tätigkeiten unter anderem durch Digitalisierung und einen vermehrten Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Außerdem prüfe man, „welche Tätigkeiten zum Beispiel aufgrund von Doppelarbeiten in Zukunft nicht mehr wie bisher erforderlich sein werden“, so der Konzern.
Auf ihrem heutigen Kapitalmarkttag in München stellt die Lufthansa den Investoren und Analysten ihre „strategische Ausrichtung“ vor und veröffentlicht ihre Finanzziele.

Lufthansa stockt auf Niveau von vor 2019

Die Fluggesellschaft hatte sich bislang nicht komplett von der Corona-Zeit erholen können und liegt in der angebotenen Kapazität und Produktivität noch unter dem Niveau von 2019. Damals hatte der Konzern bereits Zehntausende Stellen gestrichen.
Eine entscheidende Rolle spielen dabei hohe staatliche Flughafengebühren und -abgaben, welche die Airlines auf deutschen Flugplätzen stark belasten. Fluggesellschaften reduzieren ihr Angebot für Deutschland und fliegen verstärkt andere Städte Europas an.
Mitte September gab die Lufthansa bekannt, dass zentrale Funktionen ihrer Airlines zusammengeführt werden sollen. So sollen die Flugnetze der Kurz- und Mittelstrecke von Lufthansa, Swiss, Austrian und Brussels Airlines ab Januar 2026 gebündelt gesteuert werden.

Zentrale Steuerung

Die verschiedenen Fluggesellschaften des Konzerns sollen enger zusammengefasst und zentral gesteuert werden. Neben der kriselnden Kernmarke Lufthansa betreibt das Unternehmen die Airlines Swiss, Austrian sowie Brussels Airlines und ist Minderheiteneigner der italienischen Ita.
Die Direktfluggesellschaft Eurowings werde ebenso gestärkt wie die Logistik und das Wartungsgeschäft, das sich im Wachstumsfeld Verteidigung etablieren soll.
Ziel aller Maßnahmen sei es, das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen und nachhaltig attraktive Renditen für die Aktionäre zu erzielen. Die Aktionäre könnten weiterhin mit einer Dividende in Höhe von 20 bis 40 Prozent des Konzerngewinns rechnen.
Für die Lufthansa war 2024 schwierig verlaufen. Das Unternehmen hatte zwar einen Rekordumsatz von 37,6 Milliarden Euro verbucht, der Betriebsgewinn sank jedoch deutlich um 2,7 Milliarden Euro auf rund 1,65 Milliarden Euro. Der Konzern führte das unter anderem auf gestiegene Kosten und Streiks zurück.
Durch den Personalabbau will die Lufthansa nun ab 2028 jährlich 300 Millionen Euro Kosten einsparen. Sie will im Zeitraum 2028 bis 2030 eine bereinigte Betriebsmarge (EBIT) von 8 bis 10 Prozent erreichen – gegenüber 4,4 Prozent im Jahr 2024.
Die Lufthansa plant zudem die „größte Flottenmodernisierung in der Geschichte des Unternehmens“. Der Konzern erwarte bis 2030 mehr als 230 neue Flugzeuge, davon 100 Langstreckenflugzeuge.

Kommt der nächste Pilotenstreik?

Zunächst muss sich das Management mit einem drohenden Streik der Piloten beschäftigen. Am 30. September endet die Urabstimmung der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit.
Sie hat ihre Mitglieder bei der Lufthansa Kerngesellschaft und der Frachttochter Lufthansa Cargo aufgerufen, über einen Arbeitskampf zu entscheiden. Streitpunkt sind die Betriebsrenten. Lufthansa hatte die Forderungen als unbezahlbar abgelehnt.

ver.di: Luftverkehrspolitik „vernichtet lokale Arbeitsplätze“

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di kritisiert den geplanten Abbau von 4.000 Stellen. „Einen Kahlschlag am Lufthansa-Boden zulasten der Beschäftigten nehmen wir nicht hin“, erklärte Marvin Reschinsky von ver.di. „Dazu werden wir die anstehende Tarifrunde nutzen“, fügte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft hinzu.
Die Beschäftigten dürften nicht zu den Leidtragenden des Sparkurses bei dem Unternehmen werden. ver.di warnte, „weitere Maßnahmen zur Personalkostenabsenkung, etwa das Outsourcing von heimischen Arbeitsplätzen“, würden „bereits geplant“.
Laut ver.di sind bei Lufthansa rund 20.000 Mitarbeiter am Boden beschäftigt. Bei der zum Jahreswechsel startenden Tarifrunde für sie wolle die Gewerkschaft über eine Absicherung „sowie bei Bedarf über Personalabbauinstrumente sprechen, die betriebsbedingte Kündigungen verhindern“. Als Beispiel nannte ver.di die Wiedereinführung von Altersteilzeit.
Zugleich kritisierte die Gewerkschaft die deutsche und europäische Luftverkehrspolitik: „Immer höhere europäische und nationale Umweltstandards sowie eine steigende Steuer- und Abgabenlast, die ausschließlich zulasten deutscher und europäischer Airlines gehen, greifen den Kern des Lufthansa-Geschäftsmodells und damit die Existenzgrundlage der Airline an.“
Die deutsche und europäische Luftverkehrspolitik „vernichtet lokale Arbeitsplätze“, erklärte Reschinsky. Er forderte die Bundesregierung zum Umsteuern auf. (dpa/dts/afp/red)

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