Erdbeben verhalten sich wie Serienkiller – Erdstöße folgen „Teufelstreppen“-Muster

Weltweit scheint das Auftreten großer Erdbeben dem mathematischen Muster der "Teufelstreppe" zu folgen. Entgegen der bisherigen Meinung treten heftige Erdstöße nicht regelmäßig auf, sondern in Gruppen, zwischen denen lange Intervalle seismischer Ruhephasen liegen.
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Folgen Erdbeben einem bestimmten Muster? Forscher glauben in ihnen Verhaltensweisen eines Serienkillers erkannt zu haben.Foto: Oliver Berg/Symbol/dpa
Von 19. April 2020

Basierend auf bisherigen Forschungen gingen Wissenschaftler davon aus, dass Erdbeben mehr oder weniger periodisch auftreten, und dass es einen Zeitpunkt gibt, ab dem die Beben „überfällig“ sind.

Eine von der Seismologischen Gesellschaft Amerikas veröffentlichte Studie kommt jedoch zu dem Schluss, dass dies vor allem für kleine Erdbeben zutrifft. Die Forscher stellten fest, dass große Erdbebensequenzen – größere Erdbeben mit 6,0 oder mehr auf der Richter-Skala – oft stärker und spontaner sind als erwartet.

Starke Erdbeben können schnell aufeinander folgen oder für Jahre ruhen. Die unregelmäßige Zeitspanne zwischen den Ausbrüchen macht es schwieriger, eine durchschnittliche Wiederholungszeit und exakte Vorhersagen zu benennen. Erdbeben verhalten sich eher wie Serienkiller, die sich in ihre Morde hineinsteigern.

Erdbeben als Serienkiller

Mian Liu von der University of Missouri stieß auf das Muster in einer Studie über einen notorischen russischen Serienmörder. „Ich bin vor einigen Jahren auf dieses Thema gestoßen, als ich über das zeitliche Muster eines berüchtigten Serienmörders las. Andrei Chikatilo hat von 1979 bis 1990 in der ehemaligen Sowjetunion mindestens 52 Menschen getötet“, sagte der Forscher.

„Das Zeitmuster seiner Morde ist eine Teufelstreppe“, so Liu weiter. Die Studie versuchte in den Verstand des Verbrechers zu schauen und zu verstehen, wie Neuronen sich gegenseitig im Gehirn stimulieren. „Ich war fasziniert, weil mir klar wurde, dass Erdbeben auf ähnliche Weise funktionieren. Eine Tat könnte die Aktivität durch Stressübertragung stimulieren.“

Die „Teufelstreppe“ entspricht einer nicht-linearen mathematischen Funktion, bei der Ereignisse (Gesamtzahl der Beben, y-Achse) in Gruppen mit langen Ruhephasen (zeitliche Abfolge, x-Achse) auftreten können.

Die Teufelstreppe ist ein Fraktal, das von nicht-linearen dynamischen Systemen dominiert wird. Eine Veränderung eines Teils ändert das Verhalten des gesamten Systems. „Konzeptionell wissen wir auch, dass viele große Erdbeben gegen die Grundannahme des periodischen Erdbebenmodells verstoßen“, erklärt Wissenschaftler Liu.

Ähnlich der Teufelstreppe, in die sich ein Mörder hineinsteigert, gibt es bei Erdbeben Möglichkeiten für viele kleine Ereignisse, die die Erdstöße stärker oder häufiger machen.

„Kriminologische“ Zuordnung von Erdbeben

Wichtig ist demnach auch die Zuordnung und vor allem die Erkennung der Beben. Die Aufzeichnungen von Seismologen für große Erdbeben in einer Region enthalten möglicherweise zu wenige Aktivitäten. Für die Forscher bedeutet dieser Umstand, dass es schwieriger wird, zu erkennen, ob die wenigen Ereignisse in den Aufzeichnungen innerhalb eines Erdbebenclusters aufgetreten sind oder ob sie sich auch über Ruhephasen erstreckten.

Für Liu und sein Forschungsteam ist es also schwierig, die Erdbebenphasen zuordnen zu können. „Aus dem gleichen Grund müssen wir vorsichtig sein, wenn ein Ereignis gewissermaßen ‚überfällig‘ ist. Nur, weil die vom vorherigen Ereignis gemessene Zeit aufgrund von unvollständigen Aufzeichnungen eine ‚mittlere Wiederholungszeit‘ überschritten hat.“



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